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Wie ein Profi. Normalerweise spielt der 19-jährige Vincent Schlenker (l.) in der Berliner Oberliga, hier zeigt er aber wenig Respekt vor dem Hamburger Brett Engelhardt. Foto: Fishing4

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Sport: Erstklassig auf Zeit

Die Talente Vincent Schlenker und Patrick Pohl helfen bei den Eisbären aus.

Berlin - Es ist ja nicht so, dass die Eisbären im Nachwuchs nicht gut aufgestellt wären. Seit einigen Jahren allerdings fehlt den jungen Eishockeyspielern aus Berlin oft die Perspektive, denn der Weg in das Team des Deutschen Meisters ist sehr eng geworden. Das hat Gründe: Seit Don Jackson vor gut vier Jahren einstieg, gab es drei Meistertitel. Die Mannschaft zeichnet sich durch Kontinuität aus und ist über Jahre gewachsen. Zuletzt allerdings bekamen zwei junge Spieler eine Chance: Vincent Schlenker und Patrick Pohl.

Das Pech der anderen war das Glück der beiden Jungprofis. Stefan Ustorf, Mads Christensen und Denis Pederson sind längerfristig verletzt, besonders im Angriff fehlt somit viel Routine. Aber die beiden Aushilfskräfte trugen ihren Teil zur Siegesserie der Berliner bei – sogar besser als erwartet, findet Jackson. Besonders Vincent Schlenker gefiel ihm: „Er ist eine echte Überraschung und macht einen sehr guten Job“, sagt er. Der 19 Jahre alte Stürmer steht normalerweise beim Berliner Oberligisten FASS auf dem Eis, mit dem die Eisbären im Nachwuchsbereich kooperieren. In der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) kam er jetzt allerdings auch zum Einsatz, weil er kurz vor der B-Weltmeisterschaft aus dem Kader der U-20-Nationalmannschaft gestrichen worden war. Nach der ersten Enttäuschung über die Absage freut er sich jetzt über jeden Einsatz in der DEL – mit dem Wissen, dass er wieder in der Dritten Liga antreten wird, wenn die Verletzten zurückkehren. Das Hin- und her sei nicht einfach, sagt er: „Das ist eine echte Umstellung, bei FASS wird ganz anders gespielt.“ Die Oberliga ist eben weniger dynamisch als die DEL.

Patrick Pohl ist da schon eine andere Liga gewöhnt, die zweite Bundesliga. Der 21 Jahre alte Berliner wurde zwar bei den Eisbären ausgebildet und hat schon einige DEL-Einsätze vorzuweisen, konnte sich aber bisher nicht durchsetzen. In dieser Saison wurde er nach der Vorbereitung an den Zweitligisten Crimmitschau ausgeliehen, bis ihn am Donnerstag vergangener Woche der Anruf aus Berlin erreichte. Schon am nächsten Tag stand er in der DEL auf dem Eis. Für Pohl kein Problem: „Ich weiß ja, wie hier gespielt wird, daher war es nicht schwer, kurzfristig einzuspringen“, sagt er. Die unverhoffte Chance habe ihre Tücken: „Man ist besonders heiß und muss sich bremsen, um nicht zu viel zu wollen.“

Schließlich ist es bei den Berlinern schwer für junge deutsche Spieler, Lücken zu finden, denn Jackson ist nicht wie sein Vorgänger Pierre Pagé ein Mann für den Umbruch. Der hatte bis zu seinem Abgang im Jahr 2007 fast einem Dutzend Spieler den Sprung in die DEL ermöglicht. Jackson übernahm ein funktionierendes Team und muss nicht wie Trainer Uwe Krupp beim heutigen Berliner Gegner Köln den Jugendförderer spielen. Jacksons deutsche Leistungsträger Frank Hördler, Constantin und Laurin Braun, André Rankel, Florian Busch sowie Daniel Weiß sind im besten Eishockeyalter. Diese Fraktion der Mittzwanziger kann die Mannschaft als Korsett noch über einige Jahre tragen. Sie macht das schon sehr überzeugend: Nach zuletzt fünf Siegen in Folge treten die Berliner bei den Kölner Haien (Beginn 19.30 Uhr) als Tabellenzweiter an.

Für Pohl, Schlenker oder Henry Haase und Thomas Supis, die anderen beiden Talente, die regelmäßig mit den Profis trainieren, wird es noch dauern, bis sie eine ähnliche Rolle spielen wie die jungen deutschen Spieler in Köln. Wie lange sich Schenker und Kollegen bewähren dürfen, hänge von der Verletztensituation ab, sagt Jackson. Kehren die Etablierten zurück, spielen die Jungen wieder unterklassig. Der Weg für die nächste Eisbären-Generation ist eben schwer.

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