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© ddp

Europa League: Hertha steht in der Gruppenphase

Die Berliner haben nach einem 0:1-Rückstand noch mit 3:1 gegen Bröndby gewonnen und damit die Gruppenphase der Europa League erreicht. Gojko Kacar erzielte dabei zwei Tore.

Berlin - Fußball ist ein verrücktes Spiel und mit normalen Maßstäben nicht zu messen. Das ist bekannt und von Woche zu Woche wieder neu zu beobachten. Doch so verrückt wie im Rückspiel in der Qualifikation zur Europa League zwischen Hertha BSC und Bröndby Kopenhagen am Donnerstag im Jahnsportpark geht es auf dem Rasengeviert doch nur im absoluten Ausnahmefall zu. Eine Viertelstunde vor Schluss lag Hertha 0:1 zurück und stand nach der 1:2-Niederlage im Hinspiel vor dem Aus. Trainer Lucien Favre hatte schon seine beiden Stürmer ausgewechselt, als etwas passierte, was im Normalfall nie passiert und erst recht nicht bei Hertha BSC. Die Berliner schossen in zehn Minuten durch Gojko Kacar (2) und Pal Dardai drei Tore, siegten noch 3:1 (0:0) und qualifizierten sich für die Gruppenphase des neu geschaffenen Wettbewerbs. „Ich hoffe, wir können gegen Top-Mannschaften spielen“, sagte Favre, „auch wenn es uns viel Kraft kosten wird.“

Zwei Berliner Helden gab es an diesem Abend. Der eine war Gojko Kacar, der schon in der Bundesliga alle beiden Tore für Hertha geschossen hat. Gegen Bröndby traf er zweimal mit dem Kopf und brachte dabei so viel Wucht hinter den Ball, wie es mancher Kollege mit dem Fuß nicht schafft. Der andere Held hieß Lucien Favre, der in der für diese Saison vielleicht entscheidenden Minute die Eingebung hatte, den defensiven Mittelfeldspieler Kacar in die Sturmspitze zu stellen. „Er kann das, ich habe ihn schon oft in der serbischen U 21 als Stürmer gesehen“, erzählte Favre später in einem Ton, als sei diese Maßnahme selbstverständlich gewesen. Kacar fand, dass „der Trainer alles richtig gemacht hat“.

Die Berliner Fans unter den 15 000 Zuschauern waren selig und widmeten ihrer in der vergangenen Saison gedichteten Hymne einen neuen Text: „Hey, das geht ab, wir holen den Europacup!“ Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, aber welcher aufrichtige Fan mag im Rausch der Gefühle schon zweifeln an seinen Helden nach dem Wunder, das sie am Donnerstag auf den Weg gebracht hatten. Hertha hat nun auch die finanziellen Möglichkeiten, Geld in einen neuen Topstürmer zu investieren. „Jetzt beginnt die Saison für uns noch einmal neu“, sagte Herthas Manager Michael Preetz. In nächster Zukunft will er bekannt geben, wen er auf dem Transfermarkt noch für Hertha akquiriert hat.

Wie wichtig diese Verpflichtung für den weiteren Saisonverlauf sein wird, das war gegen Bröndby nicht zu übersehen. Hertha spielte so druckvoll und energisch wie noch nie in dieser noch jungen Saison, aber weit und breit war niemand zu sehen, der die Überlegenheit zum erfolgreichen Torschuss hätte nutzen können. Dabei hatte Trainer Favre mit Artur Wichniarek und Waleri Domowtschiski entgegen seinen Gewohnheiten gleich zwei Stürmer nominiert. Beide mühten sich redlich, allen voran Wichniarek, der schon in der ersten Viertelstunde zwei gute Torchancen hatte. Aber nie hatte man bei ihnen das Gefühl, einer der beiden braven Angreifer könnte den dänischen Torhüter ernsthaft in Gefahr bringen.

Als dann gegen Ende der ersten Halbzeit der Anfangselan ein wenig nachließ, begann das Publikum zu murren. Es sah gar nach einem Debakel aus, als Morten Rasmussen in der 50. Minute einen der wenigen Kopenhagener Angriffe zum Führungstor nutzte. Vorausgegangen war, wieder einmal, eine Standardsituation – dieses Mal ein Eckball von der linken Seite. „Ein unglaublich dummes Tor“, schimpfte Favre. Hertha stürmte zwar weiter, schien aber die Linie zu verlieren. Der kleine Michael Krohn-Dehli, Bröndbys Bester, ließ Herthas Kapitän Arne Friedrich wie einen Schulbuben aussehen und schob den Ball ganz knapp am linken Pfosten vorbei. Das hätte schon die Entscheidung gegen Hertha sein können.

Dann kam Favres großer Augenblick. Mit wütenden Pfiffen quittierten die Fans, wie der Trainer erst Domowtschiski und dann auch noch Wichniarek vom Platz nahm. Wer sollte nun die für das Weiterkommen nötigen Tore schießen? Doch mit den eingewechselten Maximilian Nicu und Lukasz Piszczek zog Hertha das Tempo noch einmal an. Scheinbar unbemerkt von den siegessicheren Dänen schlich sich Gojko Kacar ganz nach vorn in die Spitze.

Gleich sein erster Ballkontakt als Stürmer brachte eine Viertelstunde vor Schluss Erfolg. Ausgerechnet Nicu, dem in seinen ersten Aktionen alles daneben gegangen war, zirkelte Herthas zwölften Eckball auf Kacar, der prompt zum Ausgleich traf. Fünf Minuten später kam Ecke Nummer dreizehn. Dieses Mal schritt Patrick Ebert zur Exekution. Doppelpass mit Nicu, der Ball kam zu Pal Dardai, der ihn von der Strafraumgrenze zum 2:1 ins Netz wuchtete. Und weitere fünf Minuten später köpfte abermals die Verlegenheitsspitze Kacar nach Flanke seines serbischen Landsmannes Nemanja Pejcinovic das entscheidende 3:1. Der Rest ging unter in einer Party, die Herthas Fans noch lange in Erinnerung behalten werden.

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