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Exklusiv: Schäuble: Ich glaube Sportlern kaum noch

Innenminster Schäuble fordert von der gesperrten Eisschnellläuferin Claudia Pechstein, alles zu tun, um die Dopingvorwürfe zu widerlegen. Schäuble ist als Innenminister auch oberster Dienstherr Pechsteins, die bei der Bundespolizei angestellt ist.

Sportminister Wolfgang Schäuble geht auf Distanz zur gesperrten Eisschnellläuferin Claudia Pechstein. Im Interview mit dem "Tagesspiegel" (Montag-Ausgabe) sagte Schäuble: "Sie muss jetzt die Indizien und den derzeitigen Anschein widerlegen. Ich nehme an, sie tut alles, um ihre Unschuld zu beweisen. Das muss sie auch."

Schäuble ist als Innenminister auch oberster Dienstherr Pechsteins, die bei der Bundespolizei angestellt ist und deren disziplinarrechtliches Verfahren derzeit ruht. Pechstein, die wegen auffälliger Blutwerte gesperrt wurde, klagt derzeit vor dem Internationalen Sportgerichtshof Cas. Schäuble fordert, dass die Athletin nicht weiter gegen diese für Herbst erwartete Entscheidung vorgehen solle: "Ich denke, dass man letztinstanzliche gerichtliche Entscheidungen auch akzeptieren muss", sagte der CDU-Politiker. Schließlich habe sich Pechstein als Athletin voll der Sportgerichtsbarkeit unterworfen.

Angesichts prominenter Dopingfälle hegt Schäuble mittlerweile generelle Zweifel am Sport: "Ich glaube generell kaum noch jemandem. Ich bin einfach zu oft enttäuscht worden." Er kenne viele Sportler persönlich und habe sich bei einigen wirklich nicht vorstellen können, dass sie dopen - und hinterher sei etwas anderes herausgekommen. "Für mich ganz persönlich hat der Sport schon seine Unschuld verloren." Er weigere sich auch, die Tour de France anzuschauen. Hier kritisierte Schäuble die Berichterstattung im deutschen Fernsehen: "Ich finde es als Sportfan unglaublich, dass ARD und ZDF immer noch stundenlang übertragen und in der Tagesschau Etappenberichte wie einst gesendet werden. Ich habe nicht das Gefühl, dass der Profiradsport sich ernsthaft ändert."

Schäuble kritisierte auch die Aufarbeitung der Dopingvergangenheit des DDR-Sports. "Im Sport sollte nicht jede Leistung aus Ostdeutschland im Nachhinein diskriminiert werden. Und wir dürfen nicht so tun, als hätte es keinen Betrug im Westen gegeben", sagte er. Der Minister sprach sich auch dafür aus, dass dopingbelastetete DDR-Trainer wie Werner Goldmann nach gezeigter Reue weiterarbeiten dürfen: "Wenn sichergestellt ist, dass diese Menschen nicht mehr verbotene Substanzen verabreichen, sollte man kein lebenslanges Berufsverbot aussprechen."

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