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Sport: „Es muss mal krachen“

Unions Trainer Mirko Votava über seinen Führungsstil

Herr Votava, lassen Sie uns über Otto Rehhagel reden …

Ach so!

War dieser Rehhagel in Ihrer langen Zeit als Profi bei Werder Bremen für Sie ein angenehmer oder eher ein unangenehmer Trainer?

Ich bin ja kein Ronaldo. Ich musste mich überall durchsetzen und glaube, dass ich letztlich durch meine Zweikampfstärke den Trainer überzeugt habe.

Sie sind nie mit Rehhagel aneinander geraten?

Rehhagel konnte gut mit Leuten umgehen, er ist ein sehr kommunikativer Mensch, hat auch mal ein Auge zugedrückt. Aber er hat immer haargenau den Zeitpunkt erkannt, wann es nötig war, mit der Peitsche zu knallen. Sein Führungsstil war aber nie so autoritär wie beispielsweise der von Branco Zebec.

Und was haben Sie von Ihrem einstigen Lehrmeister Otto Rehhagel übernommen und mit nach Berlin zum 1. FC Union gebracht?

Ich fahre meine eigene Linie, gucke aber auch sehr genau, bei welchem Spieler man die Leine mal etwas lockerer lassen kann und bei wem nicht.

Als Sie bei Union anfingen, war die Mannschaft mangels Erfolgs verunsichert. Dann kam auch noch die Geschichte mit den Gehaltskürzungen dazu. Gab es da eine Phase, in der Sie Ihre Vertragsunterschrift bereut haben?

Nein, gar nicht. Ich bin ja hier erst richtig aktiv geworden. Als Scout von Werder Bremen bist du zwar auch viel unterwegs, aber nicht so eingespannt, als wenn du selbst Verantwortung trägst und weitreichende Entscheidungen treffen musst.

Sie sollen junge Spieler in die Mannschaft einbauen, die nichts kosten dürfen. Andererseits will der Verein in absehbarer Zeit in die Bundesliga aufsteigen. Ein Widerspruch?

Junge Leute einbauen – schön und gut. Aber das muss nach und nach geschehen. Man muss auch mal einen älteren Spieler holen, einen, der auch mal schubst, der Durchsetzungsvermögen und Routine hat.

Union hat sehr leidenschaftliche Fans. Ist das für einen neuen Trainer nicht auch eine Last, es allen Leuten trotz deren unterschiedlichen Ansichten recht machen zu müssen?

Mir war bewusst, dass ich eine schwere Aufgabe übernehme. Die Mannschaft war im freien Fall, dann kam gleich in meinem ersten Spiel das 0:3 bei Alemannia Aachen. Wir mussten uns langsam sammeln, das hat eine Weile gedauert. Aber wir sind in kleinen Schritten vorangekommen. Und wir müssen, gerade was unsere Zuschauer angeht, zusehen, dass wir alle mit in ein Boot nehmen.

Das Klima innerhalb der Mannschaft scheint sich nach dem Trainerwechsel verändert zu haben. Was haben Sie gemacht?

Ich verlange, dass die Spieler sich reinknien, sich körperlich und verbal einbringen. Die, die dabei sind, müssen in ihrer Aufgabe aufgehen. Ich habe auch nichts dagegen, wenn es im Training unter den Spielern mal richtig kracht. Zu harmonisch darf’s ja auch nicht werden.

Was machen Sie eigentlich, wenn der 1. FC Union absteigt.

Darüber mache ich mir keine Gedanken. Und seien Sie versichert: Irgendwie geht es doch immer weiter.

Das Gespräch führte Karsten Doneck .

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