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Sport: Erlösende Schlusssirene

Deutschlands Eishockeyteam verliert bei der WM 0:1 gegen die Schweiz und tritt heute die Heimreise an

Prag. Die Herren in den schwarzen Trikots standen am Ende des für sie so schwarzen Dienstags mit gesenkten Köpfen auf der Eisfläche der Prager Sazka-Arena. Die Enttäuschung der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft war riesengroß. Am Ende eines schwachen Spiels standen die Deutschen als unglückliche Verlierer da, die Weltmeisterschaft war für sie erstmals seit drei Jahren vor dem Viertelfinale vorbei. Sie hatten die Schweiz zwar beherrscht, aber ihren einzigen großen Fehler nicht wettmachen können. Der Frankfurter Stürmer Martin Reichel hatte in der 35. Spielminute vor dem eigenen Tor über den Puck geschlagen, der Schweizer Valentin Wirz nutzte Reichels Malheur zum einzigen Tor des Spiels, das den Schweizern schließlich einen 1:0 (0:0, 1:0, 0:0)-Erfolg und den Einzug ins WM-Viertelfinale bescherte. Für die Deutschen dagegen ist das Turnier in Tschechien seit gestern beendet, bereits heute tritt die Mannschaft die Heimreise an.

Es war sehr bescheiden, was beide Teams auf dem Eis ablieferten. Da wurde munter über den Puck geschlagen, am Tor vorbeigehauen oder auch mal aus unersichtlichen Gründen ausgerutscht. Die Deutschen wehrten sich zwar gegen die Niederlage, doch vor dem Schweizer Tor bestimmte dann viel zu häufig Hilflosigkeit ihr Handeln. Die Schlusssirene befreite die neutralen Besucher in der Sazka-Arena von ihrem Leiden.

Dann allerdings wurde es in den Kellerräumen der riesigen Prager Halle amüsant. Ralph Krueger, Schweizer Trainer und ehemaliger deutscher Nationalspieler, sagte zu Bundestrainer Hans Zach, nachdem er die ersten Freudentränen vergossen hatte: „Danke, Hans, für ein weiteres großartiges Spiel zwischen Deutschland und der Schweiz.“ Kruegers zur Überraschung aller Zuhörer gebrauchter Superlativ war eine Steilvorlage für den Tölzer Zach. „Wir haben sehr gut gearbeitet, sehr hart gekämpft und sehr druckvoll gespielt. Leider haben wir einen Fehler vor dem eigenen Tor gemacht und sind dann vergeblich gegen ein gut organisiertes Schweizer Team angerannt“, sagte der Bundestrainer.

Seine Spieler waren da schon selbstkritischer. Jochen Hecht, in der nordamerikanischen Profiliga NHL bei den Buffalo Sabres beschäftigt, sagte: „Wir haben bei der WM nur unser absolutes Minimalziel erreicht, indem wir den Abstieg vermieden haben. Insgesamt war das Turnier ein sportlicher Rückschlag für uns.“ Bundestrainer Zach sah das offensichtlich anders als sein Starstürmer. Kritik an der Leistung seiner Mannschaft bei der WM ließ er nicht zu. Die Niederlage bringe ihnen „keinen Millimeter“ von seiner Linie als Bundestrainer ab. Das klang dann wie eine Drohung. Schließlich haben die Deutschen in Prag die Zuschauer nicht gerade mit modernem, attraktivem Eishockey verwöhnt.

Die erste Quittung für ihr bescheidenes Auftreten kassierte das Nationalteam gestern beim Ausscheiden gegen die Schweiz, die zweite kann noch folgen: Falls die Schweiz im Viertelfinale am Donnerstag die Slowaken schlägt, würden die Deutschen in der Weltrangliste auf den neunten Platz abrutschen und wären nicht direkt für die Olympischen Winterspiele in Turin 2006 qualifiziert.

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