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Sport: „Es gibt keine Rache im Sport“

Wladimir Klitschko über den Kampf gegen Lamon Brewster, seine Trainer und Niederlagen

Was hat Ihnen die sechswöchige Zusammenarbeit mit Emanuel Steward als neuem Cheftrainer gebracht?

Für die Kondition habe ich weiterhin mit Fritz Sdunek gearbeitet. Da ist er der Beste der Welt. Er hat auch die Trainingspläne erstellt. Emanuel Steward hat sich um die boxtechnischen Feinheiten gekümmert. Ich möchte nicht viel darüber reden. Wir werden es sehen. Ich bin schon ganz ungeduldig, das Neue auszuprobieren. Aber Steward verändert meinen Stil nicht.

Sie haben Steward gewissermaßen Sdunek vor die Nase gesetzt. Das hat für Wirbel gesorgt.

Es gibt keinen Streit zwischen Steward und Sdunek, und es ist totaler Unsinn, dass ich mich mit Witali wegen der Trainer nicht mehr verstehen würde. Wir haben in Los Angeles zusammen trainiert. Ich möchte mich aber vor allem bei Fritz Sdunek bedanken, dass er nicht wie eine Zicke reagiert hat.

Wie schätzen Sie Lamon Brewster ein, von dem Don King behauptet, er sei ein schlafender Riese, würde für eine Revolution sorgen und Sie besiegen?

Lamon Brewster macht einen sehr konzentrierten Eindruck und ist diesmal nicht ausgeflippt wie auf der vorangegangenen Pressekonferenz. So wie er jetzt auftritt, wie er aussieht, wie er denkt, lässt das nur einen Schluss zu: Der Mann will unbedingt gewinnen. Er ist sehr stark, besonders in den ersten Runden. Er wird von der ersten Sekunde an versuchen, mich auszuknocken. Ich schätze ihn hoch ein, aber er hat auch seine Fehler, auf die ich hinarbeiten muss.

Sie kämpfen wieder um den WBO-Titel. Was ist anders gegenüber den zurückliegenden Kämpfen?

Leider muss ich jetzt nach dem Titel greifen und nicht verteidigen – das ist der große Unterschied gegenüber meinem letzten Kampf in Mandalay Bay gegen McCline vor anderthalb Jahren. Ich freue mich, dass es nach einem Jahr wieder um den Titel geht, leider nicht gegen Corrie Sanders.

Haben Sie die K.-o.-Niederlage gegen Sanders vor einem Jahr überwunden?

Ganz sicher. Ich fühle mich besser als vor einem Jahr. Vor dem Kampf gegen Sanders war ich ein müder Sportler, zu schwer, müde von den Kämpfen und auch ein bisschen gelangweilt. Es herrschte eine schlaffe Atmosphäre. Jeder hat gesagt, Sanders sei eine Schlafmütze. Ich selbst habe geglaubt: Du haust den Jungen in den ersten Runden um. Dann kannst du dich entspannen. Dann habe mich entspannt, leider ohne Titel, dafür mit einem K.o. Jetzt fühle ich mich wieder hoch motiviert, aber auch freier, trotz der großen Verantwortung für meinen Bruder und für mich.

Wie ist das zu verstehen?

Jeder sollte für unseren Erfolg, beide zur gleichen Zeit Weltmeister zu sein, alles tun. Dieser Kampf ist ein besonderer: Denn es geht um uns. Es geht nicht um mich, nicht darum, wie sich Wladimir Klitschko, von dem es heißt, er sei zerbrochen und nicht mehr derselbe, für die K.-o.-Niederlage rehabilitiert.

Nun kann Witali den jüngeren Bruder gegen Sanders am 24. April in Los Angeles rächen.

Es gibt keine Rache im Sport. Aber von beiden Kämpfen hängt die Zukunft für uns beide ab. Witali und ich telefonieren ständig miteinander. Aber jeder muss sich ganz auf sich und seinen Kampf konzentrieren. Ich glaube, es ist einfacher für mich, zuerst zu boxen. Mitten in seiner Vorbereitung wird Witali aus Los Angeles nach Las Vegas kommen. Das belastet ihn. Ich habe das zuletzt im Dezember erfahren, als die Reihenfolge umgekehrt war und ich mich in New York bei seinem Kampf auf meinen in Kiel vorbereitet habe.

Don King behauptet, Lamon Brewster wird gewinnen.

Jeder Boxer, der in den Ring geht, will gewinnen. Es geht immerhin um einen Weltmeistertitel im Schwergewicht. Für mich ist das ein wichtiger Kampf, denn es stellt sich die Frage: Wladimir, gehörst du in die Champions League oder bist du nur gut genug für die Erste Liga?

Das Gespräch führte Hartmut Scherzer

Der Boxkampf zwischen Wladimir Klitschko und Lamon Brewster beginnt in der Nacht zum Sonntag um 4.30 Uhr deutscher Zeit. Das ZDF überträgt bereits ab 3.10 Uhr live.

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