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Auf zum nächsten Wunder. Paschings Marco Perchthold (l.).

© dpa

Europa League: Drittligist Pasching will nach Europa

Ein österreichischer Drittligist wurde Pokalsieger, nun strebt das 6000-Einwohner-Städtchen Pasching im Europapokal nach Höherem. Bei dem vermeintlichen Wunder hilft Getränkehersteller Red Bull kräftig mit.

Sie hoffen nicht nur darauf, sie rechnen sogar damit. „Im Fußball passieren immer Wunder“, prangt derzeit auf der Vereinshomepage des FC Pasching. Der österreichische Drittligist hat zwar das Hinspiel in der Qualifikation zur Europa League bei Estoril Praia 0:2 verloren. Doch in Pasching haben sie schon Erfahrung mit Wundern – und mit dem Wandern.

In der vergangenen Saison schafften die Oberösterreicher, was es im österreichischen Fußball noch nie gegeben hatte: Als erster Drittligist gewann der FC Pasching das ÖFB-Pokalfinale und das noch gegen Meister Austria Wien (1:0). Der Klub erreichte somit die Qualifikation zur Europa League. Auf dem Weg dorthin besiegte Pasching jeweils auswärts Rapid Wien und Red Bull Salzburg.

Der FC Pasching ist kein gewöhnlicher Drittligist – auch weil er seit Anfang 2012 von einer Kooperation mit Red Bull Salzburg profitiert. Pasching, eine 6600-Einwohner-Gemeinde westlich von Linz, dessen größte Attraktion das Einkaufszentrum ist – und eben der örtliche Fußballklub: 1946 als ATSV Pasching gegründet, verbrachte der Verein seine ersten rund 50 Jahre in den Niederungen des Amateurfußballs. Erst im Laufe der neunziger Jahre begann der stetige Aufstieg: Von 1997 bis 2002 gelang der Durchmarsch von der fünften bis in die Bundesliga und auf Anhieb der Sprung in den UI-Cup.

Vor genau zehn Jahren sorgte Pasching dort erstmals international für Aufsehen: Im Halbfinale schalteten die Außenseiter Werder Bremen mit 4:0 und 1:1 aus, ehe sie im Finale am FC Schalke 04 scheiterten. Die Europatournee der Oberösterreicher ging dennoch weiter. In den ersten fünf Bundesligasaisons schaffte es Pasching viermal ins internationale Geschäft. Meist war in der Qualifikationsrunde schon Schluss. Nur 2006/07 schafften es die Oberösterreicher bis in die erste Hauptrunde des Uefa-Cups.

Noch öfter als der Verein im Europapokal dabei war, hat er seinen Namen gewechselt: In den achtziger Jahren hieß er Askö Pasching – nach dem SPÖ-nahen Sportverband Askö. Später wurde daraus der SV PlusCity Pasching, benannt nach dem örtlichen Einkaufszentrum. 2003 fiel die Ortsbezeichnung weg. Nur der neue Hauptsponsor war noch Namensgeber des Vereins, des FC Superfund.

2007 stand der größte Einschnitt an: der Umzug ins knapp 200 Kilometer entfernte Klagenfurt. Kärntens Landeshauptmann und Rechtsaußen Jörg Haider brauchte einen Erstligaklub für sein Prestigeobjekt, das zur Europameisterschaft 2008 neu errichtete Wörtherseestadion in Klagenfurt. Per Mitgliederentscheid wurde der FC Superfund nach Klagenfurt delegiert und in SK Austria Kärnten umbenannt. In Pasching wurde ein neuer Verein gegründet: der FC Superfund Pasching, der nun wieder in der fünften österreichischen Liga spielte und erneut zum Durchmarsch ansetzte und bald wieder bis in die drittklassige Regionalliga aufstieg, wo der FC Pasching noch heute spielt. In Kärnten war derweil bereits 2010 Schluss: Austria Kärnten meldete drei Jahre nach dem Umzug Konkurs an.

Auch in Pasching drohte das neue Projekt 2011 zu scheitern. Superfund zog sich zurück, Pasching fiel ans Tabellenende. Doch Anfang 2012 stieg Red Bull ein. Pasching wurde zum Kooperationsklub des Stammvereins Red Bull Salzburg. Doch anders als in Salzburg, wo Vereinsfarben und -namen angepasst wurden, blieb der Brausemogul in Pasching eher im Hintergrund. Red Bull tritt bei Pasching weder als Trikotsponsor noch als Namensgeber auf, sondern unterstützt vor allem mit Personal: Zu Beginn der Kooperation 2012 kamen etwa das Trainerteam um Gerald Baumgartner von der Zweiten Mannschaft, den Red Bull Juniors, und bundesligaerfahrene Spieler wie Torhüter Hans-Peter Berger aus Salzburg nach Pasching. Das Konzept ist aufgegangen: Mit dem Sensationssieg im Pokal qualifizierte sich der Dorfverein zum fünften Mal für Europa in zehn Jahren.

Doch bevor Pasching im Europapokal starten konnte, überprüfte die Uefa das doppelte Sponsoring von Red Bull in Salzburg und Pasching. Der europäische Fußballverband verbietet die Teilnahme zweier Klubs am Europapokal, falls sie unter maßgeblichem Einfluss eines Geldgebers stehen. Schließlich gab die Uefa dennoch ihr Einverständnis.

Im Hinspiel in Portugal hielten einige Paschinger Fans ein Transparent hoch: „We are making history“. Jetzt sieht es so aus, dass es bei einer europäischen Kurzgeschichte bleibt. Im Rückspiel, das aufgrund der Uefa-Auflagen im größeren nahegelegenen Linzer Stadion ausgetragen wird, brauchen sie mindestens zwei Tore, um das Hinspielergebnis auszugleichen. „Mit einer stabilen Abwehr und einem Sterntag im Sturm, kann es eine Überraschung geben“, sagt Trainer Baumgartner. Torwart Berger – einst zwei Jahre in Portugal bei Leixoes SC – sagte den „Oberösterreichischen Nachrichten“: „Wenn die Nerven ins Spiel kommen, ist alles möglich.“ Auch ein Wunder.

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