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Sport: Es gibt Schnitzel, Baby!

Holger Stromberg bekocht die deutsche Mannschaft. Hier verrät er, was die Spieler alles nicht essen dürfen – und was er am Finaltag auftischt

Holger Stromberg, Hand aufs Herz: Wann ist Ihnen zuletzt ein Essen angebrannt?

Beim Viertelfinale. Eine Kartoffelsuppe. Ist aber kein Eigentor, kann passieren.

Sie haben gesagt, dass es während der EM keine Pommes gibt, außer nach dem Turniersieg. Der ist zwei Spiele entfernt: Was kommt denn wirklich am 29. Juni auf den Teller?

Vor dem Finale gibt es Büffel-Mozarella mit Crème fraîche, Orangenfilets und Zitronenzeste, einen roten Pimento-Limonen-Risotto mit gefüllter Auberginen-Piccata. Und als Dessert Quarkspeise mit Mango und Erdbeeren. Und auf jeden Fall Griesbrei! Vor den Siegen gegen Portugal und Österreich gab auch es Griesbrei. Daran halten wir nun fest.

Wenn das Halbfinale gewonnen wird, gibt es dann eine besondere Belohung?

Es gibt nachher Schnitzel und Pizza. Und natürlich: Pasta!

Und nach dem Spiel gegen Kroatien?

Da wurden die Schnitzel gestrichen! Nee, im Ernst: Die Spieler aßen Pasta, Suppe und Käse.

Sie ändert nicht den Speiseplan?

Wir versuchen, diesen Aberglauben in Grenzen zu halten. Es heißt, dass es früher am Spieltag keinen Milchreis geben durfte. Doch ich versichere Ihnen: Am Essen lag es gegen Kroatien nicht – sondern an meinem Platz im Stadion. Mein eigener Aberglaube orientiert sich nämlich an Zahlen: Die Nummer meines Sitzes war nicht durch drei teilbar.

Die Dänen sind 1992 mit Fast-Food-Essen Europameister geworden. Sie werden die DFB-Elf vor dem Spiel gegen die Türken wohl kaum zum Dönerladen schicken?

Es ist weder was gegen Döner Kebab noch gegen Burger einzuwenden. Es kommt immer auf die Grundzutaten an: Semmeln vom Biobäcker, das Hackfleisch machen wir als Tartar an. Braten, fertig! Die Ernährung muss ausgewogen sein. Nur Fast Food, das funktioniert natürlich nicht. Aber den ganzen Tag nur Früchte auch nicht.

Was haben Sie denn für einen Etat?

Es gibt kein wirkliches Budget, aber wir sprechen den Menüplan natürlich DFB-intern ab. Da gibt es auch mal Kohlrouladen – auf den Wunsch einiger Spieler übrigens. Und die gleicht vom Preis dann das Filet am Spieltag aus: fettfreies Fleisch, sehr zart. Die Jungs mögen da nicht so drauf rumkauen. Eine Sehne im Fleisch kann ich am Spieltag nicht riskieren, weil kleinste Kleinigkeiten zu Missstimmung führen können.

Eiscreme ist am Spieltag tabu, weil sie den Magen reizt. Auch Mohnklöße wegen der Dopingtests. Was geht noch nicht?

Tierische Fette sind schwer verdaulich. Kokosnuss ist auch nichts, weil da gehärtetes Fett drin ist. Rohe Paprika stößt auf. Oder auch Gewürze wie Tonkabohnen. Sehr aromatisch, schmeckt wunderbar. Aber da ist ein Stoff drin, der toxisch wirken kann. So was lass ich weg, damit bei den Dopingtests keine Zweifel entstehen können.

Wie viele Stunden vor dem Spiel sollten die Spieler nichts mehr essen?

Dreieinhalb Stunden vor dem Spiel. Dann gibt es den so genannten Pre-Match-Snack. Der besteht aus trockenem Kuchen: Marmorkuchen, Gugelhupf, Sandkuchen mit Früchten, Cookies, Kekse – und natürlich Spaghetti, Spaghetti, Spaghetti.

Was bedeutet es für einen Koch, ins Tessin zu reisen?

Wir sind hier in einem kulinarischen Paradies. Das Mannschaftshotel „Il Giardino“ hat einen Kräutergarten, der ist eine Wonne. Den Rest bekommen wir von den normalen Lieferanten des Hotels. Früher mussten die DFB-Köche in manchen Ländern erst mal Töpfe kaufen.

Haben Sie noch einen Tipp für den Grillabend der Fans zu Hause beim Halbfinale?

Grüner Spargel! Einfach mit Oliven- oder Erdnuss-Öl marinieren. Dann wird er gegrillt. Dazu ein Putenbruststeak mit Joghurt-Soße, wegen dem Gegner bestenfalls aus der orientalischen Küche: Der Joghurt wird angerührt mit Peperoni oder Paprikaflocken. Das ist das Zeug, bei dem der Mann im Dönerladen immer fragt: „Mit scharf – oder ohne?“ Dazu geriebene Zitronenschale, Salz und Koriander oder Basilikum – sensationell!

Das Gespräch führte Mark Diening.

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