zum Hauptinhalt

Sport: Energie Cottbus - Hertha BSC: Ohne Kunststücke nach oben

Im Mittelpunkt stehen stets die anderen. Vasile Miriuta zum Beispiel.

Von Karsten Doneck, dpa

Im Mittelpunkt stehen stets die anderen. Vasile Miriuta zum Beispiel. Der schießt schließlich die schönsten Tore. Oder Tomislav Piplica. Das ist der, der als Torwart so spektakulär fliegt, fängt und faustet. Oder auch Franklin Bitencourt. Ein Spaßvogel: der Brasilianer macht Stimmung auf dem Platz, animiert mit wilden Armbewegungen auch schon mal das Publikum zu lautstarker Unterstützung. Und Bruno Akrapovic? Der hat beim FC Energie Cottbus nach Piplica zwar die meisten Bundesligaeinsätze, taucht aber selten in den Schlagzeilen auf. Ein zuverlässiger Fußballprofi, aber höchst unauffällig. "Ich bin kein Typ, der Kunststücke auf dem Rasen vollführt oder wie wild drauflos dribbelt", urteilt Akrapovic über sich selbst. Seine Aufgabe besteht meist darin, auf die gegnerischen Spielmacher zu achten. Heute (15.30 Uhr) im Stadion der Freundschaft gegen Hertha BSC wird er wohl 90 Minuten lang über jeden Schritt von Dariusz Wosz wachen.

Die Karriere von Bruno Akrapovic neigte sich schon dem Ende zu. Beim damaligen Zweitligisten Tennis Borussia war er in der vorigen Saison von einem wirr und willkürlich strafenden Trainer Winfried Schäfer suspendiert worden. Akrapovic soll gesagt haben, er würde seinem Mannschaftskameraden, dem Stürmer Uwe Rösler, in Zukunft keinen Ball mehr zuspielen. Akrapovic bestreitet diese Äußerung. Bis heute. Nützte ihm aber nichts. Die letzten 15 Saisonspiele bei TeBe saß er auf der Tribüne. Kleiner Nebeneffekt des Rausschmisses: In zwölf der 15 Spiele ohne Akrapovic ging TeBe als Verlierer vom Feld.

Ein halbes Jahr Fußball-Zwangspause - Akrapovic, überaus ehrgeizig, muss sich da gefühlt haben wie die Hauskatze ohne Fressnapf: hungrig und kaum Chancen, etwas dagegen zu tun. 33 Jahre ist er alt. So einer hat die Kicker-Zukunft eigentlich schon hinter sich. Akrapovic hatte das Zeug für die Bundesliga, kam aber nie dort an. Göttingen, Celle, Wolfsburg, Mainz - das waren einige seiner Stationen. Provinz halt. Aus dem TeBe-Training ist eine Geschichte überliefert, in der Kotrainer Stefan Mücke Akrapovic mal provozierend lustlos herumtraben sah, ihn deshalb zu sich zitierte und dann scheinheilig fragte: "Wie viel Bundesligaspiele hast du eigentlich gemacht." Akrapovic antwortete wahrheitsgemäß: "Keins." Und dann soll der bitterböse Zusatz gekommen sein: "Aber Sie sind ja auch nur Kotrainer in der Zweiten Liga."

Akrapovic ist unbequem. Er lässt sich nichts gefallen. Im Privatleben nicht. Und schon gar nicht auf dem Fußballplatz. Unerschütterlich glaubt der Bosnier an seine Stärken. "Ich wusste, es geht auch wieder aufwärts", sagt Akrapovic heute rückblickend. Und behielt Recht.

Er ist angekommen in der Bundesliga. Ein Spätstarter. Wie er auf Anhieb den Sprung von der Zweitliga-Tribüne in die Stammelf eines Erstligisten geschafft hat? Akrapovic kann sich da einen Seitenhieb auf seinen ehemaligen TeBe-Trainer Winfried Schäfer nicht verkneifen. "Wenn ich während meiner Suspendierung mit meinem Sohn gespielt habe, hat das oft mehr für meine Fitness gebracht, als das beim TeBe-Training der Fall war", lästert Akrapovic. Sein Filius Aaron ist ganze sechs Jahre alt.

Die Leistungsdifferenz zwischen Zweiter Liga und Bundesliga jagte Akrapovic keinen Schrecken ein. "Da wird doch auch nur Fußball gespielt - wie überall", sagt er. Die rustikale Spielweise des FC Energie kommt seinem eigenen Stil entgegen. "Die Mannschaft passt einfach zu mir", stellt Akrapovic fest. "Bei uns wird viel Wert gelegt aufs Kämpferische und Läuferische."

Und den Beifall in Cottbus mögen ruhig die Miriutas und Piplicas einheimsen. Bruno Akrapovic hat nur eines im Sinn: nicht verlieren. "Über Niederlagen", sagt er, "könnte ich mich totärgern."

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false