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Sport: Erleichterung nach dem Schock

Der verletzte Demond Greene wird Alba fünf Monate lang fehlen – es hätte schlimmer kommen können

Berlin - Ein Alba-Spieler, der auf dem Boden der Max-Schmeling-Halle liegt und sich nicht mehr bewegen kann: Dieses Bild von dem deutschen Basketball-Nationalspieler Demond Greene rief am Dienstagabend Erinnerungen wach an den Unfall von Matej Mamic vor fast genau einem Jahr. Der Kroate hatte sich wesentlich schwerer verletzt und war vorübergehend vollständig gelähmt. Greene konnte sich nicht bewegen, weil er nach einem Dunking-Versuch unglücklich gelandet war und sich das rechte Bein völlig verdreht hatte, „das Sprunggelenk stand neben dem Schienbein“, sagte Mannschaftsarzt Gerd-Ulrich Schmidt.

Als die Fans Greenes Namen riefen, reckte er auf der Trage beide Daumen in die Höhe und signalisierte, dass es ihm den Umständen entsprechend gut ging. „Es war mir wichtig zu zeigen, dass das nicht mit Mamics Unfall zu vergleichen ist“, sagte Greene gestern. Eine wichtige Botschaft, denn „die ganze Halle war traumatisiert“, sagte Albas Geschäftsführer Marco Baldi. „Das war brutal“, sagte Teammanager Henning Harnisch kurz nach dem Spiel, „hoffentlich ist es ein schwaches Deja-vu vom letzten Jahr.“

Greene zog sich einen Sprunggelenkverrenkungsbruch mit starker Verschiebung des gebrochenen Wadenbeins zu, Syndesmose- und Deltaband im Sprunggelenk sind gerissen. Er wurde noch in der Nacht im Unfallkrankenhaus Marzahn operiert, der Fuß wurde eingegipst. „Das war nötig, damit die Bänder stabil verheilen“, sagte Oberarzt Peter Heumann, der Greene operiert hat. Ein bis zwei Wochen müsse Greene stationär behandelt werden. „Sechs Wochen lang darf er mit dem Fuß nicht auftreten“, sagte Heumann. Mit Übungen, wie etwa dem Wurftraining könne Greene schon vorher beginnen. „In fünf Monaten wird er wieder spielen können“, zu den Play-offs also.

Greene fiel Ende des ersten Viertels aus, zwei seiner Mannschaftskollegen waren nicht wirklich fit, Sharrod Ford (Magen-Darm-Infekt) und Spielmacher William Avery (Grippe). Besonders Avery hatte es erwischt, er war stark geschwächt. „Ich ziehe den Hut, dass er es hingekriegt hat, gegen seinen Körper anzutreten“, sagte Harnisch. Avery allerdings war es auch, der kurz vor Schluss in aussichtsreicher Position einen haarsträubenden Fehlpass fabrizierte und anschließend einen Freiwurf vergab. Ein Wurf in den Korb hätte den Ausgleich und wohl die Verlängerung bedeutet. So aber verlor Alba 71:73.

Ein Verletzter, zwei Kranke, dazu vergebene Freiwürfe, 20 Ballverluste, nur elf Punkte im letzten Viertel und ein schwacher Julius Jenkins (null Punkte): Da ist es umso bemerkenswerter, dass Alba den keineswegs schwachen Tabellenführer der Gruppe C fast besiegt hätte. Wäre irgendetwas einen Tick besser gelaufen, hätte Alba gewonnen und wäre Vierter statt Fünfter. Die schlechtere Korbdifferenz gegenüber Hapoel Jerusalem trennt Alba von Rang vier, der gerade noch die Qualifikation fürs Achtelfinale bedeutet. So wächst der Druck nach der zweiten Heimniederlage im dritten Heimspiel des Uleb-Cups. Doch Trainer Henrik Rödl betonte: „Man hört nach so einem Spiel nicht auf, ans Weiterkommen zu glauben. Es ist sensationell, wie die Mannschaft auf Greenes Verletzung reagiert hat. Ich bin stolz auf sie.“ Die Spieler, die Demond Greene teilweise noch mit einem Händedruck verabschiedet hatten, waren geschockt von dem Unfall, ließen es sich aber nicht anmerken. „Das kriegt man nicht aus dem Kopf heraus“, sagte Mitspieler Chris Owens, „aber man muss sich auf das Spiel konzentrieren.“ Das gelang seinem Team zunächst, zur Pause führte Alba 42:32, ehe Siena die Kontrolle übernahm und dann doch noch gewann.

Helen Ruwald

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