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Sport: Erbitterte Freunde

Im Kampf um den NBA-Titel muss Nowitzki einen engen Vertrauten besiegen

Ein Bild für die Götter: Dirk Nowitzki reitet auf dem Rücken seines Klubbesitzers Mark Cuban und macht unter seinem schwarzen Cowboyhut ein Gesicht, als hätte er drei Bier zuviel getrunken. Seine Wangen leuchten feuerrot. Steve Nash guckt daneben unter dem zwei Nummern zu großen Hut auf seinem Kopf drein, als hätte er gerade den ganzen Saloon beim Poker über den Tisch gezogen. Mit gezinkten Karten natürlich. Dieses hübsche Dokument vergangener Tage hat eine US-Zeitschrift pünktlich zum Beginn der diesjährigen Play-offs in der nordamerikanischen Basketball-Liga NBA ausgegraben. Das Foto mit den feiernden Spielern Nash und Nowitzki beißt sich so schön mit dem Titelbild. Dort nämlich sind die Profis als Kontrahenten zu sehen, der lange Deutsche mit der Hüfte schiebend, der kleine Kanadier mit den Händen rangelnd. Schlagzeile: „Die besten Feinde“

Enge Vertraute sind sie zweifellos, seit der Aufbauspieler und der Flügelmann vor acht Jahren gemeinsam nach Dallas kamen. Keiner hätte damals gedacht, dass die beiden unscheinbaren Ausländer der ur-amerikanischen Liga so nachdrücklich ihren Stempel aufdrücken würden. Nash hatte zuvor zwei Jahre eher unauffälig bei Phoenix gespielt. Zunächst formten sie die Kummer gewohnten Texaner zu einer Mannschaft, mit der man rechnen muss. Seit sich ihre Wege 2003 trennten, sind sie nur noch besser geworden. Zwei Mal schon sicherte sich Nash als Regisseur der Phoenix Suns den Titel des Most Valuable Players. In diesem Jahr ist Nowitzki sein härtester Konkurrent. Dallas schloss die reguläre Saison als Nummer eins ab, Phoenix als Nummer zwei. Sie sind die besten Spieler der beiden besten Mannschaften in der NBA.

Ihre Freundschaft hat darunter nicht gelitten, sie treffen sich immer noch so oft, wie es ihre Terminkalender zulassen. Nowitzki hat zudem Pfichten zu erfüllen als Pate für Nashs Zwillingstöchter. Die beiden Persönlichkeiten sind gewachsen, seit sie sich trennen mussten, weil Cuban das 53-Millionen-Dollar-Angebot von Phoenix nicht kontern mochte. Nashs Statistiken zeigen stetig nach oben, der introvertierte Nowitzki hat gelernt zu führen. Vor allem aber hat ihn die bittere Erfahrung des Finales im vergangenen Jahr härter gemacht, hungriger. Nach zwei Auftakt-Erfolgen vier Spiele in Folge und damit den Titel gegen Miami Heat zu verlieren, das nagt bis heute an den Mavericks.

Jetzt ist eine neue Art von Kampfgeist zu spüren bei den Mavericks, erwachsen aus der Einsicht, dass sie eigentlich den ersten Meisterring am Finger haben sollten – hätten sie sich gegen Miami nicht so dämlich angestellt. Bereits am 9. April, fünf Partien vor Ende der regulären Saison, sicherte sich Dallas den Top Spot in der Western Conference, der ihnen Heimvorteil bis ins Finale garantiert – wenn sie denn so weit kommen. 67 Siege bei nur 15 Niederlagen bedeuten zwar Klub-Rekord und das sechstbeste Ergebnis, das je ein Team in der NBA hinlegte, doch in den Play-offs kann man sich dafür auch nichts kaufen.

Gleich in der ersten Runde haben die Mavericks eine harte Nuss zu knacken. Die Golden State Warriors, die sich am Mittwoch das erste Mal seit zwölf Jahren wieder einen Play-off-Platz sicherten, liegen ihnen gar nicht. Fünf Mal in Folge haben sie gegen die Kalifornier verloren, zuletzt am Dienstag 82:111. Da setzte Dallas-Headcoach Avery Johnson seine Stars zwar auf die Bank, um nicht im letzten Moment Verletzungen zu riskieren. Aber auch in Topbesetzung scheint Warriors-Headcoch Don Nelson stets ein Rezept zu finden, seinen ehemaligen Klub maximal zu ärgern.

Die meisten Experten und Fans wetten, dass Dallas es in die zweite Runde schafft, wo das Team dann wohl auf die Houston Rockets treffen wird. Nowitzki ist das ziemlich egal. Für ihn zählt nur noch eines, der Titel. Gegner sind nichts anderes mehr als Hürden auf dem Weg, ob von Freunden oder Feinden aufgestellt, spielt keine Rolle.

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