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Sport: Erfolg des Lernens

Schalke zeigt gegen Cottbus meisterliche Tugenden

Wie gut für die Profis des FC Schalke 04, dass die deutsche Meisterschaft kein Schönheitswettbewerb ist. Ihr Fußball ist nicht immer hübsch anzusehen, aber sie besitzen eine gewisse Übung darin, so genannte Arbeitssiege zu erringen. Ein Sieg dieser Art ist ihnen auch beim 2:0 über Energie Cottbus wieder gelungen. Es war vor allem ein Lernerfolg. Die Schalker haben offenbar verinnerlicht, dass im Titelkampf mit Nervenstärke und Geduld vieles zu erreichen ist, wofür spielerische Klasse allein nicht ausreicht.

Die Schalker Spieler haben aus ihren Fehlern gelernt. Sie warten nun gegen defensive Mannschaften auf ihre Chance, anstatt übereifrig anzurennen. „Vor zwei Jahren wären wir in so einem Spiel ohne Organisation und Disziplin nach vorne gelaufen“, sagt Kapitän Marcelo Bordon. Vor zwei Jahren hatte dem Ensemble, trotz durchaus vorhandener individueller Klasse, die Mentalität eines Champions gefehlt. Und selbst in dieser Saison wurden die Schalker schon Opfer ihres eigenen Sturms und Drangs, wie die Heimniederlagen gegen Hamburg und Leverkusen belegen. „Auch daraus haben wir gelernt“, sagt Mittelfeldspieler Fabian Ernst. Inzwischen sind sie imstande, das Gelernte gewinnbringend anzuwenden, auch wenn der Gegner ihr Spiel so zerstört wie Cottbus in der ersten Halbzeit. Im Bewusstsein der Schalker ist offenbar verankert, dass sie den Druck steigern können, ohne nervös zu werden. Manche Spiele ließen sich „nur mit dem Kopf gewinnen“, sagt Bordon.

Der Mehrwert dieses Sieges liegt für den FC Schalke 04 in der Erkenntnis, einem besonderen psychologischen Druck gewachsen zu sein, den die Mannschaft nicht gewohnt ist. Zuletzt hatte Schalke selbst vorlegen können, Verfolger Werder Bremen musste nachziehen, um den Anschluss zu halten. Diesmal lief es andersherum. Die Bremer waren mit einem Sieg über Aachen in Vorleistung getreten und hatten Schalke unter Zugzwang gesetzt.

Am Freitag starten sie wieder aus ihrer Lieblingsposition. In Bochum können sie vorlegen. „Darauf freuen wir uns“, sagt Trainer Mirko Slomka. Und der einstige Werder-Profi Ernst erklärt: „Für die Bremer ist es teilweise frustrierend. Sie hoffen, dass wir straucheln, aber wir tun es nicht.“ Hamit Altintop, der wiederentdeckte Mittelfeldmann bei Schalke, sagte sogar: „Die Bremer können machen, was sie wollen – wir geben die Schale nicht mehr her.“

Dafür müssten sie das gute Stück erst einmal besitzen. Das aber tun sie nicht, weshalb sich Bordon auch zu einem Ordnungsruf in Richtung Altintop veranlasst sah. „Wir haben noch nichts erreicht, daher sollten wir vorsichtig sein mit unseren Aussagen.“ Das sieht sein Trainer genauso. „Jeder Punktverlust“, sagt Mirko Slomka ahnungsvoll, „kann Schlimmes bedeuten.“

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