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Sport: Entscheidung im Dezember

Warum nicht Leverkusens Spiel live übertragen wurde

Rainer Calmund trägt ja jetzt so ein komisches Bärtchen. Und als er dann am Mittwochabend auch noch eine dicke Pudelmütze auf dem Kopf hatte, da sah der Manager von Bayer Leverkusen fast schon drollig aus. Leider durfte er in der ARD erst sehr spät sagen, wie froh er ist, dass Leverkusen im DFB-Pokal nicht an Unterhaching, dem Regionalligisten, gescheitert ist. Das Spiel von Bayer Leverkusen gegen den Angstgegner Unterhaching lief als Aufzeichnung, nach der Live-Übertragung des Bundesligisten-Duells 1860 München gegen Werder Bremen. Interessierte das wirklich? 1860 gegen Werder? Hat nicht jeder auf die Zitterpartie von Leverkusen gewartet? Und darauf, ob Trainer Toppmöller seinem Rausschmiss noch näher kommt? Wäre es nicht besser gewesen, die ARD hätte umgeschwenkt und die viel interessantere Partie live übertragen?

Schon. Ging aber nicht. Oder, besser gesagt: Der Aufwand wäre nicht vertretbar gewesen, erklärt Karl-Günther Wollscheidt, Programmgeschäftsführer in der ARD-Sportkoordination in München. „Das Problem ist, dass wir uns sehr frühzeitig festlegen mussten. Die Entscheidung für dieses Spiel fiel schon Mitte Dezember.“ Damals war Bremen Bundesliga-Zweiter und 1860 München Dritter. Und Unterhaching halt nur irgendein Regionalligist. „Der Deutsche Fußball-Bund macht da gewisse Vorgaben. Da geht es um den Spielplan, um Polizeivorgaben und um andere Dinge, deshalb müssen wir uns so früh festlegen“, sagt Wollscheidt. Rein technisch wäre es kein Problem gewesen, das nötige Equipment ins Unterhachinger Stadion zu transportieren. Obwohl da schweres Gerät zu transportieren gewesen wäre. Beim Spiel 1860 gegen Bremen waren 21 Kameras im Einsatz. Aber diese Kameras standen schon seit Dienstag im Münchner Olympiastadion, weil an dem Tag die Partie Bayern München gegen den 1. FC Köln live übertragen wurde. „Da spielte bei der Planung natürlich auch eine Rolle, dass wir diese Kameras stehen lassen konnten“, sagte Wollscheidt.

Dass beim Schwenk auf die Zuschauertribünen an beiden Tagen fast nur leere Ränge übertragen wurden, gut, das ist halt Pech. „In München ist bei solchen Spielen das Stadion immer gähnend leer“, sagt Wollscheidt. Außerdem war das Wetter hundsmiserabel. Aber zu einem grundsätzlichen Problem, einem pokalspezifischen, werden die leeren Ränge nicht. Der Pokal zieht traditionell eher wenig Fans in die Stadien, „und wir übertragen natürlich lieber volle Ränge“ (Wollscheidt). Trotzdem werden die TV-Macher nichts fordern, was den Pokal attraktiver macht und damit mehr Fans ins Stadion lockt.

Weshalb denn auch? 1860 – Bremen war bestimmt die am wenigsten spannende Partie, trotzdem verfolgten 5,56 Millionen Zuschauer, Marktanteil 19,3 Prozent, die Partie live. Und Calmunds Pudelmütze, unter der er seine Analyse abgab, sahen immerhin noch 4,76 Millionen Menschen.

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