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Sport: Es geht auch ohne Anzug

Lochte stellt den ersten Weltrekord seit 2009 auf

Schanghai - Ein bisschen müde war Ryan Lochte am Ende des Tages dann doch. Deshalb stutzte der erste Schwimm-Weltrekordler seit dem Verbot der Hightech-Anzüge auch erst einmal, als er bei seinem Termin vor der Weltpresse, abends um kurz nach neun, kein Wort verstand. Jemand hatte ihn zur Abwechslung mal nicht auf Englisch, sondern auf Chinesisch angesprochen. Lochte blickte verwirrt, dann zeigte ihm sein Coach Gregg Troy das Übersetzungsset auf dem Tisch vor ihm. Und als Lochte, nun mit Kopfhörern, alles verstanden hatte, wies Troy seinen Schüler an: Jetzt musst du den Kopfhörer wieder abnehmen.

Ansonsten hätte der US-Schwimmer bei seiner Antwort sich selbst weiter auf Chinesisch zuhören müssen. Anstatt nach seiner historischen Bestmarke über 200 Meter Lagen in 1:54,00 Minuten in Ruhe seine zentralen Botschaften vortragen zu können – die da lauteten. Erstens: „Manche sagten, dass nach den Superanzügen keine Weltrekorde mehr geschwommen werden können. Ich wollte beweisen, dass das nicht stimmt.“ Zweitens: „Ich weiß, dass ich noch viel schneller schwimmen kann.“ Drittens: „Das war nur ein Schritt auf dem Weg, den ich bis Olympia 2012 wirklich vollenden will.“

Einer, der bei Lochtes Worten hellhörig werden dürfte, ist Michael Phelps. Der 14-malige Olympiasieger aus Michigan kennt allerspätestens seit dieser WM in Schanghai seinen härtesten Widersacher für den nächsten Sommer. Gestern blieb Phelps als Zweiter selbst nur sechs Hundertstel unter dem bisher gültigen Rekord, den Lochte noch im Anzug aufgestellt hatte. Danach war er sprachlos. „Ich habe mich schon als Sieger gesehen“, sagte er später. „Deshalb war da eine Menge Frust, und ich musste erst einmal meine Gedanken sortieren.“

Dabei hatte Phelps doch schon vor Tagen gemutmaßt: „Wer über die 200 Lagen siegt, der wird in Weltrekordzeit gewinnen.“ Nun, wo die erste Bestmarke seit dem Ende der Superanzüge gefallen ist, weiß Phelps sogar noch mehr. „Davon wird es noch mehr geben“, sagte der 26-Jährige weitere Rekorde voraus.

In dem Rekordjubel ging fast Christian vom Lehn mit seiner Leistung über 200 Meter Brust unter. Die Nummer zwei der Weltjahresbestenliste war im Halbfinale in 2:08,44 Minuten der Drittschnellste. „Es war super, mit der Zeit bin ich voll zufrieden“, sagte der 19-Jährige, der am heutigen Freitag auf eine Medaille hoffen darf. Andreas Morbach(mit dpa)

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