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Sport: Es war Kokain

Radprofi Marco Pantani starb an Drogenmissbrauch

Berlin (Tsp). Es war lange gerätselt worden, was letztlich den Tod von Radsportprofi Marco Pantani verursacht hat. Dopingmittel, mutmaßten die einen, ein Cocktail aus Tabletten und Drogen, sagten andere. Seit gestern ist endgültig klar, woran der frühere Sieger der Tour de France gestorben ist: an einer Überdosis Kokain. Das meldete gestern die Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf den offiziellen Autopsiebericht. Eine akute KokainVergiftung habe ein Hirn- und Lungenödem ausgelöst. Allerdings sei weiterhin unklar, ob Pantani sich die Überdosis absichtlich gegeben habe, sagte der zuständige Mediziner Giuseppe Fortuni nach der Autopsie der Leiche und einer toxikologischen Untersuchung. „Es gibt keine konkreten Hinweise, die die Selbstmord-Hypothese stützen würden“, sagte Fortuni.

Bereits seit drei Wochen fahndet die Staatsanwaltschaft Rimini nach einem Verdächtigen, von dem Pantani das Kokain gekauft haben soll. Fünf Tage vor seinem Tod hatte der frühere Radprofi sein Hotelzimmer in Rimini verlassen, um einen Anruf zu tätigen. Am selben Abend erschien ein Mann in seinem kleinen Appartement, den die Polizei für Pantanis Dealer hält. Am 14. Februar war Pantani vom Hotelpersonal tot in seinem Zimmer aufgefunden worden. In diesem Appartement hatte Pantani die letzten Wochen seines Lebens verbracht. Neben zahlreichen Medikamentenschachteln wurde auch ein Schreiben neben Pantanis Leiche gefunden: „Ich habe für den Radsport einen hohen Preis gezahlt und keine Freude mehr“, hieß es darin.

Die Todesursache ist keine Überraschung. Dass Pantani Drogen nahm, war in seinem Freundes- und Bekanntenkreis seit längerem bekannt. In den vergangenen Monaten hatte Pantani regelmäßig Crack konsumiert, chemisch verlängertes Kokain, das das Herz- Kreislauf-System belastet. Bereits einmal hat er eine Entziehungskur machen müssen. In seinem Hotelzimmer fanden die Ermittler Papier, auf dem er seine Gedanken zusammengetragen hatte. Auf einem Bogen stand: „Ich möchte in Bolivien eine Entziehungskur machen.“

Marco Pantani zählte zu den beliebtesten Sportlern Italiens. Seit dem Jahr 1998, in dem er sowohl den Giro d’Italia als auch die Tour de France gewann, kannte ihn in seinem Heimatland jeder Sportinteressierte. Doch die Dopinganschuldigungen aus dem Jahr 1999, als er aus dem Giro d’Italia in Führung liegend vorzeitig aussteigen musste, hat er nie verkraftet. Zunehmend zog er sich daraufhin von der Außenwelt zurück, er litt auch an Depressionen. „Niemand hat mich verstanden“, stand auf einem der Zettel, die in seinem Hotel gefunden wurden. „Weder die Radsportwelt noch meine Familie.“ Inzwischen ehrt ihn die Radsportwelt, indem sie eine Etappe bei der Tour de France nach ihm benannt hat.

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