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Sport: Es kommt nicht auf die Größe an

Michael Jennings ist eher klein für einen Footballer – und trotzdem sehr wichtig für Berlin Thunder

Berlin - Michael Jennings entspricht nicht dem Klischee eines Footballspielers. Den Passempfänger von Berlin Thunder könnte man mit seinen vergoldeten Zähnen vielleicht für einen Rapper halten, doch ein harter oder gar böser Junge ist er nicht. Im Gegenteil: Bei öffentlichen Auftritten wirkt der tiefreligiöse Christ, der in fast jeden Satz einfließen lässt, dass er alles dem Schöpfer verdanke, geradezu schüchtern, spricht in kurzen Sätzen und mit flacher Stimme. Auch wegen seiner Statur ordnet man den US-Amerikaner nicht dem harten Mannschaftssport zu: Jennings wiegt lediglich 78 Kilogramm und ist gerade einmal 1,80 Meter groß. Doch die Äußerlichkeiten täuschen: Michael Jennings ist einer der wichtigsten Spieler im Kader der Berliner. Heute trifft Thunder am zweiten Spieltag der NFL Europe um 16 Uhr im Olympiastadion auf die Hamburg Sea Devils. Jennings wird auch in diesem Spiel wieder eine entscheidende Rolle zukommen. „Michael ist der wichtigste Mann für die langen Pässe“, sagt sein Trainer Rick Lantz. Beim 30:7-Auftaktsieg vergangene Woche gegen Frankfurt Galaxy erzielte Jennings einen Touchdown und erlief 74 Yards, hatte entscheidenden Anteil am Auftaktsieg der Berliner.

Der 25-Jährige wird weitere solcher Auftritte brauchen, um sich nachhaltig für die US-Profiliga NFL, die Mutter-Firma der NFL Europe, zu empfehlen. Jennings ist einer von rund 250 amerikanischen Spielern, die den Sprung in die NFL noch nicht geschafft haben und in Europa zeigen sollen, dass sie auch in der großen Liga mithalten könnten. „Meine Coaches in den USA wollen sehen, ob ich das nötige Stehvermögen habe, weil ich so schmächtig bin und schon häufig verletzt war“, sagt er.

Jennings hat gegenüber den übrigen US-Spielern ein zusätzliches Handicap: Er ist kein gelernter Footballer. Zwar spielte er in der High School Football, aber die eigentliche Vorstufe zu einer Profi-Karriere, Football an einer Universität, ließ er aus. Während seines Studiums an der Florida State University machte er Leichtathletik. Mit seiner 400-Meter-Bestzeit von 45,55 Sekunden wäre er bei den deutschen Meisterschaften 2004 Zweiter geworden, nur Europameister Ingo Schultz war schneller. „Meine Sprint-Fähigkeiten aus der Leichtathletik auf Football zu übertragen ist nicht leicht“, sagt Jennings. „Ich muss vorgegebene Pass-Routen laufen, abrupt die Richtung ändern, mich freilaufen und dann noch den Ball fangen.“

Für das heutige Spiel ist Jennings jedenfalls gewappnet: „Ich habe dafür gebetet, dass ich mich nicht verletze. Bevor das Spiel losgeht, werde ich noch einmal mit Gott sprechen.“

Dieter Hoch

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