zum Hauptinhalt

Sport: England meidet die Deutschen

Nach dem 2:2 gegen Schweden spielen Beckham & Co. nun gegen Ekuador

Der Kölner an sich ist ein sehr heimatverbundener Mensch, er schätzt seine lokalen Eigenheiten, sein Bier, seinen Dom und seine Musik, und die Besucher aus aller Welt dürfen daran ruhig teilhaben. Gestern Abend, 20 Minuten vor dem Anpfiff des WM-Spiels Schweden gegen England, bestimmten ausschließlich die Gäste das Musik- und Unterhaltungsprogramm. Neben den Holländern stellen die Schweden und Engländer die wohl größten Fan-Kontingente bei dieser Fußball-Weltmeisterschaft, gestern in Köln bildeten die weiß-roten Engländer eine überraschend deutliche Übermacht. Auf dem Feld fiel die Angelegenheit eine Halbzeit lang ebenso eindeutig aus. Am Ende aber schafften die Schweden ein verdientes 2:2 (1:0)-Unentschieden.

Die Engländer können gegen die Schweden offensichtlich nicht gewinnen. In letzter Minute erzielte Henrik Larsson den Ausgleich, nachdem der eingewechselte Steven Gerrard die Engländer erst fünf Minuten zuvor zum zweiten Mal in Führung geschossen hatte. Englands letzter Sieg gegen die Skandinavier liegt 38 Jahre zurück. Doch auch das Unentschieden reichte den Engländern, um Platz eins in der Gruppe B zu behaupten, der sie im Achtelfinale vor dem Aufeinandertreffen mit WM-Gastgeber Deutschland bewahrt. England spielt nun gegen Ekuador, Schweden trifft am Samstag auf die Deutschen.

Für die Engländer gab es schon beim Anpfiff eine positive Nachricht. 52 Tage nach seinem Mittelfußbruch stand Wayne Rooney erstmals wieder in der Anfangself. Die Freude darüber, dass Englands schwedischer Trainer Sven-Göran Eriksson sein bevorzugtes Sturmduo aufbieten konnte, währte allerdings nicht einmal eine Minute. Beim ersten Angriff der Engländer knickte Rooneys Sturmpartner Michael Owen um und musste mit einer Knieverletzung ausgewechselt werden.

Die Hoffnungen der Engländer ruhten nun noch stärker auf Rooney. „England ist mit Rooney eine ganz andere Mannschaft“, hatte Eriksson vor dem Spiel gesagt. „Wenn er hundertprozentig fit ist, ist er in allem perfekt.“ Das ist er offensichtlich noch nicht. Nach knapp 70 Minuten musste Rooney vom Feld. Eriksson brachte an seiner Stelle Gerrard, einen Mittelfeldspieler, um das Unentschieden zu sichern – und hätte beinahe, wohl eher unbeabsichtigt, den Sieg eingewechselt. Fünf Minuten vor Schluss erzielte Gerrard das 2:1 für England.

In der ersten Halbzeit versuchten die Engländer immer wieder, ihren schnellen und schussstarken Stürmer einzusetzen; mehr als eine gute Chance besaß Rooney jedoch nicht. Nach einer knappen halben Stunde ließ er im schwedischen Strafraum den kantigen Olof Mellberg aussteigen, sein Schuss aber wurde von Teddy Lukic abgeblockt. An Englands Führungstreffer zehn Minuten vor der Pause war Rooney nicht beteiligt. Nach einer Kopfballabwehr landete der Ball 28 Meter vor dem schwedischen Tor bei Joe Cole. Er stoppte ihn mit der Brust und schickte ihn dann volley derart präzise ins Toreck, dass Schwedens Torhüter Andreas Isaksson trotz seiner Körperlänge von 1,99 Metern keine Abwehrchance hatte.

Die Schweden konnten sich in der ersten Halbzeit keine einzige Chance erspielen. Englands Defensive hatte wenig Mühe, den Gegner weit vom eigenen Tor fern zu halten. In der zweiten Halbzeit stellten die Schweden daher erfolgreich ihr System um: Sie spielten statt Fußball nun Eckball. Gleich die erste Ecke nach der Pause brachte ihnen den Ausgleich ein. Der frühere Rostocker Marcus Allbäck verlängerte die Hereingabe von Tobias Linderoth zum 1:1, sein vermeintlicher Gegenspieler David Beckham hatte ihm dabei freundlicherweise den Rücken frei gehalten.

Das Mittel erwies sich als so wirkungsvoll, dass die Schweden es gleich noch einmal versuchten, und beinahe hätten die Engländer das Barcelona-’99-Gefühl der Bayern kennen lernen müssen: Nur fünf Minuten nach dem Ausgleich, bei der zweiten Ecke nach der Pause, landete ein Kopfball von Henrik Larsson an der Latte, bei der dritten traf Mellberg mit einem Drehschuss das Lattenkreuz, und bei der vierten rettete Gerrard gegen Källströms Schuss auf der Linie.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false