zum Hauptinhalt

Sport: Es geht doch

Der FC Bayern muss beim 1:1 in Hamburg nach 357 Minuten das erste Gegentor der Saison hinnehmen

Von Karsten Doneck, dpa

Der Hamburger SV hat eine beruhigende Botschaft gegen die Fußball-Langeweile ins Land hinausgeschickt. Die lautet: Der FC Bayern ist trotz seiner Millioneneinkäufe in der Bundesliga nicht völlig unverwundbar. Nicht nur, dass sich die Münchner in Hamburg nach 357 Spielminuten das erste Gegentor in dieser Saison einhandelten. Mit dem 1:1 (0:0) beim HSV verließen sie zudem im vierten Punktspiel der Saiosn erstmals nicht als Sieger den Platz. Den Fleck auf die Weste versetzte den Bayern Mohamed Zidan. Der 5,8 Millionen teure Stürmer war beim HSV auf dem besten Wege zum Reservisten, durfte aber eine Viertelstunde vor Schluss angesichts des 0:1-Rückstandes aufs Feld und stocherte kurz vor Spielschluss den Ball zum verdienten Ausgleich über die Linie. „Ein richtiges Billardtor, der Ball ging hin und her und am Ende war er drin“, stellte Bayerns Trainer Ottmar Hitzfeld ganz sachlich fest.

Deutscher Meister wollen die Bayern erst noch wieder werden, ihre Effektivität hingegen ist schon jetzt meisterlich. Keine wirklich ernsthafte Torchance verzeichneten die Gäste lange Zeit. Und dass Stürmer Miroslav Klose mitspielte, war auch in erster Linie nur dem Spielberichtsbogen zu entnehmen. Bis zur 70. Minute. Da flog eine weite Rechtsflanke von Christian Lell auf den Oberschenkel des am Fünfmeterraum lauernden Klose und von dort ins Tornetz zum 1:0. In solchen Szenen zur Stelle zu sein, das zeichnet echte Torjäger nun mal aus. Es war zugleich ein Jubiläum für Klose: sein 100. Bundesliga-Tor. „Danach haben wir unsere stärkste Phase erwischt, es gab auch noch Möglichkeiten für uns“, sagte Hitzfeld. Dazu zählte der Trainer wohl vor allem die Szene, bei der der eingewechselte HSV-Stürmer Maxim Choupo-Moting bei einem Abwehrversuch im eigenen Strafraum den Ball Richtung eigenes Tor lenkte, er dort aber am Pfosten landete.

Der HSV schlug nach dem Rückstand mit dem Mute der Verzweiflung zurück. Mohamed Zidan stammelte nach seinem Ausgleich nur noch: „Das Glück war da, ich bin zufrieden und glücklich.“ Und auch HSV-Abwehrspieler Bastian Reinhardt fiel eine Zentnerlast von der Seele, hatte er doch zu dem Gegentor zum 0:1 das Bekenntnis ablegen müssen: „Da muss ich enger am Mann dran stehen.“ So war das 1:1 für Bastian Reinhardt eine große Genugtuung. „Gott sei Dank, haben wir noch eine Reaktion gezeigt“, sagte er.

Beide Trainer mussten auf wichtige Spieler verzichten. Rafael van der Vaart fiel beim Hamburger SV kurzfristig aus wegen einer Wadenverletzung, beim FC Bayern fehlte Stürmer Luca Toni, der in den ersten drei Spielen schon drei Tore erzielt hat. Bei den Hamburgern feierte Jerome Boateng, der für 1,1 Millionen Euro von Hertha BSC verpflichtet worden ist, als Rechtsverteidiger für den für vier Spiele gesperrten Guy Demel ein beachtliches Debüt. Nur Boatengs Sturz nach einem üblen Foul von Bastian Schweinsteiger fiel dann doch allzu theatralisch aus und minderte auf diese Weise wohl auch das Strafmaß von Schiedsrichter Florian Meyer für den Bayern-Spieler, der mit der Gelben Karte glimpflich davonkam.

Bayerns Manager Uli Hoeneß hatte ja im Vorfeld des Spiels schon für einige Aufregung gesorgt, indem er von den Schiedsrichtern mehr Schutz für die Bayern-Spieler gegen üble Fouls angemahnt hatte. Bayerns Entdeckung der neuen deutschen Fußball-Weinerlichkeit kam beim Hamburger Publikum überhaupt nicht an. Hamburger Fans hatten auf der Tribüne ein Transparent entrollt, darauf stand voller Ironie: „Seid zärtlich zu den Bayern, macht nicht Ulis Spielzeug kaputt.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false