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Bitteres Ende: Topfavorit Novak Djokovic scheidet schon in der ersten Runde aus.

© REUTERS

Erstrunden-Aus gegen Del Potro: Djokovics Gold-Traum jäh beendet

Tennis-Topfavorit Novak Djokovic scheitert überraschend an Juan Martin Del Potro - wie schon vor vier Jahren. Dabei hatte der Serbe in Rio Großes vorgehabt.

Von Christian Hönicke

Der Ball knallte gegen die Netzkante, dann flog er in einem hohen Bogen, wie in Zeitlupe. Novak Djokovic stand still an der Grundlinie und sah entgeistert zu, wie der Ball mit einem in plopp zu Boden ging. Drin. Djokovic senkte den Kopf, es war vorbei. Aus der Traum vom olympischen Gold im Tennis. Der Weltranglistenerste war in Rio in der ersten Runde gescheitert, mit 6:7, 6:7 an Juan Martin del Potro.

Schon wieder Juan Martin del Potro. Wenn Novak Djokovic an Olympia denkt, wird er den Namen wohl nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Elf Mal hat er gegen del Potro im Laufe seiner Karriere gewonnen, nur vier Mal verloren. Davon allerdings zweimal bei Olympischen Spielen. 2012 in London unterlag er ihm im Match um die Bronzemedaille. Die Auslosung hatte ihm den Argentinier diesmal schon in der ersten Runde des olympischen Turniers beschert.

Djokovic und Murray galten als große Favoriten

In Rio hatte Novak Djokovic Großes vorgehabt. Nach seinem Sieg bei den French Open wollte der 29- Jährige der dritte männliche Tennisspieler nach Andre Agassi und Rafael Nadal werden, der alle Grand-Slam- Turniere und Olympia gewinnt. Nach den Absagen vieler Topspieler, darunter Roger Federer und Stan Wawrinka, war Djokovic Favorit auf Gold, trotz seines unerwartet frühen Ausscheidens in Wimbledon. Der Schotte Andy Murray galt als sein einziger ernsthafter Konkurrent.

Juan Martin del Potro hatte niemand wirklich auf der Rechnung. Er hat zwar mal die US Open gewonnen, doch das ist sieben Jahre her. Danach fiel er wegen vieler Verletzungen immer wieder aus, erst in diesem Jahr gab er nach einer Handgelenksverletzung sein Comeback. Aktuell liegt er auf Rang 141 der Weltrangliste. Doch angefeuert von vielen argentinischen Fans in der Arena spielte der 27-Jährige groß auf. „Ich habe eines der besten Matches meines Lebens gespielt“, sagte er. Nicht nur gegen seinen krachenden Aufschlag, auch gegen die Vorhand del Potros fand Djokovic keinen Weg.

Auch Boris Becker machtlos

Mit zunehmender Spieldauer wurde der sonst so nervenstarke Serbe sichtlich nervös. Ihm unterliefen viele ungewohnte Fehler, immer wieder haderte er mit sich. Auch Djokovics Trainermentor Boris Becker, der im Stadion saß, konnte ihm nicht helfen. Der Deutsche hatte so manches enge Match noch umgebogen, er weiß auch, wie man Olympiasieger wird. 1992 gewann er im Doppel mit Michael Stich Olympiagold. Becker versuchte immer wieder, seinen Schützling aufzumuntern, doch als Djokovic im zweiten Tiebreak 1:6 hinten lag und fünf

Matchbälle gegen sich hatte, konnte auch er nicht mehr machen, als nervös an seinem funkelnden Ring zu spielen. Als es beim zweiten Matchball nach del Potros Vorhand plopp machte, senkte auch er den Kopf. Es war vorbei. Becker blickte mit leeren Augen auf den Platz unter ihm, auf dem Novak Djokovic weinte. Beide wussten: Eine große Tenniskarriere wird wohl unvergoldet beiben.

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