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Sport: Es bleibt in der Familie

Siegt Andreas Schütz wieder beim Derby in Hamburg, überholt er den Vater

Bislang fällt es den Besuchern auf der Galopprennbahn Horn sichtlich schwer, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren. Die Entscheidung, auf wen denn nun im nächsten Rennen getippt werden soll, sie wurde in den vergangenen Tagen häufig überlagert von der Frage: wo kann ich meinen Wettschein überhaupt trocken ausfüllen. Seit einer Woche fällt Regen und vermiest den Hamburgern die Lust an den Pferden. Noch immer ist die Woche rund um das Deutsche Derby eines der gesellschaftlichen Highlights der Stadt, doch in diesem Jahr leidet das Meeting und damit auch der Wettumsatz unter dem Wetter. Aber spätestens heute – egal wie nass es ist – müssen sich alle wieder der elementaren Frage widmen: Wer gewinnt das Deutsche Derby und damit das wichtigste deutsche Galopprennen? Shirocco oder Fight Club?

Andreas Schütz kann über die Qual der Besucher nur schmunzeln. Wer von den beiden Favoriten das Rennen gewinnt, ist dem 36-jährigen Trainer letztlich egal. Er betreut beide Pferde in seinem Kölner Quartier. Dass einer oder gar beide den Großteil der rund 840000 Euro Preisgeld gewinnen werden, ist nicht sicher, aber wahrscheinlich. Am Ende des Derbys gewinnt fast immer ein Pferd von Andreas Schütz. Auch diesmal ist er mit seinen Pferden unter den 19 Startern favorisiert.

Noch leidet das Derby nicht an Langeweile, doch die Siegesserie des Kölners ist beeindruckend. In sechs Jahren als Trainer hat er viermal das Rennen um das Blaue Band gewonnen. Zuletzt im Vorjahr mit Dai Jin. Doch nicht nur im Derby, auch sonst ist er der erfolgreichste deutsche Trainer der letzten Jahre und könnte – wenn er so weiter gewinnt – alle Rekorde im deutschen Rennsport brechen. Noch nie hat ein Trainer in so jungen Jahren so viele Derbysiege errungen – in den Jahren 2000 und 2002 belegten seine Pferde sogar die Plätze eins bis drei. Von den noch lebenden Trainern ist keiner beim Derby nur halb so erfolgreich wie er. Vom Rekordtrainer George Arnull ist er zwar weit entfernt, doch der Hoppegartener hat seine neunteilige Siegesserie bereits 1949 beendet.

Nicht einmal sein Vater Bruno mit vier Siegen – von dem er 1998 offiziell den Stall übernommen hat – oder sein Großvater Willi waren in ihrem Leben so erfolgreich. Auch wenn beide im Klub der Tausender stehen, also derjenigen wenigen Trainer, die mehr als Tausend Siege in ihrer Karriere errungen haben.

„Ich richte meine Jahresplanung immer sehr stark auf das Derby aus“, sagt der Kölner. Er ist sich sicher: „Beide Pferde können gewinnen. Ich würde keines gegen irgendein anderes Pferd im Feld eintauschen.“ Einen Favoriten unter seinen Pferden hat er jedoch nicht. Der Einzige, der ihm heute (17 Uhr 10, live bei n-tv) im Normalfall gefährlich werden dürfte, ist Peter Schiergen. Der Kölner hat vier Pferde im Feld, darunter mit Saldentigerin auch die einzige Stute. Mit Molinas hat er zudem den größten Konkurrenten für die beiden Schütz-Pferde. Molinas hat mit dem Union-Rennen in Köln das wichtigste Vorbereitungsrennen auf das Derby gewonnen. Jockeylegende Hein Bollow tippt daher : „Wer die Pferde von Schütz und Schiergen schlägt, der gewinnt.“

Doch für Schiergen könnte es schwer werden. Schütz hat mit Andrasch Starke für Fight Club und Andreas Suborics für Shirocco die beiden besten deutschen Jockeys verpflichtet. Fight Club wurde im Vorfeld schwächer gehandelt, doch hinter ihm steht ein bekannter Besitzer: der Sportmanager Werner Heinz, und dem gehörte auch der Vorjahressieger Dai Jin.

Ingo Wolff

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