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Europaspiele: Boll sagt nach Vergiftung ab

Das Tischtennis-Turnier bei den Europaspielen steht für das deutsche Team unter keinem guten Stern. Nach der verpassten Team-Medaille muss Timo Boll schwer geschwächt auch im Einzel passen. Der Routinier drückt die Daumen für einen Teamkollegen, den auch Probleme plagen.

Für Tischtennis-Star Timo Boll sind die ersten Europaspiele nach einer Lebensmittelvergiftung vorzeitig vorbei. Der völlig geschwächte Rekord-Europameister musste nach dem Ausfall im Team-Wettbewerb auch für das Einzel in Baku absagen und verpasst damit die erste Chance auf das direkte Olympia-Ticket. „Ich fühle mich einfach zu schlapp, habe seit zwei Tagen fast nichts gegessen. Mein Kreislauf ist total im Keller“, berichtete der 34-Jährige am Dienstag.

„Ich bin nicht einmal in der Lage, mich hier in unserem Appartement zu bewegen“, sagte Boll, ohne den die Mannschaft um Dimitrij Ovtcharov die erhoffte Medaille verfehlt hatte. „Ans Spielen ist in diesem Zustand gar nicht zu denken.“ Der Weltranglisten-Siebte war bei den Europaspielen an Nummer zwei eingestuft. Damit startet sein topgesetzter Teamkollege Ovtcharov von Mittwoch an als Favorit auf den Premierentitel und den direkten Sprung zu Olympia 2016. „Hier in Baku drücke ich nun Dima die Daumen, dass er das Ticket direkt löst“, erklärte Boll. Der Baku-Sieger schafft die Qualifikation für Rio, die zweite Chance für Boll bietet sich nun im April 2016 in Istanbul. „Ich mache mir keine Sorgen, dass ich es nicht schaffe“, betonte der Routinier.

Sein Mannschaftskollege Patrick Baum darf nicht im Einzel einspringen, er hätte dafür schon am Sonntag vor der Auslosung nachgemeldet werden müssen. Die Rückenprobleme von Ovtcharov aus dem Team-Wettbewerb verbessern sich unterdessen weiter. „Die Behandlung wird fortgesetzt“, sagte Bundestrainer Jörg Roßkopf. Ob es allerdings ein „sehr gutes“ Turnier für den Weltranglisten-Sechsten werden könne, „wird sich zeigen. Das wird sich herausstellen, wenn er hier ein paar enge Sieben-Satz-Spiele bestreitet.“ Der frühere Spitzenspieler Roßkopf erneuerte nach der Niederlage gegen Österreich im Spiel um Bronze seine Kritik am Europaspiele-Modus, der so ähnlich auch bei Olympia eingesetzt wird. „Für Zuschauer und Medien war es der Wahnsinn. Sie bezahlen Geld, um das Spiel um Bronze zu sehen, und nach dem ersten Einzel liegen sich die Österreicher in den Armen und haben das Spiel gewonnen“, sagte er. Wegen des Ausfalls von Boll durften sich Ovtcharov und Boll keine Niederlage leisten. „Ich hoffe, dass sich die verantwortlichen Leute im Hinblick auf 2016 jetzt Gedanken machen“, betonte Roßkopf. (dpa)

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