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Sport: Er will doch nur spielen Wie Skibbe Frankfurt nach oben führt

Das Feld ist oft nur 30 mal 30 Meter groß. An allen Seiten sind Anspielstationen für die im Ballbesitz befindliche Mannschaft postiert.

Das Feld ist oft nur 30 mal 30 Meter groß. An allen Seiten sind Anspielstationen für die im Ballbesitz befindliche Mannschaft postiert. Tore im Überfluss fallen bei dieser Spielform, die der Fußballlehrer Michael Skibbe auf dem Trainingsplatz im Frankfurter Stadtwald organisiert. Und wenn er beobachtet, wie seine Spieler Kombinationen, Handlungsschnelligkeit und Zweikampfverhalten üben, fallen auffallend viele lobende Worte.

Selten herrschte bei der Frankfurter Eintracht ein solches Wohlfühlklima wie in diesen Tagen. Der Aufwärtstrend hat die Eintracht heimlich, still und leise auf Rang vier im modernen Städtekampf geführt – ein Spitzenplatz, wie es sich für den Finanzplatz Frankfurt gehört. Und vor dem Spiel heute in Bremen ist Skibbe auch nicht bange. „Werder hat vorn viel Qualität, aber hinten tun sich ein paar Lücken auf“, sagt er und sein schelmisches Grinsen verrät, dass sich da längst der nächste Coup in Vorbereitung befindet.

Während wochenlang die Matchpläne des in Frankfurt stets argwöhnisch beäugten Konkurrenten Mainz 05 gefeiert wurden, beschäftigt auch die Eintracht ein Ensemble, das zur Überraschung taugt. Weil das Team stabil und spielstark ist; weil die Mannschaft aggressiv und doch überlegt verteidigt; weil frech und effektiv angegriffen wird. Zuletzt waren Wolfsburg und der Hamburger SV (im DFB-Pokal) chancenlos, doch jedes Mal hielt der frühere Bundestrainer hernach bewusst den Ball flach. Nur am vergangenen Samstag hat sich der Herr seiner Gefühle dann doch locken lassen, indem er den Ballbesitzfußball des FC Barcelona zu seinem Vorbild erklärte und erläuterte, dass er stets die spielerische Lösung vorziehe, „den Ball wegschlagen kann jeder“.

Getreu diesen Grundsätzen hat der Mann, der viel zu früh in Schalker Zeiten Sportinvalide wurde, am Main einen idealen Arbeitgeber gefunden. Anders als zuletzt in Istanbul oder Leverkusen werden von ihm keine Titelgewinne verlangt, sondern es genügt, wenn unter seiner Anleitung eine Handschrift zu erkennen ist. Die Weiterentwicklung ist Skibbe in knapp anderthalb Jahren gelungen – bisweilen kombiniert die Eintracht so genussvoll, dass die Vergleiche mit den Zeiten eines Bein, Okocha oder Yeboah unvermeidlich sind. Skibbe beteiligt sich nicht an derlei Debatten. Sein Vorstandschef Heribert Bruchhagen würde das auch nicht gutheißen. Der wertkonservative Ostwestfale ist der wohl größte Realist der Liga und damit der ideale Gegenspieler zum Trainer, der manchmal eben doch den Visionär gibt.

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