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Sport: Englische Premier League: Gegen die Erfolgsmaschine

Die erste Runde ging an den Herausforderer: Der FC Liverpool gewann am vergangenen Wochenende gegen Manchester United den "Charity Shield". Beim 2:1-Erfolg handelte es sich allerdings nur um eine sportlich weitgehend wertlose Wohltätigkeitsveranstaltung, das traditionelle Match zwischen dem Meister und dem Pokalsieger der Vorsaison, gedacht als Einstimmung auf die neue Saison, die am Samstag beginnt.

Die erste Runde ging an den Herausforderer: Der FC Liverpool gewann am vergangenen Wochenende gegen Manchester United den "Charity Shield". Beim 2:1-Erfolg handelte es sich allerdings nur um eine sportlich weitgehend wertlose Wohltätigkeitsveranstaltung, das traditionelle Match zwischen dem Meister und dem Pokalsieger der Vorsaison, gedacht als Einstimmung auf die neue Saison, die am Samstag beginnt. Liverpool tat der Erfolg dennoch gut. Der Klub brennt mehr denn je darauf, nach 1990 endlich wieder Englischer Meister zu werden.

Stürmerstar Michael Owen, der einen neuen Fünf-Jahres-Vertrag bei Liverpool unterzeichnen soll, war damals gerade zehn Jahr alt. Nun sagt er: "Es wird schwierig, die vergangene Saison zu toppen. Aber ich würde unsere drei Titel gerne gegen die Meisterschaft tauschen." Im vergangenen Jahr holte Liverpool den Uefa-Pokal, FA-Cup und Ligapokal. Die Jagd auf ManU hat der Jungstar längst eröffnet: "Wir haben diesmal eine gute Chance, uns Manchester United zu schnappen." Dabei hat sich Liverpool in diesem Sommer am Transfermarkt durchaus zurückgehalten, nur der norwegische Nationalspieler John Arne Riise und das tschechische Talent Milan Baros wurden für vergleichsweise bescheidene Summen gekauft. Christian Ziege schob man nach nur einer Saison an Tottenham Hotspur ab. Damit stehen noch zwei ehemalige Bayern-Spieler, Dietmar Hamann und Markus Babbel, in Liverpool unter Vertrag.

Klarer Favorit auf die Meisterschaft bleibt aber Manchester United. Zu groß fiel die Überlegenheit der Mannschaft von Coach Alex Ferguson in der vergangenen Saison aus. Mit deprimierender Leichtigkeit wurde ManU zum dritten Mal in Folge Meister und holte in den vergangenen zehn Jahren sieben Premier-League-Titel. Es soll die letzte Saison unter der Leitung von Sir Alex sein, der 1986 zu dem Verein stieß und ihn in eine sportliche wie wirtschaftliche Erfolgsmaschine wandelte. So nahm Manchester United im vergangenen Jahr über 70 Millionen Mark alleine durch den Verkauf der Vereinstrikots, Videos, Kalender, Bettwäsche und vieler anderer Devotionalien ein. Seit Jahren führen die Engländer die Liste der reichsten Klubs der Welt souverän an und bieten in Europa nach wie vor die einzige Fußballaktie, die noch oberhalb des Emissionskurses rangiert.

Das Aus in der vergangenen Saison im Viertelfinale der Champions League gegen den FC Bayern München stachelte Fergusons Ehrgeiz an. Für rund 150 Millionen Mark wurden der argentinische Mittelfeldstar Juan Sebastian Veron von Lazio Rom und der niederländische Stürmer Ruud van Nistelrooy (PSV Eindhoven) gekauft. Ein klares Zeichen, dass der 59-jährige Sir Alex mit einem Paukenschlag in Rente gehen möchte. Es zeigt aber auch, welch gewaltige Summen mittlerweile im englischen Fußball möglich sind. Seit der Medienzar Rupert Murdoch mit Live-Fußball seinen angeschlagenen Pay-TV-Sender Sky hochpäppelte, fließen die Gelder in ungeahntem Ausmaß.

Doch an diesem Samstag werden die Fans eine kleine TV-Revolution erleben. Der kommerzielle Sender ITV, der kostenlos über Antenne zu empfangen ist, hat die Zweitverwertungsrechte von Sky erstanden. Der frei empfangbare Fußball rückt damit von 22.30 Uhr auf 19 Uhr vor. "Die ganze Familie kann zusammenkommen und gucken", sagt ITV-Sportchef Barwick. "Gott helfe denen, die keinen Fußball mögen", unkte dagegen die Tageszeitung "Guardian" über die neue Sendezeit. Ein Quoten-Desaster wie zuletzt für die Sat1-Sendung "ran" wird allerdings nicht erwartet.

Moritz Forcher

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