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Sport: Fänger im Rasen

Niko Kovac gibt Hertha BSC wieder Halt, weil er sich auf sein Können in der Defensive beschränkt

Berlin - Niko Kovac war sauer. Gerade hatte Hertha BSC 1:2 bei Borussia Dortmund verloren, es war eine ärgerliche Niederlage für den Tabellenfünften und ein Rückschlag in dem Bestreben, einen Platz im internationalen Wettbewerb zu erreichen. Dass sich mit dem Spiel in Dortmund am 3. April der Vertrag von Kovac durch seinen 25. Pflichtspieleinsatz automatisch um ein weiteres Jahr verlängert hat, wurde nur am Rande registriert und rief auch bei dem Mittelfeldspieler selbst keine offene Freude hervor.

Es war längst klar, dass Hertha den Kroaten behalten wollte, Kovac hatte sich die wichtige Rolle in der Mannschaft erspielt und erkämpft, die er eigentlich schon in seinem ersten Jahr nach seiner Rückkehr zu Hertha innehaben wollte. Doch im Abstiegskampf der vergangenen Saison durfte er nicht mitkämpfen. Kovac, der bereits von 1991 bis 1996 für Hertha gespielt hat, saß wenige Monate, nachdem er wieder einen Vertrag bei Hertha unterschrieben hatte, unter Trainer Hans Meyer oft nur auf der Tribüne.

Das hat sich grundlegend geändert. Nachdem er trotz der missratenen Saison bei Hertha eine gute Europameisterschaft in Portugal gespielt hatte, zeigte der Kroate auch bei Hertha konstant gute Leistungen. „Niko hat in dieser Saison gezeigt, dass er die Mannschaft führen kann“, sagt Falko Götz. Der Trainer setzte von Beginn der Saison an auf Kovac und ließ ihn dieses Vertrauen auch spüren. Im System von Götz ist nur Platz für einen defensiven Mittelfeldspieler, auch deshalb ist Kovac laut Götz mit seiner Aggressivität sehr wichtig für Hertha. Lange Zeit sah der Trainer Kovac und Pal Dardai „fast auf einem Level“, doch der Ungar kommt inzwischen nur noch dann zum Einsatz, wenn Kovac verletzt oder wie am vergangenen Wochenende bei der 1:2-Niederlage in Rostock gesperrt ist. Die Mannschaft verlor, weil sie sich ohne Kovac nicht genug gegen die Niederlage wehrte. „Wir haben ihn in Rostock sehr vermisst“, sagte Falko Götz nach dem Spiel.

Hinter den anderen vier, eher offensiv ausgerichteten Mittelfeldspielern ist Kovac vor allem dafür zuständig, Bälle abzufangen und mit einem guten ersten Pass die Gegenangriffe einzuleiten. Zudem dirigiert Kovac seine Mitspieler, er besitzt innerhalb der Mannschaft die dafür nötige Autorität. Der 33-Jährige hat im Spielsystem einen festen Platz und von dieser Position aus den Überblick über das Spielgeschehen. Dennoch ist er kein Spielmacher. Als er in der Hinrunde der vergangenen Saison den verletzten Marcelinho ersetzen und offensiv Akzente setzen sollte, ging das laut Kovac „in die Hose“.

Der Kroate hat vor allem deshalb wieder zu seiner alten Stärke zurückgefunden, weil er sich auf das beschränkt, was er am besten kann: defensiv Zweikämpfe gewinnen und mit einfachen, klaren Aktionen die Offensive einleiten. Auch so hat der gebürtige Berliner bereits vier Saisontore erzielt, drei davon mit dem Kopf. Obwohl er nur 1,76 groß ist, gewinnt Kovac auch im defensiven Mittelfeld viele Kopfballduelle mit seiner Zweikampfhärte. Seine Kampfstärke und seine Erfahrung demonstrierte er zuletzt beispielhaft beim 4:1 gegen Schalke 04, als er den Schalker Christian Poulsen zu einer Gelb-Roten Karte provozierte, nachdem dieser zuvor eine vom Schiedsrichter unbemerkte Tätlichkeit gegen Kovac begangen hatte .

Aber Niko Kovac weiß auf dem Platz genau, was er zu tun hat. Er hat im Laufe seiner Karriere bei Bayer Leverkusen, dem Hamburger SV und Bayern München reichlich internationale Erfahrung gesammelt. Mit jedem seiner Vereine hat Kovac in der Champions League gespielt. Nur mit Hertha noch nicht.

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