zum Hauptinhalt
Was soll man machen? Sasa Obradovic war mal wieder gestenreich an der Seitenlinie unterwegs.

© dpa

Erstes Finale in der Basketball-Bundesliga: Alba Berlin verliert beim FC Bayern München - und hadert

Im ersten Endspiel um die deutsche Basketball-Meisterschaft gelingt Alba in München ein Blitzstart. Doch die Bayern drehen an der Freiwurflinie das Spiel - was die Berliner richtig wütend macht.

Sasa Obradovic tobte an der Seitenlinie hin und her, er gestikulierte, ruderte mit den Armen, redete permanent auf die Schiedsrichter ein. Ein paar Meter hinter der Auswechselbank stand Obradovics Chef Marco Baldi, auch Alba Berlins Geschäftsführer schüttelte vehement den Kopf oder klatschte den Unparteiischen höhnisch Beifall. Die Verantwortlichen waren sichtlich angewidert von dem Schauspiel, das sich ihnen im ersten Finalspiel um die deutsche Meisterschaft in München bot. Albas Basketballer verloren 81:88 (39:44) gegen einen stark spielenden FC Bayern und liegen in der „Best of five“-Serie mit 0:1 zurück.

Die Berliner fühlten sich allerdings von den Schiedsrichtern deutlich benachteiligt, wenn sie die Münchner am Donnerstag zum zweiten Endspiel empfangen, dürften Obradovic und seine Spieler eine Menge Wut im Bauch haben. „Bayern hat den Heimvorteil sehr gut ausgenutzt“, sagte Obradovic diplomatisch, um dann doch noch ein bisschen deutlicher zu werden: „Aber ich habe noch nie in meinem Leben erlebt, dass ein Team so viele Freiwürfe mehr zugesprochen bekommt als der Gegner.“ Einige Fouls seiner Mannschaften seien sicherlich nicht intelligent gewesen, insgesamt seien die Regeln auf beiden Seiten aber nicht identisch ausgelegt worden.  

Ähnlich wie bei der ersten Partie der NBA-Finalserie, bei der in San Antonio die Klimaanlage ausgefallen war, herrschten in der nicht ganz ausverkauften ehemaligen Rudi-Sedlmayer-Halle am Sonntagnachmittag backofenartige Temperaturen. Die Flammenwerfer, die bei der Vorstellung der Gastgeber Feuerstöße in Richtung Hallendecke schickten, trugen nicht unbedingt zur Abkühlung bei. Als die Nationalhymne kurz vor Spielbeginn vorgetragen wurde, zweckentfremdeten viele der 6021 Zuschauer ihre Klatschpappen als Fächer, um sich ein bisschen Linderung zu verschaffen.

In der Münchner Halle herrschten backofenartige Temperaturen

Sasa Obradovic hatte schon vor dem ersten Sprungball sein Sakko ausgezogen und die Hemdsärmel hochgekrempelt. Auch die Spieler des Serben benötigten keine Aufwärmzeit: Die Berliner begannen in der Verteidigung gewohnt aggressiv – und im Angriff überaus treffsicher. Mit einem 11:0-Lauf zogen die Berliner auf 21:9 davon, nahezu jeder Wurf fand sein Ziel. Im ersten Viertel erzielten die für ihre Defensivkünste so oft gerühmten Berliner stolze 30 Punkte und lagen nach zehn Minuten mit 30:24 vorn.

Kurz nach der ersten Pause wurde es auch auf dem Spielfeld das erste Mal richtig hitzig: Alba-Kapitän Sven Schultze stieß Malcolm Delaney zu Boden und wurde dafür mit einem Unsportlichen Foul bestraft. Bis dahin war es Alba hervorragend gelungen, keine Offensivrebounds an die Münchner abzugeben. Dafür schickte Obradovics Team die Gastgeber allzu oft an die Freiwurflinie. Dort holten die Bayern sich das Selbstvertrauen, um fulminant ins Spiel zurückzustürmen. Der Rhythmus bei den Berlinern war dahin, die Münchner erzielten zwölf Punkte hintereinander. „Wir haben im richtigen Moment die Initiative ergriffen“, sagte Bayern-Trainer Svetislav Pesic. Jetzt fächelte niemand im Publikum mehr, die Klatschpappen wurden ihrer ursprünglichen Bestimmung zugeführt. Obradovics Spieler haderten mit sich selbst – und mit mehreren strittigen Schiedsrichterentscheidungen. Als die Unparteiischen Bayern-Kapitän Steffen Hamann einen klaren Schrittfehler durchgehen ließen, erregte sich Obradovic noch mehr als bei ihm üblich und erhielt für seinen Ausbruch ein Technisches Foul. Zur Halbzeit war aus Albas Anfangsführung ein 39:44-Rückstand geworden, bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Gastgeber 24 Freiwürfe zugesprochen bekommen, die Berliner nur sieben. Am Ende lautete das Verhältnis 50:22 für die Bayern.

Die Alba-Spieler haderten mit sich selbst – und den Schiedsrichterentscheidungen

Die Hitze, die Schiedsrichter, die nun feurige Atmosphäre in der Halle – was es auch war, es brachte die Berliner völlig aus dem Konzept. Die Münchner ließen allerdings mit ihrer aggressiven Verteidigung auch kaum strukturierte Angriffe zu, immer häufiger resultierten Albas offensive Sequenzen in Notwürfen oder Ballverlusten. Wie schon im fünften und entscheidenden Halbfinalspiel gegen Oldenburg bewiesen die Gastgeber, dass sie in der Lage sind, sich in einen nahezu unwiderstehlichen Rausch zu spielen. Als Ex-Alba-Profi Heiko Schaffartzik Mitte des dritten Viertels zum 61:46 traf, war das Spiel bereits so gut wie entschieden.

Angetrieben von Reggie Redding (22 Punkte, sieben Rebounds, vier Assists) machten sich die Berliner daran, den Rückstand zu verringern. Allerdings machte sich kaum bemerkbar, dass die Münchner vor der Partie zwei Tage weniger Pause gehabt hatten, die Hoffnungen der mitgereisten Alba-Fans auf einen Einbruch der Gastgeber erfüllten sich nicht. Trotzdem hatte Obradovics Team durchaus Chancen, das lange Zeit einseitige Spiel noch einmal zu kippen. Allerdings hatte der Frust die Nerven der Berliner derart angegriffen, dass sie reihenweise Freiwürfe, offene Dreier und andere gute Möglichkeiten vergaben. Vier Minuten vor dem Ende verfehlten erst David Logan und Cliff Hammonds nacheinander mit freien Dreipunktewürfen ihr Ziel, im Gegenzug traf Bayerns Topscorer Delaney (16 Punkte) zum 76:66, der Sieg der Gastgeber war perfekt. „Wir nehmen dieses Spiel als Lektion“, sagte Obradovic. „Ich habe aber auch viele Dinge gesehen, die mich für die nächsten Spiele optimistisch stimmen. Am besten wäre es aber, wenn wir am Donnerstag auch 50 Freiwürfe zugesprochen bekommen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false