zum Hauptinhalt

Sport: Ewald-Dopingprozess: Der frühere DDR-Sportchef meldet sich krank - unter Umständen wird das Verfahren gegen ihn eingestellt

Das war nun wirklich Pech für Pat Butcher. Gestern morgen war er von London nach Berlin gejettet, im Auftrag der Zeitung "Sunday Times", und dann stand er pünktlich da im Landgericht Moabit, Saal 501, Ort des Ewald-Dopingprozesses.

Das war nun wirklich Pech für Pat Butcher. Gestern morgen war er von London nach Berlin gejettet, im Auftrag der Zeitung "Sunday Times", und dann stand er pünktlich da im Landgericht Moabit, Saal 501, Ort des Ewald-Dopingprozesses. Aber Manfred Ewald, der Angeklagte war nicht da, und der Prozess nach ein paar Minuten beendet. Und es ist gut möglich, dass der frühere DDR-Sportchef Ewald gar nicht mehr vor Gericht erscheinen und damit straffrei davon kommen wird. "Mein Mandant", verkündete Ewalds Verteidiger Frank Osterloh, "ist erstmal bis 7. Juni krank geschrieben. Er hatte Magenblutungen und hat jetzt strenge Bettruhe. Wenn sich sein Zustand verschlechtert, muss er sogar ins Krankenhaus."

Und damit läuft der Countdown. Zehn Tage darf das Verfahren gegen ihn nur unterbrochen sein, ab dem elften Tag ist es geplatzt. Spätestens am 13. Juni muss Ewald wieder vor Gericht erscheinen. Wenn nicht, wird sein Verfahren eingestellt. Es müsste dann neu eröffnet werden. Allerdings verjährt am 2. Oktober der Anklagepunkt Körperverletzung, der ihm vorgeworfen wird. Sollte Ewald krank bleiben, würde das Verfahren gegen den mitangeklagten Ex-Sportmediziner Manfred Höppner abgetrennt.

Michael Lehner, einer der Anwälte der Nebenklage, rechnet schon damit, dass Ewald ausscheiden wird: "Der kommt nicht mehr zurück." Und jetzt ergibt sich die ziemlich kuriose Situation, dass sowohl Lehner als auch der Verteidiger von Höppner, Hans-Peter Mildebrath, nicht besonders traurig sind, dass Ewald krank ist und Höppners Verfahren möglicherweise abgetrennt wird. Bisher waren wegen Ewalds Gesundheitszustand nur zwei Stunden Verhandlung pro Prozesstag möglich. "Mir ist lieber, man verhandelt jetzt gegen Höppner richtig, das heißt in jeweils größerem Zeitumfang, als dass es einen zähen Prozess mit einem wachsweichen Urteil gegen Ewald gibt", sagte Lehner. Er hatte schon früher vergeblich eine Abtrennung des Höppner-Prozesses beantragt.

Mildebrath auch. Der Höppner-Verteidiger hat kein Interesse an einem langen Prozess. "Mir geht es um ein zügiges Verfahren", sagte er. Höppner wolle das Ganze schnell hinter sich haben. Das Verfahren soll am 9. Juni fortgesetzt werden. Nur ist unklar, ob an diesem Tag Ewald auftaucht. Und genauso wenig, ob Pat Butcher noch mal einschweben wird.

Zur Startseite