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Der Konkurrent von nebenan. Webber (links) und Vettel müssen sich nicht gegenseitig vorlassen. Foto: dpa

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Sport: Erst Teammeister werden, dann Weltmeister

Red Bull erlaubt seinen Fahrern Sebastian Vettel und Mark Webber auch weiterhin, den Schnellsten unter sich auszumachen

Michael Schumacher kennt es aus eigener Erfahrung anders, sieht es anders und würde es als Teamchef wohl auch anders machen: Im Titelkampf beiden Fahrern eines Teams bis zum Ende freie Fahrt zu gewähren – für den siebenmaligen Weltmeister nicht nachvollziehbar: „Es kann nun mal nur einer gewinnen und nicht zwei.“ Das Team müsse sich schon auf eine Nummer eins festlegen.

Da kann Sebastian Vettel nur froh sein, dass sein Teamchef bei Red Bull das anders sieht als Schumacher. Christian Horner hat die Parole ausgegeben: „Solange beide Fahrer, Webber und Vettel, noch mathematische Titelchancen haben, dürfen sie frei fahren. Wir wollen den sportlich-fairen Kampf, der Bessere soll gewinnen.“ Eine Linie, die auch Dietrich Mateschitz, der große Red-Bull-Unternehmenschef und Teambesitzer, unterstützt. Schon in der vergangenen Woche erklärte er, eine Teamorder werde es bei ihm nicht geben.

Es sind ja auch nur 14 Punkte, die den derzeit WM-Führenden Webber von Verfolger Vettel und auch vom Ferrari-Piloten Fernando Alonso trennen. Nach dem neuen Punktesystem, in dem es für den Sieg 25 Zähler gibt, ist das nicht mehr als ein Wimpernschlag. Auch das ist für Horner ein Grund, sich auf keinen Fall vorzeitig festzulegen: „Ein Problem bei einem im Rennen – und alles dreht sich wieder.“

Der Brite muss dabei auf die Vernunft seiner beiden Piloten bauen, sich nicht noch einmal gegenseitig von der Strecke zu befördern, wie das ja im Frühsommer in Istanbul schon einmal passierte. Denn wenn einer der drei anderen Noch-Titelanwärter – neben Alonso die McLaren-Piloten Lewis Hamilton und Jenson Button – der lachende Dritte wäre, hätte sich Horner in der öffentlichen Meinung lächerlich gemacht. Und er würde sicher auch von vielen kritisiert werden, die im Moment von der Freiheit der Red-Bull-Piloten durchaus angetan sind. Er glaubt sich da aber auf der sicheren Seite: Gerade nach den Vorfällen von Istanbul seien diese Dinge geklärt, so etwas würde nicht mehr vorkommen, und schließlich wüssten ja auch beide, dass sie sich angesichts der immer noch bestehenden fremden Konkurrenz auf keinen Fall einen Ausfall leisten dürften.

Dass ihnen als den einzigen beiden „Noch-Nie-Weltmeistern“ in dem Fünfer-Feld dabei am Ende die nötige Nervenstärke fehlen und doch etwas passieren könnte, befürchtet Horner dabei zumindest öffentlich nicht. „Beide Fahrer haben schon unter Druck ihr Können bewiesen.“ Und schließlich sei es ja für alle eine neue Situation, dass fünf Piloten drei Rennen vor Saisonende noch um den Titel kämpfen. „Ich glaube nicht, dass von den anderen schon jemand in dieser Situation gewesen ist. Jetzt geht es darum, jedes Rennen für sich zu sehen und das Beste herauszuholen.“

Horner vermeidet es derzeit, irgendetwas zu äußern, was als Bevorzugung des einen oder anderen ausgelegt werden könnte. Wobei er anscheinend vor allem den Australier im Moment wie ein rohes Ei behandeln muss: Webber zeigte zuletzt immer wieder Anzeichen von großer Anspannung, während Vettel seine bekannte Lockerheit wiedergefunden zu haben scheint.

So ärgerte er sich auch nicht weiter darüber, dass ihm am ersten Trainingstag in Korea ein Reifenschaden das Programm durcheinander brachte und in der Zeitenliste plötzlich einRückstand von 1,3 Sekunden auf denn tagesschnellsten Teamkollegen auftauchte. „Ich musste dadurch viel zu früh mit den weichen Reifen raus, danach wurde die Strecke viel besser, aber da waren dann die Reifen schon zu alt.“

Tatsächlich war der 23-Jährige in den letzten Rennen immer wieder der Schnellere – angesichts seiner zur Schau getragenen Neutralität versucht Horner das aber klein zu reden: „In Japan trennten sie im Qualifying sieben Hundertstel, aber im Rennen waren sie gleich schnell. Ich gehe davon aus, dass es ein enger Kampf zwischen ihnen wird“, sagte Horner, „im Vorjahr gewann Mark in Brasilien und Sebastian in Abu Dhabi, deshalb erwarte ich von beiden den gleichen Speed.“ Und wer wird am Ende Weltmeister? „Ich habe keine Kristallkugel!“

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