zum Hauptinhalt
Der trifft sicher: Vedad Ibisevic.

© dpa

Europa League in Sicht: Hertha BSC profitiert von Rune Jarstein und Vedad Ibisevic

Der Torwart und der Torjäger halten die Mannschaft von Hertha BSC aussichtsreich im Rennen um die Europa-League-Qualifikation.

Der kleine Bursche mit der hellblauen Kappe nahm allen Mut zusammen, als er sich von der Hand seiner Großmutter trennte und sich am Sonntagvormittag Vedad Ibisevic direkt in den Laufweg stellte. „Hallo, du hast ja wieder ein Tor geschossen“, sagte der Fünf-, vielleicht Sechsjährige und blickte rauf zum bärtigen Torjäger, der mit seiner schwarzen Mütze fast schon finster wirkte. Ibisevic nahm dem Kleinen die Angst, beugte sich hinab und fand ein paar freundliche Worte für den Jungen. Vedad Ibisevic hat definitiv einen Fan mehr in Berlin, wo er doch schon recht viele Fans von Hertha BSC glücklich gemacht hat.

Sein Kopfballtor am Samstag gegen Wolfsburg reichte zum zwölften Heimsieg der Berliner in dieser Spielzeit, womit sie weiterhin aussichtsreich im Rennen um eine höchst anständige Platzierung bleiben, die am Ende im Europapokal münden kann. Für den Mannschaftskapitän war es der zwölfte Saisontreffer, damit ist er Herthas erfolgreichster Torjäger. Aber was weitaus bedeutsamer ist als die schiere Anzahl seiner Treffer: Elf Mal war er am wichtigen 1:0 beteiligt, sieben Mal erzielte er das Führungstor selbst, vier Mal bereitete er es vor. „Wir wissen doch, was wir an ihm haben“, sagte Pal Dardai am Sonntag über seinen ersten Frontspieler. Besonders viele Chancen brauche er nicht, um Zählbares zu vollbringen. Und das war wieder einmal der spielentscheidende Unterschied zu den Wolfsburgern, die ganz früh im Samstagsspiel zwei „überragende Chancen“ hatten, wie es ihr Trainer Andries Jonker sagte, „wenn du deine Chancen nicht nutzt, macht es der Gegner für dich“.

Vedad Ibisevic war nach einer Stunde zur Stelle, davor und danach ging nicht viel bei ihm. Vielmehr hatten die Berliner in der Anfangsphase des Spiels sehr viel Glück. Oder wie es der Torjäger schmucklos anmerkte, „wir hatten Rune, der hat uns den Arsch gerettet“. Torwart Jarstein hatte gleich zwei Riesenchancen des VfL zunichte gemacht und die Berliner im Spiel gehalten. „Danke an Rune für die ersten 20 Minuten“, sagte Pal Dardai, „wir sind überhaupt nicht so ins Spiel gekommen, wie wir uns das vorgestellt hatten. Aber ein Kompliment an die Mannschaft, dass sie sich während des Spiels von den Problemen befreien konnte.“ Der 41 Jahre alte Ungar sprach von „grausamen 20 Minuten“, in denen seine Mannschaft nicht wach war, und regelrechte Chaosmomente zu überstehen hatte.

Herthas Halt

Wieder einmal war es der norwegische Schlussmann, der Hertha Halt verlieh und seine Mannschaft nicht früh auf die Verliererstraße hat abgleiten lassen. Für das Fachmagazin „Kicker“ gehört der 32-Jährige zu den besten fünf Spielern der gesamten Liga, Feldspieler inklusive. Ein treffsicherer Stürmer vorn und ein starker Torhüter am anderen Ende des Spielfelds – das ist das, was Hertha in dieser Spielzeit zusammenhält und prägt. Gerade ihretwegen spielen die Berliner im Segment hinter der enteilten Spitzengruppe ordentlich mit. Ein Segment, das extrem umkämpft ist und so wohl bis zum Saisonschluss auch bleiben wird. „Vedad ist unsere Torgarantie“, sagte Dardai, „Europa-Garantie will ich noch nicht sagen.“

Die Berliner haben im Rennen um die Europa League allerdings schon mehr als einen Sieg Vorsprung auf Rang sieben. Vier Spiele stehen noch aus, von denen der Vorjahressiebente zwei gewinnen will – „Minimum,“, wie es Dardai sagte, „dann bist du drin.“ Im Europapokal, sollte das bedeuten. „Wir sind dran und werden alles dafür tun, damit wir es dieses Mal schaffen.“ Eine erste Vorentscheidung könnte bereits am nächsten Wochenende fallen, wenn Hertha beim Verfolger Werder Bremen antritt. Die Norddeutschen gelten als die Mannschaft der Stunde, die seit zehn Spieltagen (bei acht Siegen und zwei Unentschieden) ungeschlagen ist.

Mit 26 Punkten hat die Mannschaft von Trainer Alexander Nouri die zweitbeste Ausbeute der Rückrunde zu verzeichnen, nur der FC Bayern hat sich zwei Punkte mehr erspielt. „Ein 0:0 ist unmöglich da“, sagte Dardai, „wir müssen uns etwas einfallen lassen.“ Die vergangenen acht Auswärtsspiele haben die Berliner am Stück verloren, weswegen Dardai schon von einer mentalen Blockade warnte. Er habe schon mit seinen Spielern gesprochen, jeder dürfe jetzt Vorschläge machen, wie man die Woche bis zum Spiel gestalten sollte, um auswärts vielleicht mal etwa zu reißen. „Es ist wichtig, solche Spiele wie gegen Wolfsburg, wo wir anfangs auch Glück hatten, zu gewinnen“, sagte Vedad Ibisevic. Er hoffe inständig, dass es jetzt auch mal auswärts klappt. „Es wird endlich mal Zeit“, sagte der Bosnier, ehe er zum Auslaufen lief. Aus kleinen Jungenaugen bewundernd verfolgt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false