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Sport: Erfolg mit Ansage

Unter Trainer Pierre Pagé gewinnen die Eisbären mehr denn je – ab heute wollen sie ihren Titel verteidigen

Berlin - Es gibt in Berlin schönere Anblicke als den Wellblechpalast im Sportforum Hohenschönhausen, erst recht an einem verregneten Tag im April. Doch heute Abend wird sich kein Anhänger der Eisbären daran stören, wenn um 19.30 Uhr (Liveübertragung auf Premiere) das erste von maximal fünf Finalspielen um die deutsche Eishockey-Meisterschaft beginnt. Bevor sich Berliner Eisbären und die Düsseldorfer EG um den Titel streiten dürfen, wird Bernd Römer, einst Mitglied der Rockband Karat, die Nationalhymne auf seiner Gitarre herunterschrammeln, wie im vergangenen Jahr. Das mit Römer ist auch besser so, vor zwei Jahren haben sie eine traditionell instrumentalisierte Hymne vom Band im Sportforum gnadenlos ausgepfiffen. Vor zwei Jahren? Ja, 2004 waren die Eisbären auch schon im Finale, jetzt sind sie es zum dritten Mal in Folge. Es scheint fast so, als sei das in Berlin eine Selbstverständlichkeit. Wie sonst lässt sich erklären, dass die kleine Halle des Meisters nicht bei allen Play-off-Spielen ausverkauft war?

Die Finalteilnahme eine Selbstverständlichkeit? Von wegen, findet Pierre Pagé und lehnt sich zurück. Dann sagt der Trainer der Eisbären mit spürbarer Genugtuung in der Stimme: „Im September haben alle Experten orakelt, dass Köln Meister wird.“ Dann macht Pagé eine Pause, so als warte er darauf, dass die Experten nun Abbitte leisten. Denn zum Saisonbeginn wurden die Berliner mit ihrer verjüngten Mannschaft und den seinerzeit noch wenigen Ausländern im Team von der Konkurrenz eher belächelt. „Sagen kann man ja viel“, sagt Pagé. „Aber machen muss man es auch.“ In der Hinsicht ist ihm während seiner vier Jahre langen Amtszeit nichts vorzuwerfen, das weiß der 57 Jahre alte Kanadier . „Vor vier Jahren habe ich versprochen, dass wir in drei Jahren Meister werden“, sagt Pagé. „Dann habe ich noch gesagt, dass wir unser Team verjüngen werden.“ Und Pagé hat 2002 auch noch gesagt, dass in vier Jahren mehr deutsche Spieler bei den Eisbären spielen werden. Jetzt hat der Trainer das Recht, sich selbst zu loben, denn alles ist eingetroffen beim Meister von 2005.

Es ist eine Revolution, die Pagé da veranstaltet hat, indem er ein Team mit Perspektive aufgebaut hat. In fast allen Klubs der Deutschen Eishockey-Liga wurde selten weiter als bis zum Saisonende gedacht. Seit die Eisbären mit ihrer Arbeit Erfolg haben, betreiben nicht nur Köln und Mannheim, sondern auch Klubs wie die Hannover Scorpions intensiv Nachwuchsarbeit. Der Berliner Finalgegner fällt allerdings in die Kategorie alte Schule. Die DEG ist kein gewachsenes, sondern ein clever zusammengestelltes Team. Baumeister war Manager Lance Nethery. Der smarte Kanadier hatte bereits Mannheim und Frankfurt zu Meistertiteln geführt.

Der Respekt vor dem Gegner, gegen den die Eisbären in der Hauptrunde zweimal gewonnen und zweimal verloren haben, ist in Berlin groß. Allein die Sturmreihe mit Klaus Kathan, Tore Vikingstad und Daniel Kreutzer hat in dieser Saison 72 Tore erzielt. „Wir müssen verhindern, dass die einen Lauf bekommen“, sagt Eisbären-Torwart Tomas Pöpperle. „Wichtig wird sein, dass sie nicht zu oft in Überzahl sind.“ Im Powerplay sind die Düsseldorfer sehr stark. Das disziplinierteste Team in den Play-offs kommt aber aus Berlin. „Wir haben die wenigsten Strafminuten“, sagt Pagé stolz. Allerdings gibt er zu bedenken, dass alle Düsseldorfer Spieler Freude am absichtlichen Hinfallen hätten. „Die machen so viele Schwalben, wie das früher im Fußball mal modern war.“ Einem guten Spiel würde derlei Unsportlichkeit im Wege stehen.

So kommt dann rhetorisch Bewegung in die Finalserie. Als Schwalbenkönige werden sie sich in Düsseldorf kaum diffamieren lassen, auch wenn sich ihr Trainer Don Jackson da gelassen gibt: „Pierre wird noch einiges versuchen, um uns zu verunsichern.“ Warum auch nicht? Das gehört wohl dazu bei einem erfolgreichen Klub – und das sind die Eisbären, ob sie nun bei ihrer dritten Finalteilnahme in Folge den Titel holen oder nicht.

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