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Erling Haaland hat einen guten Start bei Manchester City hingelegt.

© AFP / CRISTINA QUICLER

Erling Haaland und Robert Lewandowski : Der Fußball ist so wahnsinnig unromantisch geworden

Vereinstreue ist im Fußball schon lange kein Thema mehr. Es geht um den Zaster. Das beweisen Jahr für Jahr die Top-Stars.

Ein Kommentar von Julia Zeidler

Was haben Uwe Seeler, Steven Gerrard und Iker Casillas gemeinsam? Sie alle sind Legenden ihrer Vereine, sie haben sich mit Leib und Seele einem Verein verschrieben, dem sie treu geblieben sind, oft weit über ihre aktive Karriere hinaus. Und heutzutage? Da gibt es solche Typen im Profifußball so gut wie nicht mehr. Top-Stars wie Robert Lewandowski oder Erling Haaland haben in diesem Sommer ihren Verein gewechselt, scheinbar, ohne mit der Wimper zu zucken. Jetzt haben beide in der Champions League ein Rendezvous mit der Ex-Liebe. Irgendwelche Gefühlsregungen? Eher nicht, schon nach der Unterschrift des neuen, millionenschweren Vertrags war die Zeit bei der alten Liebe so gut wie vergessen.

Robert Lewandowski verließ den FC Bayern München nach acht Jahren, zahlreichen Titeln. Grund: Er würde gerne noch in einer anderen Liga spielen, in einem anderen Land leben. Nachvollziehbar, vor allem wenn das neue Abenteuer 20 Millionen Euro einbringt. Dabei nahm er in Kauf, während seines Wechsel-Theaters die bestehenden Brücken nach München abzubrennen. Die beiden Parteien ruderten zwar bereits zurück und kamen medienwirksam für einen Abschied zusammen. Verbrannte Erde aber bleibt, vor allem bei den Fans.

Sie singen „You’ll never walk alone“ und haben den Slogan „Echte Liebe“: Für viele Fans von Borussia Dortmund bedeutet der Verein Gemeinschaft und Verbundenheit. Bei den meisten Profis kommt das nicht mehr an. So auch bei Erling Haaland, der schon bei Vertragsabschluss mit dem BVB über den nächsten Wechsel nachdachte. Sein kürzlich verstorbener Berater Mino Raiola sagte kurz nach seiner Ankunft in Dortmund: „Es wird hoffentlich die Zeit kommen, dass er in die Premier League geht. Jetzt lassen wir ihn erst einmal in Dortmund scheinen.“ Einer der traditionsreichsten deutschen Klubs als Zwischenstation.

Natürlich kann man Erling Haaland zugutehalten, dass er mit dem Wechsel zu Manchester City in die Fußstapfen seines Vaters Alf-Inge tritt, der von 2000 bis 2003 bei den Blues spielte. Und vielleicht erreicht der Norweger in Manchester Legendenstatus. Vielleicht steht in 20 Jahren eine goldene Statue von Haaland vor dem Stadion von City, aber vielleicht ruft auch in drei Jahren der nächste Verein, die nächste spannende Herausforderung, die nächsten Millionen. Das, was bleibt, ist wenig Romantik, wenig echte Liebe.

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