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Europa League: Wolfsburg macht länger

Christian Gentner schießt den VfL mit seinem Treffer zum 2:1-Sieg nach Verlängerung ins Viertelfinale.

Von Christian Otto

Was nebenan im VW-Werk immer wieder mal zum Tagesgeschäft gehört, hat jetzt auch im Fußballstadion des VfL Wolfsburg Einzug gehalten: Überstunden. Im gestrigen Achtelfinale der Europa League, in die der Deutsche Meister nach seinem Scheitern in der Champions League weitergereicht worden war, hätte das Nachsitzen im Duell mit Rubin Kasan kaum spannender ausfallen können. Dank eines 2:1 (1:1)-Erfolges nach Verlängerung und des 1:1 im Hinspiel konnten die Wolfsburger den bisher größten Erfolg in ihrer Europapokalgeschichte feiern. Das Tor von Christian Gentner in der 119. Minute rundete vor 15 412 Zuschauern den Fußballabend ab, den der VfL nach einem Platzverweis für Cesar Navas in der 109. Minute in Überzahl beenden durfte.

Eine Turneinlage von Obafemi Martins hatte den Abend noch einmal gehörig verändert. Der Nigerianer pflegt, wenn er ein Tor geschossen hat, regelmäßig zu einem schön anzusehenden Flickflack anzusetzen. Kurz nach der Halbzeit hatte er sich auf diese Weise gefreut, weil ihm in der 58. Minute nach einer Kopfballvorlage von Jan Simunek das 1:1 gelungen war. Martins, erst in der 46. Minute als Sturmpartner für Edin Dzeko eingewechselt, hatte den Deutschen Meister im Duell mit dem Russischen Meister wieder ins Spiel gebracht. Denn nach einer äußerst lahmen ersten Halbzeit und dem Führungstreffer für Kasan durch Alan Kasajew hatte es lange nicht nach einem Wolfsburger Erfolg ausgesehen.

Wie man es schafft, in der Offensive zu glänzen und dabei auch noch am Spielaufbau teilzunehmen, zeigte Kasans Kapitän Alexander Boucharow. Ihn hat VfL-Manager Dieter Hoeneß schon seit geraumer Zeit als möglichen Neuzugang beobachtet. Er war wegen seiner technischen Fertigkeiten nicht zu übersehen und stellte unter Beweis, dass er in Wolfsburg ein geeigneter Nachfolger für den wechselwilligen Dzeko werden könnte. Das 0:1 hatte Boucharow pfiffig vorbereitet. Allerdings gab VfL-Torhüter Marwin Hitz bei diesem Treffer ins kurze Ecke nicht die allerbeste Figur ab. Zuvor aber waren es auch seine Vorderleute, die ihre Arbeit zunächst zu behäbig verrichtet und damit Boucharow und seinen Kollegen zu viel Freiraum gelassen hatten.

Zu den leidenschaftlichen Diskussionen über einen spannenden Fußballabend gehörte am Ende auch die Frage, was sich VfL-Trainer Lorenz-Günther Köstner wohl bei seiner Anfangsaufstellung gedacht hatte. Mit Ashkan Dejagah, nur weil der eigentliche Stürmer Grafite verletzt ausgefallen war, einen Reservisten zum Angreifer in die Startelf zum befördern, darf als äußerst interessante taktische Variante bezeichnet werden. Dejagah war der mit Abstand schlechteste Spieler auf dem Platz und hatte Glück, dass er nach 45 Minuten zurück ins Mittelfeld beordert wurde. Mit Martins als neuem Angreifer kamen Schwung und Mut ins Spiel. 15:0 Ecken aber 1:1 Tore nach 90 Minuten sagten einiges über das Kräfteverhältnis der beiden Teams aus. Aber auch über deren Chancenverwertung.

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