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ABM bei QPR. Djibril Cissé und Kollegen lassen es sich in London gutgehen - nur auf dem Platz läuft es nicht nach Wunsch.

© AFP

Englische Premier League: Bei QPR ist jeden Tag Weihnachten

Die Queens Park Rangers werfen mit Geld um sich, doch die Spieler versagen in der Premier League auch beim 1:2 gegen West Bromwich Albion am Boxing Day.

London - Die U-Bahn-Fahrer streiken, natürlich, der Fußball-Spielplan beglückt mit eher unterdurchschnittlich aufregenden Paarungen. Aber das ganze Land schreit trotzdem: „Gott sei Dank!“ Nach dem 25. Dezember, dem einzigen Tag im Jahr, an dem in England die Geschäfte geschlossen bleiben und an dem die distanzierten Briten unglücklich im Kreis der Familie festhängen, rollte in den Stadien am Mittwoch wieder der Ball. Die Partien am Boxing Day bieten einen prima Vorwand, wieder an die frische Luft zu kommen.

Die Zeit zwischen den Jahren gilt in der Premier League als wegweisend für den weiteren Saisonverlauf, die Queens Park Rangers müssen hoffen, dass sie in diesen Tagen einen neuen Weg einschlagen. Das Team von Trainer Harry Redknapp verbrachte die Feiertage auf dem vorletzten Tabellenplatz – die Spieler scheint das allerdings nur bedingt zu stören. Seit der malaysische Millionär Tony Fernandes den Klub führt, ist für die Belegschaft quasi jeden Tag Weihnachten. Fernandes hat sich vom kürzlich gefeuerten Coach Mark Hughes und diversen Beratern eine Bande grotesk überteuerter Profis aufschwatzen lassen. Rechtsverteidiger José Bosingwa beispielsweise verdient 8,3 Millionen Euro im Jahr. Wobei „verdient“ das falsche Wort ist: Vorige Woche hatte der Portugiese keine Lust, sich auf die Bank zu setzen und fuhr lieber nach Hause.

„Es gibt hier viele Spieler, die viel zu viel Geld für das bekommen, was sie sind“, schimpfte Redknapp, „ein Verein mit 18 000 Zuschauern sollte nicht solche Gehälter zahlen.“ Der 65-Jährige weiß, wovon er spricht. Dem FC Portsmouth, mit einem 22 000-Zuschauer-Stadion gesegnet, hinterließ er nach drei Spielzeiten in Amt einen völlig aufgeblähten Kader, zwei Jahre später ging der Klub pleite.

West Bromwich Albion, QPRs Gegner am gestrigen Boxing Day, macht es in dieser Saison besser. Die eher namenlose Mannschaft aus den Midlands ist seriös finanziert und hält bisher überraschend Kontakt zu den Champions-League-Plätzen. Coach Steve Clarke hätte als langjähriger Assistent von José Mourinho beim FC Chelsea allerdings eigentlich die Verkehrsverhältnisse in West-London besser einschätzen müssen. Der Mannschaftsbus von West Brom blieb im Schnäppchenjäger-Stau stecken, der Anpfiff musste um fünfzehn Minuten verschoben werden. Das Spiel kam auch nicht von der Stelle. Die Rangers vertrauten auf Geistesblitze des marokkanischen Spielmachers Adel Taarabt, der sich aber in unzähligen Einzelaktionen verlor. West-Broms Chris Brunt machte es besser und traf aus nach einer knappen halben Stunde zum 1:0, QPR-Keeper Robert Green war machtlos.

Von den Gastgebern kam überhaupt nichts. Der Auftritt der Londoner erinnerte an den eines übel verkaterten Pub-Teams. Und auch das 2:0 von West Brom kann man so ähnlich Woche für Woche auf englischen Bolzplätzen bewundern: Marc-Antoine Fortuné durfte Torwart Green so lange ungestraft bedrängen, bis dieser einen Kopfball ins eigene Tor bugsierte. Das Torhüter in England nicht mal an Weihnachten im Fünfmeterraum heilig sind, hätte der Ex-Nationaltorwart wissen müssen. Djibril Cissé schaffte für QPR nur noch das 1:2. Fernandes wird im Januar noch ein paar überteuerte Spieler mehr holen müssen, wenn sein Klub nicht bald der finanzstärkste Absteiger Europas sein will.Raphael Honigstein

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