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Brust raus. Die Spieler von F91 Düdelingen setzten sich in der Qualifikation zur Europa League gegen den rumänischen Klub CFR Cluj durch.

© Albert Krier/dpa

Europa League in Luxemburg: Ganz viel Gedüdel in Düdelingen

Der kleine luxemburgische Klub F91 Düdelingen empfängt heute den großen AC Mailand zum Auftakt der Europa League.

Von David Joram

Romain Biver scheint ein offener Mensch zu sein. Er gibt deshalb ganz charmant Auskunft, was er gegen Ende dieser stressigen Woche noch vorhat: „Ich bin froh, wenn Freitag ist. Dann wird ein Fass aufgemacht“, sagt Biver also. Der Grund der Biver’schen Vorfreude hängt mit diesem Donnerstag zusammen, einem Tag, der vermutlich in die Geschichtsbücher von Düdelingen eingehen wird: Der örtliche Fußballverein empfängt den AC Mailand.

Bisher war Düdelingen, knapp 20 000 Einwohner groß und im Süden Luxemburgs gelegen, nur für das bekannt, was es auch andernorts gibt: Stadtmuseen, Kirchen, alte Stahlfabriken. Dass Düdelingen noch einen halbwegs passablen Fußballklub hat, der 1991 aus einer Fusion hervorging und bereits 14 Meistertitel seit 2000 vorweisen kann, hatte die Weltfußballgemeinschaft vergessen. Doch das ändert sich gerade wieder. Als erste luxemburgische Mannschaft nimmt F91 Düdelingen an der 2009 geschaffenen Europa League teil und misst sich zum Auftakt in Gruppe F mit niemand geringerem als den Rossoneri (21 Uhr/Dazn).

Viel höher hätte der Besuch kaum ausfallen können. Das Team von Trainer Gennaro Gattuso, einem Weltmeister von 2006, zählt zum europäischen Fußballadel. Einzig Real Madrid (13 Titel) hat die Champions League respektive den Europapokal der Landesmeister öfter gewonnen als das stolze Milan (7).

Doch sind die glorreichen Tage rund um San Siro gezählt, der Klub ist zum Spekulationsobjekt diverser Investoren verkommen. Er tanzt schon lange nicht mehr auf der großen europäischen Bühne. Stattdessen geht die Reise nun ins Luxemburger Nationalstadion „Josy Barthel“, das mit 8450 Zuschauern ausverkauft sein wird.

Die Düdelinger hätten auch 30 000 Tickets verkaufen können

Für die Düdelinger, die 30 000 Tickets verkauft bekommen hätten, ist das Duell im Nationalstadion auch ein Auswärtsspiel; das eigene Jos-Nosbaum-Stadion wäre schlicht zu klein gewesen, erklärt Biver. Als ehrenamtlicher „technischer Sekretär“ des Klubs hat er gerade so viel zu tun wie seit 2002 nicht mehr. „Das mediale Interesse an der Partie ist riesig, es kommen unzählige Anfragen rein“, berichtet Biver. Und die Anforderungen der Uefa seien gewaltig, „jede Stunde kommt was Neues“. Solch einen Ausnahmezustand hat Biver erst einmal erlebt. „2002 spielten wir mal gegen Benfica Lissabon, wegen der vielen Portugiesen, die bei uns leben. Aber das war nur ein Freundschaftsspiel.“ Jetzt ist Europacup.

Den Trubel verdankt Biver dem deutschen Trainer Dino Toppmöller, 37, der sagt: „Dass man gegen solche Mannschaften antreten darf, die man bis jetzt nur aus dem Fernsehen kennt, das ist das, was wir wollen.“ Neben dem früheren Dortmunder Bundesliga-Profi Marc-André Kruska kicken auch Briefträger, Gemeindearbeiter oder Auslieferer für Toppmöllers Elf. „Verschiedene Spieler mussten wir bei ihren Arbeitgebern freistellen“, erzählt Biver. Die Ausnahme sind Stelvio da Cruz und Clayton de Sousa: Sie betreiben ein eigenes Modelabel, „Brutality“, und konnten sich selbst freinehmen. Gegen den AC Mailand wollen sie am Donnerstagabend besonders gut aussehen – und dann mit Romain Biver ein Fässchen öffnen.

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