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Sport: Erstklassig in der Provinz

In Sundern will Deutschlands Tennisteam den Abstieg im Daviscup verhindern

Berlin. Im Lokalteil Sundern meldete gestern die „Westfälische Rundschau“, dass sich die Stadtbücherei neue Bücher angeschafft hat. „23 Kinder konnten eine randvolle Bücherkiste zum Thema ,mein erster Schultag’ bewundern.“ Zudem berichtet die Lokalzeitung, dass der Schützenverein Heilige Drei Könige Linnepe 50 Jahre alt wird, weshalb er zum Jubiläumsschützenfest lädt. Dafür wird die Ortsdurchfahrt am Samstag für eine Stunde gesperrt. Dann wird noch Folgendes gemeldet: „Großparkplatz für Tennisfans: 1000 Plätze stehen bereit.“

In der sauerländischen Provinz versucht das deutsche Daviscup-Team ab heute (11 Uhr, live in der ARD) gegen Weißrussland den Abstieg aus der Tennis-Weltgruppe I zu verhindern. Der Ort ist ungewöhnlich, doch Georg von Waldenfels sagt über die Heimstätte des deutschen Mannschaftsmeisters 2003: „In Sundern wird hervorragende Arbeit geleistet, dafür wollten wir uns bedanken.“ Dem Präsidenten des finanzschwachen Deutschen Tennisbundes (DTB) dürfte es allerdings auch nicht ungelegen kommen, dass der Sundener Mäzen Paul Krengel das finanzielle Risiko für die Veranstaltung übernimmt. Von 5000 Karten pro Tag sind bislang nur zwei Drittel verkauft.

Dabei können die Tennisfans eine Lokalgröße anfeuern. Thomas Behrend, der in der Bundesliga für Blau-Weiß Sundern spielt, wird überraschend neben Rainer Schüttler die beiden Einzel bestreiten. Der Deutsch-Brasilianer liegt in der Weltrangliste lediglich auf Rang 90. Nicolas Kiefer auf Platz 58 oder Lars Burgsmüller auf Platz 83 rangieren noch vor ihm. DochTeamchef Patrik Kühnen entschied sich für den Schlechterplatzierten. „Tomas hat im Training den besten Eindruck gemacht und sich den Einsatz hart erarbeitet“, sagte Kühnen.

Behrend hatte im Sommer den Weißrussen Max Mirnyi in Stuttgart bezwungen. Nun darf der 28-Jährige gegen Mirnyi beginnen, den die Weltrangliste als Nummer 27 führt. Danach tritt Schüttler gegen Wladimir Woltschkow an. Nicolas Kiefer wird lediglich im Doppel am Samstag an der Seite von Schüttler zum Einsatz kommen. Einen Zwist wird es nicht geben. „Patrik hat sich so entschieden, und ich werde das akzeptieren“, sagte Kiefer. Auch das Doppel dürfte spannend werden, Mirnyi ist gegenwärtig der beste Doppelspieler der Welt.

Die Erwartungen sind hoch. „Wir wollen mit dem Klassenerhalt in der Weltliga eine neue Ära beginnen“, sagte Schüttler. Der 27-Jährige ist die unbestrittene Nummer eins in der Mannschaft. Es spricht für die gute Stimmung unter den Spielern, dass sogar Thomas Haas aus Florida nach Sundern reiste. „Ich will dabei sein und das Team unterstützen“, sagte der verletzte Tennisprofi.

Haas wird nur zusehen, wenn sein Team gegen den Abstieg kämpft. Beide Weißrussen gelten als nicht besonders gut auf Sand, weshalb der DTB diesen Untergrund ausgesucht hatte. Eine Wahl, die Boris Becker im „Tennis Magazin“ nicht gutheißt. „Ich kann nicht nachvollziehen, dass man nur auf die Schwächen des Gegners setzt.“ Vielmehr hätte man sich auf die eigenen Stärken besinnen sollen. „Schüttler zum Beispiel ist auf Hartplatz Weltklasse.“ Mit dieser Kritik trifft er auch Kühnen, der durch die Wahl von Behrend ohnehin in den Blickpunk rückt. Er sagt: „Ich habe alle Gedanken an den Abstieg verdrängt.“ Trotzdem muss es erwähnt werden: Bei einer Niederlage wäre das deutsche Team zum ersten Mal seit 20 Jahren zweitklassig.

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