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Und jetzt alle zusammen. Die deutschen Volleyballerinnen feiern ihren Sieg. Foto: dapd

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Europameisterschaft: Team und Geist

Nach dem überraschenden Halbfinal-Einzug träumen die deutschen Volleyballerinnen vom EM-Finale.

Belgrad - „Hammer, Hammer, Hammer“ – viel mehr ist Angelina Grün nicht eingefallen, Sekunden nachdem sie den Matchball verwandelt hatte, der die deutschen Volleyballerinnen bei der Europameisterschaft in Serbien ins Halbfinale gebracht hatte. Angelina Grün ist mit 31 Jahren ein Oldie unter den Nationalspielerinnen, aber sie hüpfte wie ein ausgelassenes Kind nach dem 3:0-Sieg über Tschechien. Nun trifft die Mannschaft von Bundestrainer Giovanni Guidetti am Samstag auf Titelverteidiger Italien. Auf den ersten Blick eine fast unlösbare Aufgabe. Kaum jemand kann sich erstmal vorstellen, dass die Deutschen am Sonntag in Belgrad um Gold spielen zu dürfen. Doch Guidetti hatte schon vor der EM gesagt: „Es gibt viele Mannschaften, die eine Überraschung schaffen können. Warum nicht auch Deutschland?“

Nach vier Siegen ist der Glaube der Deutschen an das eigene Leistungsvermögen riesig. „Gegen Italien müssen wir unsere Bestleistung bringen“, sagt Spielführerin Margareta Kozuch, „aber wir können es schaffen, wenn wir die gleiche Power zeigen wie gegen Tschechien.“

Gegen Italien sind die deutschen Frauen Außenseiter

Für den Italiener Guidetti ist es eine besondere Herausforderung, gegen sein Heimatland antreten zu dürfen: „Italien ist eine der besten Mannschaften in Europa.“ Aber Guidetti sagt auch gern: „Angst haben wir nie. Natürlich können wir verlieren, aber dann ist der Gegner eben besser gewesen.“ Gegen den Europameister von 2009 ist Deutschland wieder Außenseiter, anders als gegen die Mannschaft von Tschechien. „Da hat jeder von uns einen Sieg erwartet.“

Guidettis Mut gründet sich auf ein ungewöhnlich gut harmonierendes Team, auf und neben dem Spielfeld. Ihm zur Seite sitzen Bundesligatrainer wie Jan Lindenmair und Felix Koslowski sowie Allessandro Beltrami, der in der italienischen Liga Chieri trainiert. Anders als die Männer-Nationalmannschaft, für die Mitte September die EM frühzeitig beendet war, setzt Guidetti auch auf die Arbeit des Psychologen Christian Fust.

Früher bestand die Nationalmannschaft aus Starspielerin Grün, der Rest des Kaders war letztlich sportliche Staffage. Unter Grüns Führung wurde 2003 letztmals eine EM-Medaille gewonnen - Bronze. 2011 ist Angelina Grün eine von vielen Stars. „Mit ihrer Energie und Erfahrung ist sie eine wertvolle Stütze“, sagt Margareta Kozuch. Die wiederum hatte erst kurz vor der EM die Binde der Spielführerin übertragen bekommen. Nicht weil ihre Vorgängerin Christiane Fürst das Amt schlecht ausgefüllt hätte; die Mittelblockerin hatte gesundheitliche Gründe für diesen Schritt. „Ich hatte nach einer Schulteroperation genug mit mir zu tun. Jetzt kann ich mich besser auf das Spiel konzentrieren.“ Diese Einstellung spreche auch für den Teamgeist, sagt Kozuch. „Wir haben eine gute Rollenverteilung, das erzeugt eine angenehme Atmosphäre.“

Vielleicht reicht es mit diesem guten Teamgeist sogar zum Finaleinzug. „Wir träumen seit zwei Jahren von einer Medaille“, sagt Guidetti. 2007 war Deutschland EM-Fünfter, vor zwei Jahren EM-Vierter. Jetzt soll es zumindest Bronze geben.

Klaus Wegener

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