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England: Fußball-Verband sucht schon Nachfolger

Die Affäre um Teammanager Sven-Göran Eriksson sorgt im englischen Fußball weiterhin für Wirbel. Nach dem peinlichem Fauxpas mit einem falschen Scheich wurde der Schwede zum Rapport bestellt.

London/München - Die Club- Manager der Premier League reagierten empört auf Erikssons Enthüllungen und bereiten einen Beschwerdebrief an die FA vor. «Es ist nicht zu akzeptieren, dass der Nationaltrainer öffentlich darüber spricht, einen Vereinskollegen abzulösen, so lange er noch im Amt ist», sagte Aston Villas Fußballchef David O'Leary.

Eriksson war einem als Scheich getarnten Reporter des Sonntagsblattes «News of the World» in die Interview-Falle getappt und hatte dabei allerlei Indiskretionen über die Nationalspieler ausgeplaudert. Bei Kapitän David Beckham und Co. hat sich der Fußballlehrer inzwischen entschuldigt, für den englischen Verband und die Bosse der Premier League ist der Fall aber noch nicht erledigt.

In einer öffentlichen Erklärung sicherte die FA dem Coach «weiterhin volle Unterstützung» zu, um die Vorbereitungen auf die Weltmeisterschaft nicht zu stören. Doch Erikssons Ankündigung, nach der WM seinen Job als Nationaltrainer zwei Jahre vor Vertragsende vorzeitig zu beenden, hat in der Verbandszentrale am Londoner Soho Square Handlungsbedarf ausgelöst. «Es ist ein offenes Geheimnis, dass Sven nach der WM geht, deshalb müssen wir so schnell wie möglich die Suche nach einem Nachfolger starten», hieß es aus FA-Kreisen.

Nach einem ersten Treffen mit FA-Generalsekretär Brian Barwick zu Wochenbeginn sollen Eriksson und sein Manager Athole Still bei einer weiteren Sitzung in den kommenden Tagen im Beisein des FA- Vorsitzenden Geoff Thompson und FA-Direktor David Davies die Karten auf den Tisch legen. «Sven muss uns seine Zukunftspläne mitteilen, wir können nicht erst nach der WM nach einem neuen Coach suchen», zitierte das Boulevardblatt «Daily Mirror» einen Verbands-Funktionär. Mit einer hohen Abfindung werde Eriksson, dessen Jahresgehalt auf umgerechnet 6,5 Millionen Euro geschätzt wird, nicht rechnen können.

In der Premier League sorgte Erikssons Ankündigung, er werde nach der WM den Erstligisten Aston Villa übernehmen, für helle Aufregung. Nachdem sich Villa-Boss O'Leary bereits bei der Vereinigung der Liga- Manager (LMA) über die Kommentare des Schweden beklagt hat, bereitet LMA-Chef John Barnwell eine offizielle Beschwerde bei der FA vor und verlangt, dass der Verband disziplinarische Maßnahmen ergreift. «Ich hoffe, dass Sven aus dem Vorfall seine Lehren zieht. Was er getan hat, war naiv», sagte Alan Curbishley. Der Manager von Charlton Athletic gilt als möglicher Nachfolger von Eriksson.

Die Befürchtungen der Premier League, dass der Teammanager unbeschadet davon kommt, ist nicht unbegründet. Im Juli 2004, wenige Wochen nach der Europameisterschaft in Portugal, sorgte Erikssons Seitensprung mit einer Sekretärin für Schlagzeilen. Der Verband verzichtete aber auf Konsequenzen, zumal auch der damalige Generalsekretär Mark Palios in die Sex-Affäre verwickelt war. (Von Gerd Münster, dpa)

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