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Umstritten. Noch hat Chris Froome gut lachen, ein Tour-Aus würde ihn allerdings treffen.

© AFP

Endgültige Entscheidung fällt am Dienstag: Froome darf wohl nicht bei der Tour de France starten

Laut der französischen Zeitung "Le Monde" hat Chris Froome den Kampf um seine Teilnahme am weltweit wichtigsten Radrennen vorerst verloren.

Über den Tour-Start von Chris Froome entscheiden am Dienstag drei Juristen. Nachdem der Tour-de-France-Veranstalter ASO den viermaligen Sieger und Gewinner des Giro d'Italia mit einem Startverbot belegt hatte, kommt es vier Tage vor dem Beginn der 105. Frankreich-Rundfahrt am 7. Juli in Noirmoutier zur Verhandlung vor dem Schiedsgericht des Französischen Olympischen Komitees (CNOSF). Für ihr Vorgehen machten die Organisatoren nach Informationen der Tageszeitung „Le Monde“ den Artikel 28 der Statuten des Radsport-Weltverbandes UCI geltend.

Danach ist den Veranstaltern „ausdrücklich das Recht vorbehalten, ein Team oder einen Fahrer auszuschließen, der durch seine Anwesenheit dem Ansehen oder Ruf der Rundfahrt Schaden zufügen könnte“. Ob das nur als Imponiergehabe der ASO zu werten sein wird, muss sich zeigen. Mit dem Paragrafen 28 hatten die Tour-Chefs schon einmal vor neun Jahren im Fall Tom Boonen 2009 schlechte Erfahrungen gemacht. Der belgische Radprofi war mehrfach mit Kokain erwischt worden und sollte vom Start abgehalten werden. Das gelang nicht - diesmal könnte es ähnlich ausgehen.

Offiziell ist es kein Dopingfall

Das CNOFS-Schiedsgericht hatte vor neun Jahren das Teilnahme-Verbot gegen Boonen kurz vor dem Tourstart aufgehoben. Dieselbe Kammer soll am 3. Juli über die Berechtigung der Startverweigerung Froomes entscheiden. Das Sky-Team sei zuversichtlich, dass ihr umstrittener Kapitän starten könne, meldete die BBC. „Wir sind sicher, dass er am Start steht“, zitierte die Interneplattform „Cycling-news“ am Sonntag einen Sky-Sprecher.

Der 33 Jahre alte Brite war im September 2017 in Spanien vor seinem späteren Vuelta-Sieg mit einem erhöhten Wert des Asthmamittels Salbutamol aufgefallen. Seitdem ist das Verfahren schwebend. Er darf aber nach den Statuten der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA weiterfahren - bis der Weltverband UCI die Untersuchungen abgeschlossen hat. Bei Präzedenzfällen der Italiener Alessandro Petacchi (2008/zehn Monate Sperre) und Diego Ulissi (2014/neun Monate) kam es zu Sanktionen.

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Der Seriensieger versucht seit Monaten mit Hilfe von Anwälten und Medizinern, seine erhöhten Werte vom 7. September 2017 plausibel zu erklären und Doping-Absichten auszuschließen. Damit sind vor allem Juristen einer Londoner Nobel-Kanzlei betraut, die 2012 vergeblich versucht hatten, den Doper Alberto Contador vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS reinzuwaschen.

Froome schließt Manipulation aus

Salbutamol ist bis zum Grenzwert 1000 Nanogramm pro Milliliter Urin erlaubt. Der offensichtlich oder angeblich an Asthma leidende Froome hatte bei der Vuelta am Tag seines grandiosen Sieges auf dem Los Machucos knapp den doppelten Wert (1920) aufgewiesen. Eine Einnahme des Asthma-Mittels zu Manipulationszwecken hatte Froome stets ausgeschlossen und zuletzt sein Startrecht noch einmal vehement verteidigt. Am Tag vor der positiven Kontrolle hatte Froome auf der schweren Bergetappe 1:46 Minuten auf den Tagessieger und nicht viel weniger auf seine direkten Konkurrenten Vincenzo Nibali und Contador verloren.

Der erhöhte Wert des in Kenia geborenen Briten war erst mehrere Wochen nach der erfolgten Kontrolle öffentlich geworden - auf Nachfrage der Zeitungen „Guardian“ aus England und „Le Monde“ aus Frankreich. Deshalb hatte Froome noch unbehelligt bei der WM in Norwegen starten und Bronze im Zeitfahren holen können. Der Brite startete - offenbar ohne schlechtes Gewissen und trotz erheblichen Gegenwindes durch protestierende Konkurrenten und Funktionäre - bei der Ruta del Sol, Tirreno-Adriatico, der Alpen-Tour und dem 101. Giro.

Bei der Italien-Rundfahrt hatte er seinen bis dahin führenden Landsmann Simon Yates mit einem sagenhaften Solo über 80 Kilomter am drittletzten Tag noch aus dem Rosa Trikot gefahren. Damit hatte er nach der Tour und der Vuelta 2017 seine dritte große Länder-Rundfahrt in Serie gewonnen.

Ex-Radprofi fordert Tour-Streik

Ab 7. Juli wollte der Kapitän des mit rund 30 Millionen Euro ausgestatteten britischen Star-Ensembles zum fünften Mal die Tour gewinnen. Damit wollte Froome in den exklusiven Club der Fünffach-Sieger zu Jacques Anquetil, Eddy Merckx, Bernhard Hinault und Miguel Indurain eintreten. Hinault hatte zuletzt sogar die Froome-Konkurrenten zu einem Tour-Streik gegen dessen Start gefordert.

Zuletzt hatten die deutschen Topprofis Marcel Kittel und John Degenkolb auf die komplizierte Rechtslage hingewiesen. „Dieses Zeitspiel stößt vielen Leuten übel auf, und ich finde es auch nicht in Ordnung. Eine, nennen wir es Schutzsperre, und Fristen würden hier schon sehr viel helfen“, meinte Kittel. „Man sollte nicht vergessen, dass sich das Team Sky der Transparenz und einem sauberen Sport verschrieben hatte und hier die Chance da gewesen wäre, für diese Werte einzutreten und bis zur Klärung auf einen Start zu warten.“

Die Verzögerung der Entscheidung im Fall Froome sei nicht zu erklären und wirke „kontraproduktiv zur Wahrnehmung des Sports“, hatte Degenkolb gesagt. (dpa)

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