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 Amerika. Kaymer folgt dem Ruf des Geldes und spielt künftig auf der US-Tour.

© AFP

Europa war gestern: Kaymer spielt künftig auf der US-Tour

Vor der Saison hat Martin Kaymer noch der Europa-Tour die Treue geschworen. Jetzt macht der beste deutsche Golfprofi doch das, was ein Golfprofi tun muss: Er spielt künftig auf der US-Tour.

Martin Kaymer folgt damit vielen europäischen Kollegen, die derzeit in die USA drängen. Man kann es ihnen nicht verdenken, schließlich finden die großen und lukrativsten Turniere praktisch alle in Amerika statt. Seit Europäer für die Qualifikation zum Ryder-Cup nicht mehr auf der Europa-Tour spielen müssen, gibt es für Topspieler kaum noch einen Grund, auf dem alten Golf-Kontinent zu bleiben. Für Martin Kaymer geht es also in die richtige Richtung.

Das kann man für das europäische und das deutsche Golf nicht so ohne weiteres sagen. Kaymers Schritt ist ein weiteres Indiz dafür, dass die europäischen Turnierklassiker gerade stark an Bedeutung verlieren. Weil die Europa-Tour mit den amerikanischen Preisgeldern nicht mithalten kann, verkommt sie gerade gewissermaßen zu einer Ausbildungsliga für die US-Tour, die Champions League des Golfs. Wenn hier nicht gegengesteuert wird, ist Spitzengolf künftig nur noch in Amerika zu sehen.

Und das deutsche Golf? Die zweitgrößte europäische Golfnation verliert ihr Aushängeschild. Künftig wird nur noch Marcel Siem regelmäßig auf hiesigen Plätzen zu sehen sein. Andererseits ist der Exodus der Stars auch eine Chance, vor allem für junge deutsche Spieler. Die könnten nun in Europa unter Turnierbedingungen reifen, wenn die meisten Topspieler woanders abschlagen.

Aber auch für Kaymer selbst birgt der Wechsel Risiken. Wenn er erfolgreich ist, kann er im Kreise der ganz großen Golfer viel Geld verdienen und nebenbei zum Zugpferd für das deutsche Golf werden. Wenn nicht, könnte man ihn schnell vergessen haben – auch in der Heimat.

Mike Wolff

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