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Sport: Ermittlungen gegen Schalke 04

Staatsanwalt untersucht Verdacht auf Bilanzfälschung

Gutes muss nicht teuer sein. Aber wenn es allzu billig ist, kommt schnell ein Verdacht auf. Die Diskrepanz zwischen Einkaufspreis und Bilanzwert kann, zumal bei Immobilien, an die Grenze der Legalität führen. Der verschuldete Fußball-Bundesligist Schalke 04 hatte vor zwei Jahren von der Stadt Gelsenkirchen das Grundstück des ehemaligen Parkstadions erworben. Die Parkstadion GmbH und Co. KG, ein Tochterunternehmen der Fußballfirma, erwarb die Immobilie für den symbolischen Preis von einem Euro. Kaum war das Gelände dem Vereinsvermögen einverleibt, erschien es in der Bilanz der Unternehmensgruppe mit einem Wert von 15,6 Millionen Euro – und ließ den im operativen Geschäft angelaufenen Verlust von 18 Millionen Euro als erträglich erscheinen. Das hat nun die Staatsanwaltschaft auf den Plan gerufen.

Oberstaatsanwalt Wilhelm Kassenböhmer bestätigte am Mittwoch, dass die Behörde gegen den Klub wegen des Verdachts auf Bilanzfälschung und Insolvenzverschleppung ermittele. „Im Zuge eines Vorermittlungsverfahrens haben wir Unterlagen ausgewertet. Diese Auswertung hat zu dem Ergebnis geführt, dass ein Anfangsverdacht zu bejahen ist“, sagte Kassenböhmer dem Tagesspiegel. Die Frage, welche Personen konkret beschuldigt sind, wollte der Oberstaatsanwalt nicht beantworten. So blieb offen, ob sich die Vorwürfe nur gegen diejenigen Vorstandsmitglieder richten, die unmittelbar an der Erstellung der Bilanz beteiligt waren oder gegen den gesamten Vorstand – und ob noch weitere Mitarbeiter als Tatbeteiligte in Betracht kommen. Gerade die Zurückhaltung bei der Nennung der Beschuldigten lässt auf die Brisanz des Verfahrens schließen.

Schalkes Finanzvorstand Josef Schnusenberg, federführend beim Erstellen der Bilanz, hält sich bedeckt. „Lasst sie doch ermitteln, wir haben nichts Unrechtes getan“, sagte der Steuerberater auf Nachfrage. Wie wehrhaft die Schalker Finanzakrobaten sind, wird sich zeigen. Fest steht, dass sie vor zwei Jahren auf dem Feld der Finanzen mehr Kreativität gezeigt haben als die Fußballspieler auf dem Rasen. Sie haben das umstrittene Grundstück nicht willkürlich in die Bilanz eingebucht, sondern sich den Wert von einem Bochumer Gutachter schätzen lassen. Ob das Grundstück wirklich fünfzehn Millionen Euro wert sei, das sei eine Frage, die nicht der FC Schalke zu beantworten habe. „Darüber kann man streiten“, sagte Schnusenberg im Juni 2004. Der Verein und seine Tochtergesellschaft hätten sich auf das Urteil eines Sachverständigen verlassen.

Anders als im Jahr zuvor hatte der Revierverein seinen Geschäftsbericht nicht in gedruckter Form an die Öffentlichkeit gegeben und so zusätzlich Verdacht geweckt; auf der Mitgliederversammlung aber hatte der Vorstand die im nachhinein umstrittene Transaktion erläutert. Mehrere Zeitungen hatten ausführlich darüber berichtet. Insofern stellt sich die Frage, warum die Staatsanwaltschaft erst zwei Jahre später Verdacht geschöpft hat.

Die Vorermittlungen der Behörde sind offenbar durch einen Bürger in Gang gesetzt worden, der sich auf diverse Medienberichte berief. Warum aber hat die Stadt das Grundstück so billig abgegeben? „Der Rat ist umfassend informiert worden und hat den Verkauf daraufhin beschlossen“, sagt Stadtsprecher Martin Schulmann. „Wenn etwas nicht in Ordnung gewesen wäre, hätte die Bezirksregierung eingegriffen.“ Die Staatsanwaltschaft steckt in einem Dilemma. Hat Schalke die Bilanz geschönt, oder hat die Stadt sich am Ende der Untreue schuldig gemacht? Schnusenberg als möglicher Beschuldigter braucht darauf keine Auskunft zu geben. Seine Antwort fällt unscharf aus. Das Geschäft mit dem Parkstadion sei das Ergebnis einer über Jahre dauernden Gesamtbeziehung mit der Stadt. Diese dürfte nun gründlich überprüft werden.

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