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Sport: Europa-Meisterschaft: Hagi übt hinterm Zaun - Rumäniens Kapitän kann am Montag gegen Deutschland spielen

Rumänien spielt weiter Verstecken, aber das Geheimnis um Gheorghe Hagi ist beendet. Rumäniens Kapitän wird gegen Deutschland spielen.

Rumänien spielt weiter Verstecken, aber das Geheimnis um Gheorghe Hagi ist beendet. Rumäniens Kapitän wird gegen Deutschland spielen. Obwohl die rumänische Nationalmannschaft gestern nach ihrer Ankunft in Brüssel und der Weiterfahrt ins EM-Quartier in Grimbergen die Öffentlichkeit beim ersten Training demonstrativ aussperrte, wurde die Frage aller Fragen beantwortet. Der Spielmacher absolvierte die 75-minütige Übungseinheit ohne erkennbare Probleme. "Hagi spielt", sagte Christian Bivolaru, der Generalsekretär des rumänischen Verbandes.

Beim Warmlaufen hechelte Rumäniens "Fußballer des Jahrhunderts", dessen Einsatz im ersten Vorrundenspiel wegen einer mysteriösen Oberschenkelverletzung stark in Frage gestellt schien, mit hängenden Stutzen noch etwas kraft- und lustlos den Kollegen hinterher. Doch als sein Lieblingsgerät, der Ball, ins Spiel kam, war der 35-Jährige im Team mit den grünen Leibchen die zentrale Figur.

Jede Ballberührung wurde sogar beklatscht - von einer Hand voll Türken, Fans von Galatasaray Istanbul. "Hagi, wir lieben dich" und "Hagi, du bist der Größte", riefen die in eine Galatasaray-Fahne gehüllten Fans. Beim Uefa-Cup-Champion Galatasaray liegen Hagi die Fans zu Füßen. Im rumänischen Team ist der Rekord-Nationalspieler (122 Länderspiele) mächtiger, als es Lothar Matthäus in der DFB-Auswahl jemals war. Er ist der Dreh- und Angelpunkt auf dem Platz und zieht auch außerhalb die Strippen. Nach der EM-Qualifikation sorgte er mit einem provokanten TV-Auftritt für den Rauswurf des ungeliebten Trainers Victor Piturca, der durch Hagis Mentor Emerich Jenei ersetzt wurde. Verbandspräsident Mircea Sandu hat Hagi bereits für die Zukunft den Trainer-Posten reserviert: "Hagi kann 2002 Nationaltrainer werden, wenn er will."

Zunächst möchte Hagi, der auch schon für Real Madrid und den FC Barcelona spielte, bei der EM einen rauschenden Abschied im rumänischen Nationaltrikot feiern, das er zum ersten Mal am 10. August 1983 trug. Der 35-Jährige fürchtet weder England, Portugal noch Deutschland in der Gruppe A, träumt stattdessen vom großen Wurf. "Vor einem Jahr hätte auch niemand geglaubt, dass Galatasaray Europapokalsieger werden könnte", sagte Hagi, dessen Nervenkostüm vor dem Turnierstart wie seine Kondition nicht das beste ist. Als die Visum-Kontrolle nach der Landung auf dem Brüsseler Flughafen fast 35 Minuten dauerte, platzte dem weit gereisten Fußballer der Kragen. "Ich bin doch kein normaler Tourist", herrschte er die belgischen Pass-Kontrolleure an.

Ansonsten gaben sich die Rumänen wortkarg. Das Hotel "Abbey", das sie in Grimbergen für die Vorrunde gemietet haben, wurde umgehend zur Tabuzone für Journalisten erklärt. Wachposten verhindern den unerlaubten Zutritt.

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