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Sport: Ernsthafte Lockerheit

Joshua Kennedy hat in Karlsruhe in drei Spielen drei Tore erzielt und will kein Clown mehr sein

Auf den ersten Blick klang die Idee ganz nett und hätte sicher für eine gute Abdruckquote gesorgt. Die Deutsche Presse-Agentur wollte Joshua Kennedy im Karlsruher Zoo anlässlich eines Interviews zusammen mit einem Känguru fotografieren. Zwar hat der Australier nach seinem Wechsel aus Nürnberg nach Karlsruhe meist nichts gegen einen kleinen Scherz einzuwenden, aber das war dann doch zu viel des Guten. Die Pressestelle des KSC musste ihn nicht lange überreden, abzusagen.

Bei seinen zahlreichen Wechseln von Dresden nach Köln, zu den Stuttgarter Kickers, Wolfsburg, Nürnberg und nun nach Karlsruhe hat der 25 Jahre alte Kennedy vor allem eines gelernt: Man darf sich nicht zum Clown machen. Vor allem nicht am Anfang, wenn man der „Neue“ ist und selbst dann nicht, wenn man wie er drei Tore in den ersten drei Spielen für den neuen Klub geschossen hat, eines gegen Nürnberg, eines in Hannover und eines gegen Leverkusen.

Einem wie Kennedy sagt man schnell nach, er sei so wundervoll locker, was dann schnell mit „zu locker“ kombiniert wird – und schon steht der zweifelhafte Ruf fest. In Karlsruhe soll einiges anders laufen. „Diesmal klappt es. Ich freue mich auf die drei Jahre hier“, sagte Kennedy nach dem 2:2 gegen Leverkusen. Durch sein Tor in der 78. Minute konnte der KSC einen 0:2-Rückstand ausgleichen. Im Winter war er für 400 000 Euro aus Nürnberg gekommen. Dort gab man ihn gerne her, denn die gewünschten Tore beim Club blieben aus. Und auch in Karlsruhe waren die Erwartungen an Stürmer in dieser Spielzeit nicht besonders hoch. Sebastian Freis erzielte mit vier Toren in 17 Spielen die meisten, Christian Timm gerade drei, Alexander Iaschwili und Edmond Kapllani gelangen bisher gar kein Treffer. Am erfolgreichsten im Abschluss waren bislang Abwehrspieler – wie Mario Eggimann, Maik Franz und Christian Eichner.

Warum es nun gerade bei Kennedy so gut läuft, kann er selbst nicht richtig erklären. Zu verlieren hatte er nicht viel, im schlimmsten Fall wäre Karlsruhe nur eine weitere erfolglose Station in seiner Vita geworden. „Ich habe mir viel vorgenommen“, sagt er und: „Ich habe mich sofort wohl gefühlt.“ Mehr Erklärungen hat er nicht. Vielleicht spürte er ein besonderes Vertrauen in den ersten Spielen, die er für den KSC im Trainingslager in der Türkei im Januar machte. An ein Auswärtstrikot für den Neuen hatte der Zeugwart des KSC unmöglich denken können. Kennedy reiste zusammen mit Manager Rolf Dohmen erst einen Tag nach der Mannschaft an. Deshalb steckte man ihn aus der Not heraus in das Trikot seines Stürmer-Konkurrenten Kapllani, der einigermaßen konsterniert dreinschaute als er Kennedy in seinem Trikot auflaufen sah. Im zweiten Spiel streifte sich der Australier dann das Trikot des verletzten Bradley Carnell über. Viele Gelegenheiten für den sonst zaudernden Kennedy, in eine neue Haut zu schlüpfen.

Diesmal kam Kennedy zudem in eine gut funktionierende Elf, die viel Selbstvertrauen aufbieten konnte und ihn so mit trägt. Die neue Spielfreude nahm er auch mit nach Australien zum Länderspiel gegen Katar. Nach dem 2:0 über Nürnberg flog Kennedy nach Melbourne zu seiner Nationalmannschaft und kehrte erst Freitag früh gegen sechs Uhr ins Trainingslager des KSC nach Hannover zurück. Er machte dabei einen erstaunlich ausgeschlafenen Eindruck, was nicht nur am bequemen Sitz der ersten Klasse lag, sondern auch an einem kühnen Plan. Der hatte vorgesehen, dass Kennedy, wann immer es geht, zu deutscher Schlafenszeit in Australien schläft und zu deutscher Tageszeit „down under“ wach bleibt. Kennedy schoss übrigens auch für Australien ein Tor.

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