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Sport: Ewige Bayern

Hoeneß bleibt, Rummenigge bleibt, Kahn bleibt – zum großen Glück fehlt nur ein Sieg gegen den HSV

Er hatte sich das ja selbst eingebrockt, also nahm Uli Hoeneß die Qualen auf sich, damals, in den Wochen um den letzten Jahreswechsel. Jeden Tag schnaufte er sich fünf Kilometer durch den Schnee, rund um den zugefrorenen Heidsee, am Fuße des Rothorns im schweizerischen Wintersportort Lenzerheide. Der Manager von Bayern München hatte eine Wette abgeschlossen mit Hasan Salihamidzic und Jens Jeremies, auf 97 Kilo musste er abgenommen haben bis zum Trainingsauftakt 2005, nachdem er im November noch 111 gewogen hatte. Also verzichtete Hoeneß auf lokale Spezialitäten wie Käsefondue und Salsiz, was einem Freund deftiger Küche nicht leicht gefallen sein kann, und nach eigener Auskunft litt die Urlaubsqualität der gesamten Familie unter der selbstverordneten Askese. Am 3. Januar 2005 war der Tag der Entscheidung. Beim offiziellen Wiegen zeigte die Digitalanzeige 96,0. Wette gewonnen.

Im Nachhinein hat jene Episode aus dem späten Sportlerleben des einstigen Nationalspielers einigen Symbolcharakter für das zu Ende gehende Jahr seines Vereins: Viel hat der FC Bayern investiert, und am Ende hat sich der Aufwand fast immer gelohnt – sowohl in sportlicher als auch strategischer Hinsicht. Denn während Magath mit seinen Mannen in den vergangenen Wochen die Bilanz auf bislang unerreichte 28 Siege in 34 Liga-Spielen des Kalenderjahres ausbaute, nahm die Münchner Zukunftsplanung derart konkrete Gestalt an, dass man sie ohne weiteres als Agenda 2010 bezeichnen könnte (wenngleich Manager Hoeneß dies angesichts seiner mäßigen Wertschätzung für die vorherige Bundesregierung vermutlich kaum als Kompliment auffassen würde). Heute Abend nun bietet sich die Gelegenheit, das ohnehin feudale Jahr zu krönen. Mit dem Hamburger SV ist im Achtelfinale des DFB-Pokals ausgerechnet jene Mannschaft zu Gast (20.30 Uhr, live in der ARD), die den Bayern in der laufenden Bundesliga-Saison die einzige Niederlage beibrachte. „Der ideale Gegner“, sagt Trainer Felix Magath und freut sich auf den Jahresabschluss, „man hat nicht oft die Chance auf so eine schnelle Revanche.“

Während sich der Trainer also mit vollem Elan dem letzten Schliff am Gesamtkunstwerk FC Bayern 2005 widmet, haben die Chefplaner bereits die Zukunft bestellt. Nachdem Owen Hargreaves mit seiner Vertragsverlängerung bis 2010 den Anfang gemacht hatte, zogen Lucio, Martin Demichelis (ebenfalls bis 2010), Sebastian Deisler, Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und Roque Santa Cruz (jeweils bis 2009) nach. Willy Sagnol wird trotz der hartnäckigen Abwerbungsversuche von Juventus Turin nach Auskunft von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ebenfalls bleiben, was angesichts der Finanzkraft Juves ein weiterer Hinweis auf einen „in dieser Art in den vergangenen Jahren nicht da gewesenen Teamgeist“ (Hoeneß) wäre. Auch Roy Makaays Vertrag, der erst 2007 ausläuft, soll vorzeitig verlängert werden. Mit Julio dos Santos wurde zudem ein potenzieller Ersatz für Michael Ballack verpflichtet, der sich nach wie vor nicht zu seiner Zukunft erklärt hat.

Ob nun mit oder ohne Ballack – Kapitän Oliver Kahn ist der Überzeugung, dass der FC Bayern auch künftig über „eine sehr gute Mannschaft mit sehr guter Perspektive“ verfügen werde. Er fühle sich an das Team aus dem Jahre 1999 erinnert, das sich bis zum Champions-League-Triumph 2001 fortentwickelte, sagt Kahn. Einen solchen Werdegang traut der Torwart dem jetzigen Kader wieder zu – und verlängerte seinen Kontrakt konsequenterweise selbst bis 2008. Für seinen Ersatzmann Michael Rensing, der sich Hoffnungen gemacht hatte, Kahn schon im Sommer zu beerben, sei dies durchaus positiv, sagt Magath: „Heutzutage bekommen junge Spieler viel zu selten Gelegenheit, sich ausreichend zu entwickeln. Er hat nun diese Möglichkeit.“

Auf strategischer Ebene sind die Weichen ebenfalls gestellt, nachdem sich auch die Führung langfristig an die FC Bayern AG gebunden hat: Finanzvorstand Karl Hopfner verlängerte sein Arbeitspapier bis 2011, Rummenigge und Hoeneß jeweils für weitere drei Jahre bis 2009.

Die Zukunft ist also organisiert beim FC Bayern - soweit das möglich ist in diesem Geschäft. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, hat Uli Hoeneß dieser Tage frohgemut verkündet. Er hätte also allen Grund, sich zur Abwechslung noch einmal einen angenehmen Weihnachtsurlaub zu gönnen.

Daniel Pontzen[München]

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