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Sport: Es geht aufwärts

Bayer Leverkusen erkämpft sich einen 1:0-Sieg über den Hamburger SV und ist in der Bundesliga wieder Spitze

Leverkusen. Aus dem Gesicht von Carsten Ramelow sprach wenig Freude. Kein Wunder, hatte seine Mannschaft doch wahrlich kein rauschendes Ballfest gefeiert wie noch in den ersten beiden Heimspielen. Und so wirkte der 29-Jährige beinahe ein wenig verlegen, kratzte sich am Hinterkopf und ließ sich viel mehr Zeit als sonst mit seinem Statement zu diesen seltsamen 90 Minuten, die da hinter ihm lagen. „Ja, irgendwie war das ein komisches Spiel“, sagte der Kapitän von Bayer Leverkusen, und fand, dass seine Mannschaft „am Ende ein bisschen Probleme“ bekommen habe. Lediglich das Ergebnis stellte ihn zufrieden, schließlich bedeutete der 1:0 (1:0)-Erfolg gegen den Hamburger SV nicht nur den vierten Sieg im fünften Spiel, sondern auch die Zurückeroberung der Tabellenführung.

Es war vor allem in der ersten Halbzeit eine Partie fast ohne Höhepunkte. Nach einem gefährlichen Kopfball Francas in Minute vier verlegte sich nämlich der HSV, der zuvor schon elf Tore kassiert hatte, vorwiegend und sehr konzentriert auf die Errichtung einer Abwehrmauer. Neun Feldspieler erwarteten Leverkusens Angriffskünstler rund 15 Meter vor dem eigenen Strafraum, verdichteten damit so den Raum, dass die Kurzpässe eines Robson Ponte oft ins Leere liefen. Diese Ereignisarmut hatte erst ein Ende, als Ponte in der 28. Minute aus halbrechter Position einen Freistoß an den langen Pfosten flankte und Juan den Ball aus spitzem Winkel in das Tor köpfen konnte. Es wurde hinterher diskutiert, ob HSV-Torwart Pieckenhagen in dieser spielentscheidenden Szene womöglich eine Fehler begangen habe. Pieckenhagen selbst urteilte: „Ich sehe, dass ich nicht an den Ball komme, und bleibe stehen, und wenn die Zuordnung nicht stimmt, dann ist das halt Pech.“ Diese Kalamität sorgte dafür, dass der HSV, der vor der Saison hochgelobte, weiterhin mit nur einem Punkt auf Tabellenplatz 17 rangiert.

HSV-Trainer Kurt Jara war gleichwohl mit der Disziplin und Einsatzbereitschaft seiner Mannschaft zufrieden und verteilte Komplimente. Er lobte vor allem die Reaktion nach dem 0:1. „Vor der Länderspielpause wären wir noch auseinander gefallen“, so der Österreicher, der insgesamt eine Steigerung registrierte. Und in der Tat vermochte es der HSV einige Male sogar, den Gastgeber unter Druck zu setzen, ohne indes herausragende Einschussmöglichkeiten herauszuspielen.

„Wir haben ihnen keine großen Chancen gegeben“, resümierte Bayer-Keeper Jörg Butt zufrieden. Aber Leverkusen ging auch überaus fahrlässig mit den sich nun bietenden Kontern um, speziell der eingewechselte bulgarische Mittelstürmer Berbatow vergab mehrmals freistehend vor Pieckenhagen, und das an sich reguläre Tor Francas in der 87. Minute wurde wegen Abseitsstellung nicht anerkannt.

„Die Mannschaft hat Gesicht gezeigt“, sagte Trainer Klaus Augenthaler, der dem wieder genesenen Jens Nowotny eine weitere Pause gönnte. Doch auch der Weltmeister von 1990 war in einer ähnlichen Stimmungslage wie sein Kapitän Ramelow, war ebenfalls hin- und hergerissen zwischen Wut über unverständliche Ballverluste und der Genugtuung angesichts des positiven Resultats. „Wenn ich beide Augen zudrücke“, so Augenthaler, „dann kann ich damit zufrieden sein.“ Die Tabellenführung versöhnte auch ihn, den ewigen Grantler.

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