zum Hauptinhalt

Sport: Es bleiben Schnipsel Bizarre Stille

Düsseldorf ist fassungslos Hamburg erträgt Niederlage kaum

Düsseldorf. Am Ende lag ihnen die Welt nur noch in bunten Schnipseln zu Füßen. Dabei hatten die über 80 000 Menschen auf der Königsallee in Düsseldorf die kleinen Fahnen noch Minuten zuvor enthusiastisch geschwenkt. Doch nachdem das Unheil verkündet worden war – „Düsseldorf ist im dritten Durchgang gescheitert“ –, waren die Fahnen auf dem Kopfsteinpflaster gelandet. Die Enttäuschung war zuerst riesig – wie die Fete zuvor. Mit Chören, LiveBands und Karnevalsliedern hatte man dem Höhepunkt entgegengefiebert. „Die Enttäuschung steckt tief“, sagte die Dressurreiterin Isabell Werth. Gerne wäre sie auf der Aachener Soers zum Olympiasieg geritten. Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma erklärte: „Dass wir nicht gewonnen haben, liegt wohl daran, dass wir und Hamburg uns die Stimmen gegenseitig weggenommen haben.“ Schramma war quasi der einzige Sieger an diesem Abend. So viele Düsseldorfer hatten dem Kölner auf der „Kö“ – im Herzen der Stadt – noch nie zugejubelt. Der konnte den Beifall entgegennehmen, weil sein Düsseldorfer Amtskollege Joachim Erwin einen anderen Termin hatte. In München hörte er fassungslos die Entscheidung: Leipzig. ling

Hamburg. Die Sonne schien warm auf den Hamburger Rathausmarkt, aber dann verkündete Bundeskanzler Schröder Leipzig als Sieger, und die gefühlte Temperatur der 50 000 auf dem Platz war plötzlich: kalt. Sie hatten noch gejubelt, als Stuttgart, Frankfurt und Düsseldorf ausschieden. Und sie konnten ungestört feiern. Ein massives Polizeiaufgebot hatte Olympiagegner frühzeitig abgedrängt. Aber jetzt? Nach der Entscheidung? Nach kaum 20 Sekunden wanderten Hunderte ab. Eine bizarre Stille lag sekundenlang über der Menge. Auf der Bühne erinnerte der Moderator daran, dass Leipzig korrekt gewonnen habe, und das kam nun wirklich gut an. „Der soll mit dieser Heuchelei aufhören“, sagte einer der Flüchtenden. Andere imitierten sächsischen Dialekt, was sich bei frustrierten Hanseaten ja wirklich ulkig anhört. Und viele meckerten einfach. Es war eine bittere Niederlage, und Hamburg zeigte sich als schlechter Verlierer.

Ein Mitglied des Bewerbungskomitees saß völlig versunken im Medienzentrum und analysierte die Stimmenverteilung kurzerhand aus der Ferne: „Die Düsseldorfer haben ihre Stimmen, als sie nicht mehr gewinnen konnten, Leipzig gegeben, nur damit es mit Hamburg nichts wird.“ Nur einer bewahrte Souveränität: Schlagerbarde Freddy Quinn, Hamburgs olympischer Botschafter. „Natürlich bin ich enttäuscht“, sagte er, „aber so ist nun mal die Entscheidung.“ Und dann erinnerte er sich an die Olympischen Spiele 1972 in München, die er mit den Fischer-Chören eröffnet hatte. Richtig sentimental wurde Freddy. Und so mancher fürchtete wohl, er würde gleich noch „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ singen. Aber Freddy verzichtete. Hamburg dankte. egg

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false