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Sport: Enttäuschte Liebe

Franz Beckenbauer stand bei der WM 1974 kurz vor einer Karriere als Staatsfeind, weil er die Hamburger Fans beim müden 3:0 gegen Australien mit abweisenden Handbewegungen bedachte. Das Volk tobte, und Beckenbauer hatte Glück, dass Bundestrainer Schön schützend seine Hand über ihn hielt.

Franz Beckenbauer stand bei der WM 1974 kurz vor einer Karriere als Staatsfeind, weil er die Hamburger Fans beim müden 3:0 gegen Australien mit abweisenden Handbewegungen bedachte. Das Volk tobte, und Beckenbauer hatte Glück, dass Bundestrainer Schön schützend seine Hand über ihn hielt.

Als der Aachener Jan Schlaudraff am Sonntag daheim auf dem Tivoli beleidigt wurde, hat sein Trainer Michael Frontzeck gesagt: Der soll sich mal nicht so haben. Schlaudraff wechselt bekanntlich im Sommer nach München, und weil er ein paar Spiele lang kein Tor geschossen hatte, beschimpften ihn die eigenen Fans schon mal prophylaktisch als Bayern-Schwein. Später traf der Nationalspieler später doch noch, verweigerte trotzig den Torjubel und fand wenig schmeichelhafte Worte für die Aachener Fans. Konsequenzen? Keine. Schlaudraff wird auch beim nächsten Heimspiel stürmen, denn die Alemannia braucht seine Tore, will sie in der Bundesliga bleiben und weiter gegen die Bayern-Schweine spielen.

Real Madrids Trainer Fabio Capello hat für seinen Brasilianer Emerson eine andere Lösung gefunden. Der darf daheim im Bernabeu nicht mehr spielen, weil ihn die Fans dort seit Wochen auspfeifen. Vor einem Jahr kickte Emerson noch glücklich in Turin und schoss im Achtelfinale der Champions League das entscheidende Tor gegen Werder Bremen. Wenn ihm Ähnliches heute in München gelingt – werden die eingefleischten Madridistas dann Abbitte leisten? Zur Vergebung müssten sie zum nächsten Auswärtsspiel reisen, und das steigt am Samstag… beim Erzfeind FC Barcelona! Strafe muss sein.

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