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© dpa

Europa League: Herthas Trauerspiel geht weiter

Die verunsicherten Berliner schaffen auch in der Eurpa League nicht die Wende: Das aus der Spur geratene Bundesliga-Schlusslicht verliert gegen den 16. der niederländischen Ehrendivision, den SC Heerenveen, 0:1.

Der Versprecher von Fabian von Wachsmann ließ aufhorchen: Bei 3.134 Zuschauer bedankte sich Herthas Stadionsprecher zunächst. Gleich darauf korrigierte er sich zwar, 13.134 Zuschauer wollten sich das Gruppenspiel in der Europa League zwischen Hertha BSC und dem SC Heerenveen anschauen. Man hätte dem Stadionsprecher aber auch die ersten Zahl glauben können: Das Olympiastadion fasst 74.500 Zuschauer, die leeren grauen Sitzschalen wirkten ungemütlich. Und es blieb ungemütlich, denn Hertha gelang gestern Abend nicht die Wende: Im dritten Spiel der Europa-League-Gruppenphase gelang wieder kein Sieg. 0:1 (0:1) verlor Hertha gegen den SC Heerenveen. Herthas Trainer Friedhelm Funkel hatte allerdings gute Ansätze ausgemacht. "Der Kampf und die richtige Einstellung waren da, das müssen wir auch in den nächsten Spielen bringen", sagte er.

Die Europa League belegt in Herthas Prioritätenliste angesichts des Abstiegskampfes in der Bundesliga derzeit sicher einen der hinteren Plätze. Doch nach der Niederlage gegen die ebenfalls tief in der Krise steckenden Holländer stellt sich schon die Frage: Gegen wen soll Hertha denn überhaupt noch gewinnen? Am vergangenen Wochenende verloren die Berliner beim Tabellenvorletzten der Bundesliga, gestern Abend gegen den 16. der Ehrendivision. Wie Hertha haben die Holländer in dieser Saison bereits den Trainer gewechselt, erst zwei Siege hatte Heerenveen bis gestern in 14 Pflichtspielen geschafft.

Willkommenes Grätschen

Trainer Friedhelm Funkel hatte seine Mannschaft gegenüber dem Desaster in Nürnberg (0:3) auf vier Positionen verändert: In der Abwehr spielte Pejcinovic statt Janker, im Mittelfeld Lustenberger und Bigalke für Kacar und Dardai sowie im Angriff Ramos für Raffael. Der 19 Jahre junge Sascha Bigalke stand zum ersten Mal überhaupt in Herthas Startelf, und auch Fabian Lustenberger kam nach zwei Fußbrüchen hintereinander zu einem gefühlten Debüt nach zehn Monaten.

Das veränderte Hertha-Team machte zunächst Hoffnung auf veränderten Fußball. Gleich nach drei Minuten zeigten die Berliner einen viel versprechenden Angriff. Artur Wichniarek steckte Nemanja Pejcinovic den Ball im Strafraum zu, dessen flaches Zuspiel Adrian Ramos in der Mitte direkt nahm – drüber. Hertha blieb nach dem guten Auftakt dominant, klare Torchancen aber blieben selten. Immerhin zeigten Herthas Spieler ihren Willen. Sie grätschten überdurchschnittlich oft, gewannen viele Zweikämpfe. Die Fans waren dankbar: Als Arne Friedrich an der Seitenauslinie Oussama Assaidi zu Fall brachte, erntete er den lautesten Applaus der ersten Halbzeit.

Schwachen Holländern gelingt das Tor

Schließlich kam es, wie es für einen Tabellenletzten der Bundesliga und der Europa League wohl kommen muss: Acht Minuten vor der Halbzeit griffen die harmlosen Holländer zum ersten Mal richtig an – natürlich erfolgreich. Pejcinovic stand nach einem Flankenwechsel schlecht, sodass Heerenveens Michael Breuer auf der rechten Seite an ihm vorbeiziehen konnte. Seine Hereingabe nahm Hernan Losada etwas holprig an, brachte sie dann aber aus kurzer Distanz doch noch in Herthas Tor unter. Hinterher sprach Trainer Funkel Pejcinovics Fehler ungewohnt deutlich an: "Man muss in der Lage sein, sicher besser hinzustellen, wenn der Ball vorher fünfzig oder sechzig Meter durch die Luft fliegt."

Kurz danach kam Hertha zur ihrer besten Chance der ersten Halbzeit. Patrick Eberts feiner Pass fand Cicero, der den Ball aus etwa elf Metern hätte einschießen müssen. Mit einem so halbhohen wie halbherzigen Schuss aber scheiterte der Brasilianer an Keeper Brian Vandenbussche. Kurz darauf war Halbzeit – und die Fans pfiffen noch einmal so laut, wie sie es bei der Vorstellung des glücklosen Stürmers Artur Wichniarek vor der Begegnung getan hatten.

Ebert sieht Gelb-Rot

Wichniarek kam für die zweite Halbzeit nicht aus der Kabine, für ihn kam der Bulgare Waleri Domowtschiski. Wie schon zu Anfang der ersten Hälfte legte Hertha schwungvoll los. Erneut jedoch fehlten die zwingenden Aktionen. Heerenveen spielte genau umgekehrt: Nach 54 Minuten drehte sich Michal Papadopulos in Herthas Strafraum blitzschnell um die eigene Achse und traf den Pfosten.

Danach mussten sich die Hertha-Fans bis zur 68. Minute gedulden, ehe ihre Mannschaft zur nächsten Chance kam: Marc Stein hatte von der rechten Seite in die Mitte geflankt, Ramos’ Volleyschuss flog jedoch genau in die Arme von Vandenbussche. Sieben Minuten darauf rauschte ein Distanzschuss von Lustenberger knapp am rechten Pfosten vorbei.

Nachdem Daryl Janmaat nach einem Foul an Pejcinovic die Rote Karte gesehen hatte, durfte Hertha noch eine Viertelstunde in Überzahl spielen. Kurz vor dem Ende stellte Ebert die Gleichzahl dann wieder her: Weil der Schiedsrichter seine Position beim Einwurf zu korrigieren wagte, schmetterte Ebert den Ball auf den Boden. Nach einer Gelben Karte wegen Foulspiels wenige Minuten zuvor musste Ebert den Platz räumen: Gelb-Rot. "Das darf ihm nicht passieren, das war eine schlechte Entscheidung", sagte Trainer Funkel hinterher.

Sekunden vor dem Ende hätte Hertha noch ein Elfmeter zugesprochen werden müssen. Der eingewechselte Raffael hatte einen Freistoß in Strafraumnähe über die Mauer zirkeln wollen, der Holländer Michael Dingsdag wehrte den Ball mit der Hand. Der Schiedsrichter jedoch pfiff ab - die Berliner haben zurzeit wenig Glück, ein bisschen Pech kommt jetzt eben auch noch dazu.

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