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Sport: Euphorische Einheit

Alba Berlins Finalgegner Bonn hat sich in den Play-offs stark gesteigert

Berlin - Sonderlich gut ist das Gedächtnis von Patrick Femerling nicht. Zu viele Basketballspiele in zu vielen Ländern hat der Nationalspieler bestritten, als dass er jedes Spiel im Detail abrufen könnte. Und dann erst recht nicht vom Frühjahr 1999. Damals gewann Femerling seinen ersten Meistertitel mit Alba Berlin, 3:2 setzte sich sein Team in einer packenden Serie gegen die Telekom Baskets Bonn durch. „Es standen ungefähr 10 Zentimeter Schweiß auf dem Parkett, und wir haben gewonnen“, ist alles, was Femerling vom Auftakt noch weiß.

Fast alles hat sich in den vergangenen neun Jahren hier wie dort geändert, Femerling ist eine der wenigen Konstanten – eine andere ist der Schweiß, mit dem auch am Sonntag zu rechnen ist, wenn Alba die Bonner im ersten Finalspiel der Best-of-five-Serie empfängt (15 Uhr, Max-Schmeling-Halle). „Die Bonner haben gegen Frankfurt bewiesen, dass sie Charakter haben“, warnt Femerling.

Das fünfte Halbfinalspiel der Baskets am Donnerstag in Frankfurt war nicht weniger dramatisch als Albas 72:68 zwei Tage zuvor in Oldenburg. Bonns Winsome Frazier scheiterte zum Entsetzen seines Teams beim Stand von 75:74 zweimal an der Freiwurflinie, im Gegenzug hatte Frankfurts Topscorer Pascal Roller acht Sekunden vor Schluss die Chance, die Skyliners per Korbleger ins Finale zu befördern. Doch der Nationalspieler scheiterte, Bonn zog zum vierten Mal in der Vereinsgeschichte ins Endspiel ein. Zuvor war das dem Klub 1997, 1999 und 2001 geglückt – jedes Mal mussten sich die Bonner Alba geschlagen geben. Im Mai 1997 machte Berlins Team um Henrik Rödl, Wendell Alexis, Mithat Demirel und den jetzigen Sportdirektor Henning Harnisch den Gewinn des ersten von sieben deutschen Meistertiteln in Serie perfekt. Fünf Jahre nach dem letzten Triumph soll erneut gegen Bonn das Ende der mageren Jahre begangen werden.

Der Gegner feierte seinen Finaleinzug überschwänglich, hatte er ihn doch ohne zwei Leistungsträger errungen. Power Forward Ronald Burrell hatte sich schon im Play-off-Viertelfinale gegen die Artland Dragons Quakenbrück an der Schulter verletzt, Center John Bowler zog sich im vierten Halbfinalspiel eine Innenbandverletzung im Knie zu. Dazu kam, dass Spielmacher Miah Davis übernächtigt ins entscheidende Spiel ging. Er hatte die Nacht zuvor bei seiner Frau im Kreißsaal verbracht. Mittags kam Sohn Jalon auf die Welt, abends war Davis mit 18 Punkten Bonns treibende Kraft. Nach dem Triumph sank er auf die Knie und konnte die Freudentränen nicht mehr zurückhalten.

„Besonders gefährlich an den Bonnern ist, dass sie als Einheit mit viel Euphorie und Willen spielen“, sagt Albas Sportdirektor Henning Harnisch. Der überraschende Erfolg des Hauptrunden-Siebten gegen Pokalsieger Quakenbrück im Viertelfinale habe die Mannschaft erst richtig in Schwung gebracht. „Das ist ein schwieriger Brocken.“ Das bekamen die Berliner auch in der Hauptrunde zu spüren. Sie setzten sich zwar in eigener Halle 82:77 durch, verloren in Bonn aber 76:86. Es war die siebte Niederlage im achten Bundesligaspiel in der Hardtberghalle. Eine weitere wird Alba zumindest an diesem Ort erspart bleiben. Beim zweiten Finalspiel am kommenden Mittwoch wird Bonn die neue, rund 6000 Zuschauer fassende Arena einweihen. Helen Ruwald

Helen Ruwald

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