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© dpa

Englischer Fußball: Gelassenheit nach dem Aufruhr

Am Freitagnachmittag schlägt für John Terry die Stunde der Wahrheit – wenn er es denn will. Fabio Capello wird in einem persönlichen Gespräch klären, ob Chelseas Verteidiger nach seiner Affäre mit der ehemaligen Freundin von Nationalmannschaftskollege Wayne Bridge (jetzt Manchester City) weiter als Kapitän tragbar ist.

Aus Italien war zu hören, dass der Pragmatiker Capello dazu tendiert, den 29-Jährigen im Amt zu belassen, solange ihn Terry restlos über diesen sowie andere Fehltritte aufklärt. Nichts wäre für Capello peinlicher, als nach einer Entscheidung für seinen Kapitän von neuen Enthüllungen überrascht zu werden. „News of the World“, jenes Blatt, das in der Vorwoche über Terrys Verhältnis mit Vanessa Perroncel berichtete, hat dem Vernehmen nach noch eine zweite Affäre mit einer verheirateten Spielerfrau aufgedeckt.

Capello verlangt von seinen Schützlingen zwar untadeliges Auftreten, weist der Kapitänsbinde aber bei Weitem nicht jene mystische Symbolkraft zu, die sie in England seit dem Gewinn der Weltmeisterschaft 1966 mit dem legendären Spielführer Bobby Moore genießt. Sportminister Gerry Sutcliffs Einlassung („Terry ist ein guter Kapitän, aber er trägt darüber hinaus größere Verantwortung für sein Land“) steht stellvertretend für diese traditionelle Überhöhung des Amtes. In England wird die Debatte um die Vorbildfunktion von Sportlern gerne besonders vehement geführt, doch abseits des meist gespielten Aufruhrs in den Zeitungen obsiegt schnell wieder britische Gelassenheit.

Auch Terry hat Englands Fußball schon allerhand nachgesehen; sein Sündenregister reicht von betrunkenen Abenden in Striplokalen und Affären mit Teenie-Fans bis zu einer privaten Gästetour über Chelseas Trainingsgelände, für die er 10.000 Pfund Strafe zahlen musste. Terry dürfte einigermaßen unbeschadet aus der Sache kommen, falls er sich öffentlich entschuldigt. Für Terry spricht, dass in der Nationalmannschaftskabine über das unschöne Thema nüchterner diskutiert wird, als man zunächst annehmen könnte. Bridge, der momentan am Knie verletzte Verteidiger, wird bei der WM nur als Ersatzmann gebraucht; Terry dagegen ist unentbehrlich.

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