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Sport: Enthalten für Deutschland Charles Dempsey

ist gestorben

Der Mann, dem die Deutschen ihr Sommermärchen 2006 maßgeblich zu verdanken haben, ist tot. Charles Dempsey, der langjährige Präsident des Fußballverbandes Ozeanien (OFC), ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Bei der Vergabe der WM-Endrunde nach Deutschland hatte er im Jahr 2000 durch seine Stimmenthaltung die Entscheidung der Fifa-Exekutive entscheidend beeinflusst. Nur durch die Enthaltung Dempseys kam es damals zu einer 12:11-Entscheidung für Deutschland zu Ungunsten Südafrikas.

Vor der finalen Abstimmung in Zürich war Dempsey zwischen alle Fronten geraten. Nachdem er in den ersten beiden Wahlgängen noch für England gestimmt hatte, machte er sich beim finalen Entscheid zwischen Deutschland und Südafrika aus dem Staub. Zum Skandal wurde dabei, dass Dempsey die Anweisung seines Kontinentalverbandes, seine Stimme Südafrika zu geben, missachtete. Dempsey machte vier Tage nach der Vergabe einen „nicht tolerierbaren Druck durch einflussreiche europäische Interessengruppen“ für seine Enthaltung verantwortlich. Dempsey weigerte sich standhaft, konkret zu beantworten, welche Köpfe sich hinter den „europäischen Interessengruppen“ verbargen. „Es waren diese Personen am Rande, nicht die Offiziellen und schon gar nicht Franz Beckenbauer“, war alles, was er je dazu verlauten ließ. Doch auch der deutsche WM-Botschafter Beckenbauer hatte versucht, Dempsey für sich zu gewinnen. Im Mai 2000 kam es auf Samoa zu einem Treffen der beiden Golf-Freunde. Bei dieser Gelegenheit soll ihn Beckenbauer auf ein Votum für Deutschland als Ausrichter der WM eingeschworen haben.

Der Schotte Dempsey war 1952 nach Neuseeland umgesiedelt. Südafrika hat ihm nach eigenen Worten seine Enthaltung, die zum WM-Zuschlag für Deutschland führte, verziehen. „Ich würde wieder genauso handeln“, sagte Dempsey 2005. Angesichts seines hohen Alters hatte er schon vorausgesagt, dass die WM 2006 seine letzte war und er in Südafrika nicht dabei sein werde: „Ich werde von oben zuschauen.“Gereon Detmer

Gereon Detmer

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