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Zum Ausflippen. Dieter Hecking regt sich auch über kleine Dinge groß auf.

© AFP/Hartmann

Europa League: VfL Wolfsburg: Harte Worte, große Taten

Heute steht der VfL Wolfsburg vor der nächsten großen Aufgabe: Der SSC Neapel kommt zum Viertelfinalspiel der Europa League zum aktuellen Bundesliga-Zweiten.

Von Christian Otto

Auf dem kurzen Fußmarsch vom Trainingsplatz zum Umkleidebereich sieht er manchmal zum Fürchten aus. Mit ernstem Blick und vielen Falten auf der Stirn verarbeitet Dieter Hecking dann das, was ihn eben noch zum Schreien gebracht hat. Kurz vor der nächsten großen Aufgabe des VfL Wolfsburg, der heute (21.05 Uhr/Kabel 1) den SSC Neapel zum Viertelfinal-Hinspiel der Europa League empfängt, ist es am Ufer des Mittellandkanals sehr laut geworden. „Unser Trainer ist eher ein Kumpeltyp. Aber er kann auch ganz schön dazwischen hauen. Das finde ich völlig in Ordnung, sonst geht es nicht in unsere Köpfe rein“, sagt Mittelfeldspieler Daniel Caligiuri. Die harten Worte des Trainers sollen den Weg zu großen Taten ebnen.

Der Blick zurück auf eine bisher außergewöhnlich starke Saison des VfL offenbart: Wann immer die Wolfsburger Profis der Meinung waren, dass sie einen Gegner mit gedrosseltem Elan bezwingen können, sind sie dafür bestraft worden. „Die Mannschaft muss sich erst noch für das belohnen, was sie bisher geleistet hat“, sagt Hecking. Immer wieder und wenn nötig auch humorlos treibt er seine Mannschaft an. Gemeinsam und erfolgreich ziehen sie durch Bundesliga (zweiter Platz), DFB-Pokal (Halbfinale) sowie Europa League.

Der 50-Jährige hat den Auftrag, eine millionenschwere Fußballfirma auf den nächst größeren Absatzmarkt zu führen. Dass er selbst dabei nur bedingt auf eigene Erfahrungswerte zurückgreifen kann, ist kein Hindernis, erklärt aber seinen zuweilen herben Kurs. Hecking achtet auf jedes Detail und korrigiert selbst bei einem Ausnahmekönner wie Kevin de Bruyne vermeintlich belanglose Fehler. Er mutiert manchmal sogar zu einem Wüterich, wenn ihm sein Team zu lässig erscheint.

Klaus Allofs gibt die Qualifikation für die Champions League als Ziel aus

Liegt es am großen Ehrgeiz des Trainers? Oder sind die Vorgaben des auf internationalen Ruhm bedachten Hauptsponsors Volkswagen so ambitioniert? Angesichts der hohen Investitionen in die VfL-Mannschaft ist Hecking auch zum Erfolg verdammt. Während de Bruyne und Co. noch grübeln, wie stark Neapel wohl ist, kümmert sich die Vereinsführung längst um globalere Zielvorgaben. So hat VfL-Geschäftsführer Klaus Allofs den Einzug in die Champions League als Saisonziel ausgegeben.

Der VfL Wolfsburg steht im Vergleich zu den Vorjahren auch deshalb so glänzend da, weil sein Trainer als Meister der Bodenständigkeit gilt. Hecking hat Eigengewächse wie Maximilian Arnold und Robin Knoche in die Stammelf integriert. Er traut es sich, den Weltmeister André Schürrle immer wieder auf die Ersatzbank zu setzen. Und der frühere Polizist schafft es, dass ihm selbst erfahrene Größen wie der Brasilianer Luiz Gustavo nahezu blind gehorchen. Die letzte Übungseinheit von Hecking erweckte fast den Eindruck, als wolle er ungehorsamen C-Junioren ein solides Passspiel beibringen. De Bruyne, Schürrle und Gustavo spulten das gewünschte Programm brav ab. Die Mannschaft lässt sich derzeit so manchen Anranzer gefallen. Denn sie vertraut einem Anführer, der mit ihnen zum nächsten Karrieresprung ansetzt.

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